Selbstladeflinte Typhoon F12

Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, eine halbautomatische Flinte vom Typ F12 des türkischen Herstellers Typhoon zu schießen –  hier sind meine Eindrücke dazu:

Der erste optische Gesamteindruck ist – verglichen mit meiner Benelli M4 – imposant! Die F12 ist eine halbautomatische Flinte im Kaliber 12 und optisch dem AR-15 nachempfunden. In Verbindung mit dem großen Kompensator und einem großen Magazin ergibt sich damit ein sehr martialisches Äußeres. Wie beim AR auch, finden sich am Gehäuse die Sicherung (beidseitige Bedienung), der Betätiger für den Magazinauswurf an der rechten Gehäuseseite und der Verschlussfanghebel an der linken Gehäusesseite, letzterer wie mit einer Art „Bad Lever“ von Magpul auch von der rechten Seite aus bedienbar gemacht.

 

 

Features

Davon gibt es viele…

Verglichen mit meiner Benelli M4 schaue ich hier neidisch auf eine längenverstellbare Schaftkappe und eine höhenverstellbare Schaftbacke. Der Schaft meiner Benelli passt in der Länge zwar wunderbar, aber eine höhenverstellbare Schaftbacke hätte ich auch gerne! Ich habe es leider verpasst, das Spiel in der Schaftkappe der F12 zu prüfen. Für mich ist es immer ein Zeichen von Qualität, wenn davon möglichst wenig vorhanden ist. Am Ende der „Buffertube“ befindet sich am Gehäuse des „Uppers“ übrigens noch eine Schnalle zur Befestigung eines Gewehrriemens.

Die Waffe besitzt eine für Flinten recht lange Picatinny-Schiene auf der Oberseite des Uppers und eine kürzere „Quad“-Schiene im vorderen Bereich des Handschutzes. Hier gibe es auch ein wenig Punktabzug: Die Abstände der Quad-Picatinny-Schiene sind (aktuell) leider nicht ganz nach Standard gefertigt. Ich kann nur hoffen, dass der Hersteller da künftig nochmal nachbessert. Andererseits: Das am Vorderschaft zu befestigende Zubehör ist meist nicht so groß und ausladend, dass es gleich zwei Prallbolzen besitzt und folglich auch gleich zwei Picatinnynuten in Anspruch nimmt. Falls doch, heißt es feilen…

 

 

Sehr clever gelöst fand ich die Rückstoßdämpfung, diese technische Lösung habe ich so zum ersten Mal gesehen: Da der beim AR zu findende „klassische“ Recoil-Buffer – bestehend aus Feder und Masse – an diesem Gewehr konstruktionsbedingt in der Buffertube fehlt, wurde er kurzerhand in den Bereich des Vorderschafts integriert. Die wirkungsweise wird auf der Homepage des Händlers nochmals anhand eines Videos bei 2:24 sehr deutlich (der Link befindet sich weiter unten, klickt danach einfach auf „Typhoon Defence Industries“). Den Bereich des Vorderschafts kann man freilegen, indem man den Kompensator oder die Schalldämpferattrappe vom Lauf demontiert und anschließend mittels zweiteiligem Werkzeug (im Lieferumfang enthalten) die Kontermutter am Lauf entfernt. Der Vorderschaft kann dann leicht abgenommen werden und gibt den Blick auf den Lauf und zwei Hülsen frei, die zusammen mit der Feder den Rückstoß kompensieren. Die rechte Hülse besitzt zwei Markierungen, eine für schwächere und eine für stärker geladene Munition. Je nach verwendeter Munition wird diese Hülse also um 180° gedreht wieder aufgefädelt. Die linke Hülse verdeckt die darunter liegenden Gaskanalbohrungen, sie muss immer in gezeigter Position montiert werden.

