Zu Beginn der Arbeiten am „Projekt Schwedenmauser“ stand ja das Ausschäften und Vermessen des Systems für die Konstruktionsarbeiten im Vordergrund. In diesem Zuge sind natürlich auch gleich alle nicht benötigten Anbauteile vom Gewehr demontiert worden und zum Vorschein kam eine Nacharbeit an der Laufmündung (der Durchmesser wurde leicht abgedreht) zur Aufnahme eines Kornträgers. Die Arbeit war ordentlich gemacht, allerdings offenbarte sich eine metallisch blanke Stelle, die nachträglich leider auch nicht mehr brüniert wurde.
Schön anzusehen war das jetzt nicht unbedingt und so habe ich mir das zum Anlass genommen, mich auch mal an der Konstruktion einer Mündungsbremse zu versuchen. Diese Arbeit möchte ich hiermit nun vorstellen und Anregungen für eigene Varianten geben. Meine Gedanken und Entscheidungen zur Wahl von Werkstoff und Geometrien will ich hier teilen, wobei ich betonen muss, dass meine Kenntnisse der Außenballistik oder gar Aerodynamik Basiswissen sind. Ich habe ebenfalls keine Lektüre gehabt, die diese Thematik näher beschrieben hat, wohl aber einige Mündungsbremsen als Anschauungsmaterial von anderen Gewehren.
Klemmen oder Anschrauben?
Tja, die Wahl fiel wirklich leicht: Als Sportschütze ohne Bearbeitungserlaubnis von Schusswaffen kommt es leider nicht in Frage, an der Laufmündung ein Gewinde nachzuschneiden – selbst wenn die Möglichkeit besteht. Und so musste eben ein Teil zum Klemmen konstruiert werden.
Werkstoff
Der erste Blick galt meiner Savage 10 BA. Dieses Gewehr hat ja ab Werk bereits eine Mündungsbremse, von der ich mal annehmen darf, dass sie von Leuten konstruiert wurde, die das häufiger machen als z.B. ich. Was liegt da also näher, als sich da gleich etwas abzuschauen? Das Teil an der Savage 10 BA ist eindeutig aus Stahl, unschwer zu erkennen. Das Abkupfern hab ich dann aber eher für die Geometrie beherzigt, denn beim Werkstoff wollte ich dem ohnehin schon langen Lauf meines Schwedenmausers nicht noch mehr Masse zumuten. So habe ich mich für 7075 Aluminium entschieden. Zu Beginne hatte ich Sorgen, dass die Pulvergase das Material mit der Zeit abtragen, es werden ja immer noch kleinste Partikel beim Schuss mit herausgeschleudert. Nach ca. 1200 Schuss die mittlerweile durch sind, ist davon aber keine Spur zu erkennen.
Symmetrie
Auch wenn ich das als Basiswissen voraussetze, sei es hier der Ordnung halber nochmal erwähnt: Wenn der Kompensator dem Hochschlagen der Waffe entgegen wirken soll, dann sollten zwei Dinge beachtet werden:
- Er sollte zu einer senkrechten Achse sysmmetrisch ausgeführt werden sein, damit die Gase gleichmäßig nach links und rechts abgeführt werden können.
- Um dem Hochschlagen entgegen zu wirken, sollte er zu einer waagrechten Achse asymmetrisch sein. Es muss also möglich sein, die Pulvergase nach oben abführen zu können, damit dieser Impuls dem Hochschlagen der Waffe entgegen wirkt, diese also gewissermaßen wieder zu Boden gedrückt wird.
Dabei ist es unerheblich, ob die Symmetrie nach links und rechts nun durch waagrechte Kanäle oder durch schräge (V-förmige) Kanäle erreicht wird. In Summe werden sich die vektoriellen Größen immer gegenseitig aufheben. Um dem Projektil nicht unbeabsichtigt einen Impuls in die eine oder andere Richtung zu verpassen, sollte die Anfertigung mit den entsprechenden Maschinen erfolgen, nur so ist die größtmögliche Genauigkeit/Symmetrie zu erzielen.
