Stahl selbst brünieren

Im Rahmen meines Projekts „Taktischer Schaft für den AG42B“ habe ich mich mal selbst daran versucht, Stahlteile zu brünieren. Die Gelegenheit, das gerade jetzt auszuprobieren war günstig, denn ich hatte einige Teile, die später nach der Montage nicht wirklich im sichtbaren Bereich sein werden. Trotzdem sollten sie mit der Zeit nicht rosten und so habe ich kurzerhand versucht, sie mit einer Schnellbrünierung aufzuhübschen und gleichzeitig zu konservieren. Ich habe es mir einfach gemacht und mal beim großen Online-Versandhändler nach dem Schlagwort „Brünieren“ gesucht. Es dauerte nicht lange und ich habe die nachfolgende Schnellbrünierung von Ballistol gefunden, die mit knapp über 270 Bewertungen durchweg gut weggekommen ist und für unter 11 Euro zu haben war.

Hier ist ein kurzer Bericht zu meiner Vorgehensweise und den Resultaten meiner Arbeit.

Sicherheitsvorkehrungen

Das Zeug ist alles andere als gesund! Arbeitet an einem Ort, an dem Ihr von der Brünierung auch etwas verschütten könnt, ohne dass der Untergrund für immer verschandelt ist, denn ätzend ist sie auch noch. Gummihandschuhe sind sehr empfohlen, ich hatte glücklicherweise dünne aus Nytrilkautschuk, mit denen hat man noch viel Feingefühl beim Arbeiten. Falls möglich, sorgt für ausreichend Belüftung.

Vorarbeit am Bauteil

Das ist schnell erklärt: Durch irgendeine Bearbeitung ist ein Stahlteil nun an einer Stelle blank. Wenn diese Stelle später wieder schön aussehen soll, empfehle ich, sie mit Schleifpapier von 400er Körnung vorzubehandeln.

Mindestens die Stelle, wenn nicht das ganze Bauteil, sollte vor dem Brünieren auch mit Waschbenzin sorgfältig entfettet werden. Ich habe dazu eine kleine Espresso-Tasse geopfert und kurzerhand einige Teile darin versenkt. Die Schrauben auf dem unteren Bild wurden alle gekürzt und teilweise noch am Kopfdurchmesser abgedreht.

Aufgetragen habe ich die Brünierung mit einem Wattestäbchen. Man kann erstaunlich viel Fläche auf diese Art und Weise bestreichen, die Flasche wird bei mir wohl ewig halten! Was mich sehr gewundert hat, war, dass die Brünierung sofort mit dem Stahl reagiert hat. Er ist fast schlagartig geschwärz worden. Eine etwas längere Schraube habe ich am Schaft mit dem Kopf zuerst in die Flasche getunkt. Auf einem Blatt Papier wollte ich die überflüssige Brünierung dann loswerden und habe die Schraube aufgesetzt, allerdings hat es fast keinen Abdruck gegeben…

Die Teile habe ich nach der ersten Anwendung 25 Minuten ruhen lassen und so sehen sie danach aus:

Was auch immer sich da für eine Schicht gebildet hat, ich habe sie mit etwas Poliervlies leicht abgerieben. Die Prozedur des Brünierens habe ich dann ohne erneutes Entfetten wiederholt und nach weiteren 25 Minuten diesmal mit einem weichen alten T-Shirt abgerieben. Das Ergebnis ist überraschend gut! Zum Vergleich habe ich zwei weitere noch nicht brünierte Schrauben dazu gelegt.

Nachbehandlung

Nachträgliches Abreiben scheint erstmal nicht zu reichen. Die Brünierung ist wohl auch weiterhin am wirken, so hat sich auf den Bauteilen am nächsten Tag stellenweise wieder eine leichte Oxidschicht gebildet. Nach dem nochmaligen Abreiben mit einem ölgetränktem Stück Stoff war es dann aber schließlich erledigt und der chemische Prozess war am nächsten Tag beendet. Bauteile, die direkt noch am Tag der Brünierung mit Öl abgewischt wurden, haben am Folgetag trotzdem noch eine neue Oxidschicht gebildet – das war allerdings nur sehr wenig. Nach erneutem Abwischen mit Öl war dann auch hier ab dem zweiten Tag alles gut.