 

 

Die Waffe im Schuss:

Kurz und knapp: Sehr angenehm! Die Rückstoßdämpfung durch das Feder-Masse-System im Vorderschaft leistet ganze Arbeit und ist wesentlich angenehmer, als es bei der Benelli M4 der Fall ist. Ich könnte noch nicht mal sagen, ob der Kompensator unter diesen Bedingungen überhaupt noch notwendig ist. Aber er leistet natürlich auch noch seinen Beitrag zur Rückstoßminderung und außerdem rundet er das Gesamtbild der Flinte natürlich optisch passend ab. Er muss einfach dabei sein…

Ich finde die Waffe alles in allem sehr interessant und würde sie gerne noch ausgiebiger hinsichtlich ihrer Treffgenauigkeit erproben.

 

Händler, Preis und Zubehör:

Gekauft wurde die Waffe zu einem Preis von ca. 1200 Euro bei Paco Guns im Norden der Republik. Dieser Händler bietet die Waffe in zwei unterschiedlichen Bundles an, vom zweiten und umfangreicheren Bundle handelt dieser Beitrag. Darin enthalten sind:

  • Halbautomatische Flinte F12 „Edition Maxi Black“ mit langem Handschutz
  • Kimme und Korn (vom Besitzer demontiert)
  • 2er-Magazin für Jäger
  • 5er-Magazin (auf den Bildern zu sehen)
  • 10er-Magazin
  • Zweiteiliges Werkzeug zur Demontage des Vorderschafts
  • Schalldämpferattrappe
  • Kompensator
  • Verschlussfanghebel für Bedienung m. rechter Hand
  • Vorderschaftgriff mit integriertem Zweibein
  • 6 Stück Wechselchokes
  • Magazintrichter
  • Gewehrriemen
  • Koffer
  • Öl

 

 

Weiteres Zubehör:

Zusätzlich zum Kompensator aus dem Bundle wurden der an der Waffe zu sehende Kompensator (ca. 150 Euro), sowie ein skellettierter Abzug – beide ebenfalls aus dem Hause Typhoon – montiert. Als optische Zielhilfe dient aktuell ein Reddot der Marke Hawke. Ich habe nur wenige Schuss damit gemacht, empfand den Rotpunkt aber als sehr scharf abgebildet. Kein Vergleich mit dem zerfransten Etwas, das ich noch von meinem EOTech 512 kenne! Laut Besitzer gab es mit dem Hawke Reddot nach ca. 400 Schuss Belastung bisher keinerlei Probleme.

 

Typhoon F12_09

 

 

Taktischer Schaft für Schwedenmauser, Teil 2

Schwedenmauser M63_01

Nachdem der Entschluss gefasst war, zwei Schwedenmauser zu kaufen, um einen dafür passenden Schaft in Eigenregie zu entwickeln, wurde erst mal online nach dafür verfügbaren Waffen geschaut.

Der naheliegende und unter Schützen und Jägern sicherlich bekannte Online-Marktplatz wurde dafür aber nicht ausgewählt. Uns ging es vielmehr darum, Gewehre ausprobieren und ggf. zurückgeben zu können, falls wir mit der Schussleistung nicht zufrieden sein sollten. Fündig geworden sind wir schließlich bei der Firma CDS Ehrenreich, die eine ganz ansehnliche Auswahl an Gewehren auf Lager hatte. Für die online angebotenen Repetierer gab es vom Händler zudem gleich eine Einschätzung zu den Zuständen von Brünierung, Schaft und Lauf – was uns bei der Auswahl sehr geholfen hat. Zwei Matchgewehre M63 sind es schließlich geworden, von dem eines wieder zurück geschickt wurde. Das erste M63 habe ich behalten, das zweite wurde ca. zwei Wochen später durch einen „normalen“ Mauser M96 ersetzt und ging an meinen Schützenkollegen.

Für uns ergab sich daraus eine kleine Unsicherheit, ob sich die beiden Systeme später nicht doch noch irgendwo maßlich Unterscheiden würden, darauf musste einfach nochmal besonderes Augenmerk  geworfen werden. Das ging natürlich erst, sobald beide Systeme ausgeschäftet waren.

Die ersten Schritte war folglich, das (zuerst verfügbare) System M63 auszuschäften, es genauestens zu vermessen und davon im CAD ein Modell zu erstellen.