Senkrechte Teilung in Laufrichtung: Symmetrie nach links und rechts
Waagrechte Teilung in Laufrichtung: Keine Symmetrie, die „Kammern“ sind nach oben hin offen
Geometrie
Die für mich wichtigste Frage war: Wie groß soll der Bohrungsdurchmesser für das Projektil werden?
Nicht verzagen, Savage fragen: Für das Kaliber .308 Win. ist der Durchmesser des Projektils ja mit 7,62mm bekannt. Der Bohrungsdurchmesser am Kompensator der 10 BA ist mit 9mm vermessen worden. Das macht 1,18 mal den Projektildurchmesser. Übertragen auf das Kaliber 6,5×55 wäre dies ein Bohrungsdurchmesser von 6,5mm*1,18=7,7mm. Da ich vorsichtig war, sind es aber auch hier wieder 9mm geworden. Die Expansion der Pulvergase erfolgt sowieso unweigerlich beim Verlassen der Mündung. Ob der Gasstrahl nun noch einige Millisekunden länger kanalisiert wird oder nicht, war für mich eher nicht so wichtig. Früher oder später erreicht er sowieso die Kammern, durch die er abgeleitet wird.
Wie viele Kammern sind eigentlich notwendig und welchen Winkel sollten diese zueinander haben? Und welche Gesamtlänge sollte gewählt werden? Hier sind andere eigene Gewehre oder das Internet recht hilfreich. Suchbegriff eingeben und mal schauen, was andere so machen. Zu lange Mündungsbremsen sehen irgendwann lächerlich aus. Mal ganz zu schweigen davon, dass der Fertigungsaufwand für eine zentrische Bohrung immer höher wird und eine Kollision mit dem Projektil unbedingt vermieden werden sollte. Auch ich habe mich an bestehenden Konstruktionen orientiert und Gesamtlänge, Kammeranzahl und Kammerwinkel abgeschaut. Die nachfolgende Zeichnung ist dabei heraus gekommen:
Ich habe dabei eine Klemmnabe mit nur einseitiger Verschraubung gewählt. Der Fertigungsaufwand dürfte hier etwas höher sein als bei einem einzigen waagrechten Schlitz mit beidseitiger Klemmung links und rechts. Bei der abgedrehten Länge an meinem Lauf des Schwedenmausers war es ein Experiment, ob diese Klemmlänge ausreicht, dem entstehenden Gasdruck zu widerstehen. Glücklicherweise habe ich alles richtig gemacht, der Kompensator sitzt seit jeher bombenfest auf dem Lauf, verdreht sich nicht und wandert auch nicht nach vorne. Maßgeblich dafür ist aber auch die Wahl des Durchmessers der Klemmnabe mit seiner Toleranz. Für gewöhnlich wähle ich +0,2mm im Durchmesser als Nennmass mit +0,05mm als Toleranz (Gemessener Laufdurchmesser 15,4mm ergibt Nennmass 15,6mm mit +0,05mm Toleranz).
Achtung bei der Wahl der Klemmschraube: Da ich diese Schraube richtig fest anziehe, empfehle ich eine Mindestfestigkeit von 8.8, herkömmliche Schrauben aus Edelstahl kommen für mich somit nicht mehr in Frage, da sie zu weich sind.
Mein Fazit:
Im Einsatz hat sich der Kompensator bisher sehr gut bewährt. Dabei bin ich schon schnell zufrieden zu stellen: Er ist mir bisher schlichtweg noch nicht um die Ohren geflogen! Das Kaliber 6,5×55 Schwede ist für seinen recht gutmütigen Rückstoss bekannt, ein Kompensator ist bei einem solchen Kaliber ehrlich gesagt nicht wirklich notwendig. Aber Experimentierfreude und der Wunsch nach etwas mehr martialischem Aussehen standen hier im Vordergrund und allein deshalb war es schon ein Erfolg. In technischer Hinsicht befinden sich die Schmauchspuren genau an den Stellen, an denen ich sie erwartet habe, denn ich hatte ja bereits einen Kompensator aus Serienproduktion als Vorlage und Anschauungsmaterial. Verglichen mit diesem findet die Ableitung der Pulvergase also tatsächlich so statt, wie es gewünscht war. Bei genauem Hinsehen, ist das auf den Bildern sogar zu erkennen.