 

Ausschäften

Zwei Stunden Arbeit für drei Schrauben, das war so nicht geplant! Das M63 besitzt wie das M96 zwei Schlitzschrauben (war damals halt so) an der Unterseite des Abzugsbügels/Magazinschachts, die das System durch den Schaft fixieren. Zusätzlich hat das M63 noch eine weitere Schraube quer durch den Holzschaft, die für mich unerklärlich fest saß. Ich habe mein gesamtes Körpergewicht (und das ist nicht wenig) auf den Schlitzschraubendreher verlagert und dann am – dort glücklicherweise vorhandenen – Sechskant nochmal einen Maulschlüssel angesetzt. Im Schneckentempo ging die Schraube dann einige Gewindegänge raus, der Kopf war aber schnell hinüber, sodass ich diesen dann schließlich anbohren und die Schraube mit einem Linksausdreher rausholen musste.

 

Ein Blick ins Innere lässt erkennen, dass das System des M63 zusätzlich mit Harz ausgegossen wurde. Beim M96, der später auch noch ausgeschäftet wurde, war das allerdings nicht der Fall.

 

 

Hier nochmal die Einzelteile des M63 ohne Schaft:

 

 

Und hier die beiden Systeme M63 (oben) und M96 (unten) im Vergleich:

 

 

CAD-Modell

Jetzt begann der Teil der Arbeit, bei dem die meiste Sorgfalt notwendig war, denn alle auf einem ungenauen Modell basierenden Konstruktionen würden später zu Passungenauigkeiten beim Zusammenbau aller Teile führen. Beim Hantieren mit dem ausgeschäfteten System ist mir dann erstmals aufgefallen, dass das M63 einen Lauf sowie einen Matchabzug von Schulz und Larsen hat – eine Firma deren Namen eine gute Präzision verspricht. Als ob ein M96 davon von Haus aus zu wenig hätte! Egal, was man hat, das hat man.

 

Nachdem die Systemhülse im CAD war, konnte dann damit begonnen werden, den Schaft mit allem Drum und Dran zu konstruieren. Zuvor gab es noch eine Konstruktionsbesprechung mit meinem Kollegen, in der alle wichtigen Merkmale festgehalten wurden, die dem jeweiligen Schützen am Herzen lagen. In den meisten Punkten gab es Übereinstimmung, nur bei wenigen mussten wir Kompromisse eingehen.

Tja und einige Eigenschaften des Schwedenmausers waren bauartbedingt einfach schon vorgegeben, damit musste man später einfach fertig werden. Hier eine kleine Auswahl wichtiger Punkte aus unserem Lastenheft:

  • Pistolengriff muss einfach sein.
  • Picatinny-Schiene und ZF am fertigen Gewehr sind ebenfalls Pflicht, doch wie und wo soll die Schiene befestigt werden? Eine seitliche Montage am Schaft kam für uns beide nicht in Frage. Vorgefertigte Picatinny-Schienen zur Montage auf die Systemhülse wären eine Möglichkeit, doch für Schwedenmauser leider Fehlanzeige, zumindest habe ich keine gefunden.
  • Und was geschieht mit dem geraden Kammerstengel, wenn eine Lösung für Schiene und ZF gefunden sind? Eine Kollision beim Repetiervorgang wäre hier später unvermeidbar. Absägen und Umbiegen wären möglich, sind aber nur mit Waffenbearbeitungserlaubnis durchführbar (ja, auch das Umbiegen!).
  • Ein Magazin soll unbedingt verwendet werden. Soll hier ein Kaufteil oder ein Eigenbau (evtl. durch Rapid Prototyping) zum Zuge kommen? Das bisherige Laden mit Ladestreifen würde bei erfolgreicher Verwendung von Picatinny-Schiene mit ZF jedenfalls nicht mehr möglich sein, da dieser von oben nicht mehr hätte zugeführt werden können.
  • Wie gestaltet sich die Griffaufnahme, wenn genau dort eigentlich irgendwo noch die Systemschrauben untergebracht werden müssen?

Nach und nach wurde das Lastenheft abgearbeitet und bei einigen Details konstruktionstechnisch nochmal die eine oder andere Extrarunde gedreht. Die nachfolgenden Bilder zeigen jedenfalls den Werdegang des Projekts im CAD in groben Zügen. Einige Kaufteile sind dabei gleich mit visualisiert worden, so z.B. Zielfernrohr Sightron SIII 8-32×56, HM-Montageringe 12,7mm, Magpul PRS Schaftkappe, AR15-Griff, 5-Schuss-Magazin Tikka T3, Riemenbügelöse und Zweibein.

 

Natürlich waren nicht alle benötigten Teile sofort vorhanden und so wurde die CAD-Konstruktion teilweise durch die Lieferzeit von Kaufteilen unterbrochen, wenn deren Vermessung für die Konstruktion angrenzender Teile wichtig war. Nach insgesamt knapp 4 Wochen war das Design dann schließlich abgeschlossen und das komplette Konzept wurde bei einem Betrieb für zerspanende Metallarbeiten vorgestellt. Nach der Konstruktionsbesprechung wurde vereinbart, zunächst einen Kunststoffklotz mit sämtlichen für die Aufnahme der Systemhülse wichtigen Geometrien nebst einigen Kleinteilen für den Magazinauswurf anzufertigen. Über das Ergebnis werde ich im nächsten Beitrag berichten.

 

Hier geht es zum dritten Teil der Serie…

 

 

Magazinkompatibilität Ruger Precision Rifle

 

Ruger Precision Rifle

Quelle: https://www.ruger.com/dataProcess/rpr/challenge.php

Gestern habe ich das Ruger Precision Rifle kurz in den Händen gehabt. Es war funkelnagelneu und leider nicht meines – das Einschießen gebührt daher natürlich dem Besitzer. Man beachte den Kammerstengel: Trotz des Aussehens handelt es sich um ein Repetiergewehr, hier im Kaliber .308 Win. Laut Besitzer ist es schon für knapp 1300 Euro zu haben.

Da ich mich kürzlich mit verschiedenen Magazinen auseinander gesetzt habe, habe ich die Gunst der Stunde gleich mal für einige Tests genutzt.

Das Gewehr wird mit einem Magpul-Magazin ausgeliefert, es handelt sich dabei um das PMAG 10 Gen. 3. Selbstverständlich passt es in den Magazinschacht.

20160625_115006

 

Das Ruger-Magazin vom Gunsite Scout Rifle aus dem ersten Artikel passt leider nicht hinein (um genauer zu sein: Es arretiert nicht).

Nacharbeit Ruger Magazin 7

 

Das Magazin von Accurate Mag (links im Bild) passt wiederum.

Accurate Mag - Ruger .308 1

 

Hier noch ein kurzes Video zur Kompatibilität von PMAG 10 Gen.3 und Accurate Mag am Ruger Precision Rifle.

 

Es liegt schon auf der Hand, dass der Besitzer eines Ruger Precision Rifle dann doch eher die PMAGs anstatt die wesentlich teureren Blechmagazine von Accurate Mag kauft. Aber wer partout Blech bevorzugt, weiss ja jetzt, was er sich kaufen könnte…

 

AR-15 -Montage auf Dreibein-Stativ

AR-15 Hera Arms Dreibein-Stativ 01

Die Idee, eine Langwaffe auf ein Dreibein-Stativ zu montieren, stammt ursprünglich von Tim. Damals habe ich noch behauptet, dass die Umsetzung schnell zu bewerkstelligen wäre, habe das Projekt dann aber aus den Augen verloren, weil ich keine Notwendigkeit mehr darin gesehen habe. Schließlich schießt eine Langwaffe auch sehr gut von einem Zweibein aus. Ein weiterer Grund die Sache nicht anzugehen, war mein damaliges Dreibein mit einem Wert von unter 20 Euro – das wäre unter der Last einer Langwaffe mit Sicherheit zusammengeklappt! Ein Umdenken ergab sich bei mir erst nach dem Kauf eines massiven Stativs mit zugehörigem Getrieberegler – ab dann fand ich die Idee, auch in anderen Anschlagsarten (auch im Gelände) präzise schießen zu können, doch gleich viel interessanter !

In meinem Fall handelt es sich dabei um das Stativ MT190XPro3 von Manfrotto, sowie den Getrieberegler Junior MA 410 vom gleichen Hersteller mit einer Tragkraft von ca. 5kg (siehe Artikel zum Zeiss Diascope mit Leica CRF 1600-B). Mein AR-15 von Hera Arms liegt noch unterhalb dieses Limits, die Savage 10 BA liegt mit einem Gesamtgewicht von knapp 7,5 kg jedoch schon um einiges darüber. Egal – das muss das Zeug trotzdem abkönnen! Mal abgesehen davon, lässt sich das Stativ von Manfrotto durch die variable Beinstellung auch extrem tief justieren, wodurch ein Schießen im liegenden Anschlag auch wieder möglich sein sollte.

Das Konzept für die Gewehrauflage des AR-15 von Hera Arms stand eigentlich schon, bis mir kurz vor Anfertigung der Teile noch eine wesentliche Vereinfachung der Konstruktion eingefallen ist, mit der man mit nur einem einzigen Kaufteil und dessen Nacharbeit zum Ziel kommt. Ausschlaggebend war die Tatsache, dass mein Handguard ja eigentlich eine Quadrail aufweist und ich anstelle einer Befestigung auf der 3- und 9-Uhr-Schiene ganz einfach die 6-Uhr-Schiene benutzen kann. Doch die Arbeit war nicht umsonst, das alte Konzept wende ich dann einfach bei meiner Savage 10 BA an. Wer keine 6-Uhr-Schiene besitzen sollte, muss also auf den Folgebeitrag warten und dann ggf. Anpassungen vornehmen. Sollten auch keine Schienen auf 3- und 9-Uhr vorhanden sein, dann wird´s vielleicht mal Zeit für einen neuen Schaft…

 

Der Nachbau:

Erste Grundlage muss ein stabiles Dreibein sein, da gibt es viele verschiedene auf dem Markt. Auf meines habe ich einen Getrieberegler geschraubt, weil ursprünglich das Spektiv damit bedient werden sollte. Das heißt in diesem Fall für mich, dass ich mit dem Gewehr im Anschlag nun – zumindest theoretisch – keine Bewegungen mehr ausführen kann. Andererseits sollte ich mit diesem Getrieberegler dann aber das Gewehr ziemlich genau ins Ziel justieren und sogar loslassen können, ohne den Zielpunkt zu verlieren – natürlich auch nur theoretisch, denn hier kommt es auch auf das Spiel im Getrieberegler und dessen Selbsthemmung an. Es wird sich also noch zeigen, ob diese Kombination Sinn macht oder ob ein Fluidkopf vielleicht doch besser geeignet ist.

Aus Gründen der Bequemlichkeit habe ich mir zum Getrieberegler kurzerhand noch eine weitere Schnellwechselplatte gekauft. Vorteil dabei: Je eine Schraube 3/8“-16 UNC und ¼“-20 UNC sind im Lieferumfang enthalten. Zum 3/8“-Gewinde besitze ich zwar den passenden Gewindebohrer, aber da die Schäfte der Schrauben sowieso abgedreht sind, tun es auch herkömmliche Schrauben M5.

Das einzige Kaufteil, das man nun benötigt, ist eine Picatinny-Schiene, genauer gesagt ein Pictinny-Riser. Solche mit einer Erhöhung von 25-30mm haben eine recht massive Basis, die wir uns zu Nutze machen. Zusätzlich hat der Riser eine große Rändelmutter, die sich erstens bequem und zweitens auch noch ohne weiteres Werkzeug festziehen läßt.

Wer genau den gleichen Artikel wie auf den Bildern kaufen möchte, kann diesen z.B. unter folgendem Link bestellen:

Picatinny-Riser

 

Riserlänge:

Die Waffe wird zunächst mal mit dem größten bei Euch verfügbaren Magazin bestückt und so auf das Dreibein aufgelegt, dass ein Magazinwechsel noch möglich ist. Wer auf der 6-Uhr-Schiene keine Anbauteile besitzt, hat Glück gehabt und muss den Riser nicht in der Länge kürzen. Bei mir ist da noch der AFG II von Magpul. Er sitzt so nah am Magazinschacht, dass eine der beiden Riser-Klemmungen auf jeden Fall der Säge zum Opfer fallen wird. Den entsprechenden Querstift habe ich vor dem Zuschnitt einfach schonmal ausgepresst. Jedenfalls sollte man mit aufgelegtem Gewehr schonmal prüfen, ob die Schiene nicht doch gekürzt werden sollte, oder ob eine mittige Lage auf dem Stativkopf markiert werden muss.

Picatinny-Riser 03

 

Riserhöhe:

Die beiden senkrechten Stege, die das obere Picatinny-Profil tragen, müssen nun mitsamt dessen abgeschnitten oder besser abgefräst werden. Bei mir ist das nicht bis auf die Oberfläche der Basis geschehen, weil ich dann wahrscheinlich die seitliche Klemmschiene nicht mehr hätte montieren können (ein kleiner Höhenunterschied muss schon sein). Auf den Bildern blieb eine Steghöhe von ca. 1mm stehen, es sollten aber besser 3-5mm sein.

Picatinny-Riser 04

 

Weitere Modifikation:

Da ich in meinem Fall durch den Wegfall einer Klemmung eine ungenügende Befestigung befürchtet habe, wurde kurzerhand noch ein weiteres Durchgangsloch in den Riser gefräst (wegen fehlendem Material auf der Unterseite wird nicht gebohrt, der Bohrer würde verlaufen). Der lose Querstift wird einfach wieder in das neue Loch eingepresst. Damit eine Passgenauigkeit mit der Quadrail wieder gewährleistet ist, kann das gemäss Spezifikation nur im Abstand von Vielfachen von 10mm geschehen (siehe auch „Picatinny-Schiene“ bei Wikipedia). Hierzu habe ich mit einem Höhenreißer die X- und Y-Koordinaten des ersten Stifts ermittelt, die Bohrung/Fräsung für den zweiten Stift entstand dann in einem Abstand von 50mm. Mit einem Bohrungsdurchmesser von 6,0mm und einem Kopfdurchmesser des Stiftes von 6,1mm war die Klemmkraft aber leider nicht ausreichend. Beim Festschrauben hat sich der Stift glatt selbst durch die Bohrung gezogen! Hier bin ich dann mal kurz ins Schwitzen gekommen…

Picatinny-Riser 05

Die Lösung des Problems sah folgendermaßen aus: Der Kopf des Stiftes muss durch kräftige Hammerschläge so deformiert werden, dass sich im oberen Bereich an der Kante der Außendurchmesser vergrößert. Zur Sicherheit habe ich noch mehrere kräftige Körnungen in der Kopfmitte platziert, rückwirkend betrachtet hat das aber keinen Effekt gehabt. Der Stift muss während dieser groben Arbeiten abgestützt werden, damit er nicht verbiegt! Ich habe dazu einfach beide Muttern aufgefädelt und auf dieses Konstrukt geschlagen.

Picatinny-Riser 06

 

Anschließend habe ich das Klemmprofil des Risers im Bereich der neuen Bohrung mit Durchschlag und Hammer auch noch deformiert. Das muss vorsichtig geschehen, denn das Profil soll ja anschließend noch ans Gewehr passen. Der Stift liess sich nach dieser Spezialbehandlung dann nur noch mit einem Hammer einschlagen – Ziel erreicht!

Gewindebohrungen:

Der Riser sollte nun an der Unterseite der Waffe angeklemmt und mit der abgefrästen Fläche auf die Schnellwechselplatte aufgelegt werden. Abhängig von deren Befestigungsmöglichkeiten könnt Ihr nun die Gewindebohrungen im Riser festlegen. Damit sich die Konstruktion während des Einsatzes nicht verdrehen kann, empfehle ich, mindestens zwei Gewinde zu schneiden. Bei mir sind es zwei Gewinde M5.

Der provisorische Zusammenbau hat ergeben, dass zum bequemen Anziehen der Risermuttern doch noch etwas Platz fehlt, weil sie die Schnellwechselplatte berühren. Ich habe aus diesem Grund eine schmale Aluplatte (t=5mm) untergelegt. Wer die Stege des Risers nicht so stark abfräst (wie erwähnt, besser 3-5mm stehen lassen), benötigt diese Platte nicht. Es hat sich hier auch schon gezeigt, dass der Getriebekopf Spiel aufweist und man das Gewehr doch noch ein klein wenig justieren kann, wenn man es im Anschlag hat. Fluch oder Segen, das wird sich noch herausstellen…

Hat man alles beisammen, sollten alle Teile nochmal lackiert werden, bevor der Zusammenbau mit der Schnellwechselplatte stattfindet.

Im Einsatz:

Auf dem Schiessstand werde ich zwei Arten des Schießens ausprobieren. Zuerst wird das System auf einen Zielpunkt ausgerichtet und dann sich selbst überlassen. Der Abzug wird betätigt, ohne dass der Schütze das Gewehr im Anschlag hat. Was dabei herauskommt, wird die „Eigenpräzision“ des Dreibeins sein. Ich hab da auch keine allzu großen Erwartungen…

Auf der 100m-Bahn habe ich alles aufgebaut und ein Magazin mit 10 Schuss geladen. Nach dem ersten Schuss habe ich die Idee, dass AR ohne Anschlag zu schießen auch schon wieder aufgegeben: Das mündungsnahe Bein des Stativs hat durch den Rückstoss ein wenig abgehoben und danach war das Ziel natürlich nicht mehr im Fadenkreuz – obwohl die Waffe im Schwerpunkt gelagert ist! Für die restlichen neun Schüsse habe ich das AR dann in den Anschlag genommen, mit der anderen Hand das Stativ stabilisiert und zügig geschossen (ca. 30 Sekunden). Das entstandene Schussbild der 1+9 Schüsse seht Ihr hier:

AR-15 Hera Arms Dreibein-Stativ 11

 

Mir ging es vorrangig darum, die Handhabbarkeit des Systems zu testen. Wer sich Zeit nimmt, bekommt mit Sicherheit die gleichen engen Streukreise hin, wie sie im ersten und auch im zweiten Artikel zum AR zu sehen sind. Durch das bereits oben erwähnte Spiel im Getriebekopf konnte ich im Anschlag auf eine Distanz von 100m übrigens noch jedes Ziel auf der Kurzwaffenscheibe anvisieren.

Ich hab mich nochmal auf die Schießbahn begeben und auf 50m nachfolgendes Schussbild geschossen. Diesmal habe ich mir für die 10 Schüsse auch Zeit gelassen.

 

AR-15 Hera Arms Dreibein-Stativ 24

 

Mein Fazit:

Die Konstruktion ist durchaus brauchbar, sie ist in der hier beschriebenen Zusammenstellung aber nur für das Schießen auf statische Ziele geeignet. Wer flexibler sein möchte, sollte für die Umsetzung besser einen Fluidkopf auf dem Stativ verwenden.

Die Vorrichtung wird wohl eher für Schützen interessant sein, die sich auch im Gelände bewegen/platzieren, wie z.B. Jäger. Da ich keiner bin, schlägt meine Stunde dann auf dem Truppenübungsplatz.

Sitzender/Kniender Anschlag

Liegender Anschlag:

Stehender Anschlag:

AR-15 Hera Arms Dreibein-Stativ 25

 

Hera Arms The 15th, Teil 2

Nachdem ich mein AR-15 von Hera Arms nun schon ca. 10 Monate besitze, möchte ich mit diesem Artikel einfach mal ein kurzes Update geben. Schließlich besteht an Teil 1 des Artikels zum Review immer noch reges Interesse.

Hera Arms The 15th 2.1

Mittlerweile wurden aus dem Halbautomaten 1522 Schuss abgefeuert und ich habe mir beim letzten Training vorgenommen, die Präzision der Waffe mal zu überprüfen. Klar, dass sowas immer auch von der Tagesform und kontinuierlichem Training abhängt – aber seht selbst.

Das nachfolgende Schussbild von 10 Schüssen entstand wie zuvor auch im sitzenden Anschlag auf 100m mit Zweibein, Sandsack am Hinterschaft, sowie dem vergleichsweise günstigen ZF 3-12×44 Compact von UTG. Diesmal war allerdings der Matchabzug Hiperfire 24C eingebaut. Bei der Munition handelt es sich immer noch um die gleichen Ladedaten wie in Teil 1 mit 55gr.-Geschossen.

Schussbild Hera Arms 100m 2.1

Bei der Scheibe handelt es sich übrigens wieder um eine BDS-Kurzwaffenscheibe, mit einem Durchmesser der Mouche von 25mm und einem Durchmesser der „10“ von 50mm. Betrachtet man die 7 Einschüsse im linken Bereich, liegen diese sehr eng zusammen, an der 5er-Gruppe links unten gibt es schon mal gar nichts zu meckern. Tja, und dann gibt es da noch die drei Einschüsse auf der rechten Seite… Die gehen ganz klar auf mein Konto, scheinbar habe ich es nicht geschafft, zehn Mal immer wieder gleich durch das ZF zu schauen. Zeit zum Schießen hatte ich ja eigentlich genug. Jedenfalls gibt es aufgrund des Schussbildes für mich keinen Grund zur Besorgnis und so bin ich zur 300m-Bahn gegangen.

 

Hier habe ich zur Munition mit 68gr.-Geschossen (abermals die alten Ladedaten wie im ersten Artikel) gewechselt und folgendes Ergebnis im liegenden Anschlag auf einer Distanz von 300m geschossen:

Schussbild Hera Arms 300m 2.2

Die Mouche besitzt bei dieser elektronischen Anlage einen Durchmesser von 50mm und die „10“ einen von 100mm. Das Schussbild finde ich sogar besser, als im ersten Teil des Artikels.

 

Über eine Schwachstelle am Gewehr möchte ich noch berichten: Zum Reinigen entferne ich nur den hinteren Pin, klappe das Gewehr etwas zusammen und lasse es dann auf Zweibein und Hinterschaft stehen. Der Staubschutzdeckel klappt beim Herausnehmen des Verschlusses allerdings etwas mehr als 180° nach unten, was dazu führt, dass beim Schließen von Upper und Lower der Staubschutzdeckel im Weg ist. Ist man also unvorsichtig, fliegt der Deckel kurzerhand weg, weil dessen Kunststoffpin abschert. So bei mir geschehen. Den Pin gibt es leider nur in Kombination mit einem neuen Deckel. Wenn ich mich recht erinnere, sind dafür 15 Euro fällig – ärgerlich. Ich habe mir mit einem neuen Pin aus Edelstahl ausgeholfen, zur Installation muss aber der Handguard abgenommen werden. Mit den drei Klemmschrauben und den beiden Madenschrauben kein wirklich großer Akt. Probleme gab es aber beim Einschieben des Edelstahlpins, weil Stahl ja wesentlich unflexibler als Kunststoff ist. Im Falle eines Schadens rate ich also eher zum Kauf des Originalteils, das spart zumindest mal Nerven. Vorsorglich könnte man außen am Gewehr oder dem Staubschutzdeckel auch einen Abstandshalter (Filz, Kunststofflinse für Schranktüren etc.) anbringen.

Hera Arms The 15th Pin

Nachfolgend noch einige aktuelle Bilder der Waffe, jetzt auch mit Hiperfire 24C und Magpul BAD Lever.