Okular-/Objektivkappe an ZF anpassen

Als Fan von Zielfernrohren der Marke Sightron habe ich bereits einige Exemplare davon auf verschiedenen Waffen. Am Zielfernrohr S-Tac 4-20×50 auf meinem AR-15 hat sich aber jüngst eine Schwachstelle an der Objektivkappe gezeigt: Selbige steht beim Öffnen nicht mehr unter der anfänglichen Federspannung. Das wundert mich etwas, denn es handelt sich um das neueste ZF in meinem Besitz.

Vom letzten ZF „Everest“ von Tac Vector Optics hatte ich noch zwei Kappen von Butler Creek übrig, die ich stattdessen verwenden wollte. Jene für das Okular war leider zu groß und die für das Objektiv (D=58mm Außendurchmesser) mit einem Innendurchmesser von 57,2mm leider etwas zu klein.

Mit Gewalt Draufquetschen wäre vielleicht möglich gewesen, habe ich mit Rücksicht auf die nachträgliche Lackierung dann aber doch lieber gelassen. Ich habe stattdessen versucht, den Durchmesser der Objektivkappe zu erweitern – hier ist mein Bericht dazu:

Den Außendurchmesser habe ich am Objektiv wie bereits erwähnt mit 58,0mm ermittelt. Da die Kappe auf jeden Fall stramm sitzen sollte, habe ich dafür einen Aluminiumzylinder mit Durchmesser 57,9mm gedreht. Der Plan war, die Kappe dann langsam auf diesen Durchmesser aufzuweiten. Da sie aus Kunststoff ist, hat es sich bestens angeboten, das mittels Wärmezufuhr zu machen.

Da ich nicht wusste, ob am Ende das gewünschte Resultat herauskommt, habe ich die Kappe soweit möglich noch zerlegt. Es muss ja nicht mehr wegschmelzen, als unbedingt nötig…

Ich habe mir dann überlegt, wie man die Kappe gleichmäßig erhitzen kann, sodass sie Stück für Stück auf den gedrehten Zylinder aufgeschoben werden kann. Ein Backofen kam da in die nähere Auswahl, wobei ich nicht wusste, ob dieser tatsächlich heiß genug werden würde. Man hätte den Zylinder dann mit Kappe in den Ofen stecken können und diese dann von Zeit zu Zeit auf dem Zylinder nachdrücken müssen.

Besser fand ich dann die Idee mit der Drehbank und dem Heißluftfön. Den Aluzylinder habe ich mit der aufgeschobenen Kappe dann kurzerhand wieder eingespannt und eine Geschwindigkeit von 30 U/min gewählt.

Als Heißluftfön habe ich das folgende Fabrikat genutzt:

Wobei das Fabrikat sicherlich zweitrangig ist und es eigentlich eher auf die Leistung/Temperatur ankommen dürfte. Jedenfalls hat es meist nur 3-4 Umdrehungen mit dem Fön auf Stufe 3 (von 6) gedauert, bis man die Kappe Stück für Stück weiter auf den Zylinder schieben konnte. Das ging recht leicht, die Drehbank habe ich dafür immer wieder angehalten.

Die Okularkappe habe ich dann nach dem Abkühlen probehalber mal vom Zylinder abgezogen, das Teil saß aber immer noch relativ stramm. Also habe ich den Fön höhergestellt – diesmal habe ich auf Stufe 5 bei nur ca. 4 Zentimetern Abstand voll auf den Ring gehalten. Den beiden Nasen zur Befestigung der Klappe bin ich dabei immer ausgewichen, bei 30 U/min auf der Drehbank ging das noch ganz gut. Ich hatte anschließend nicht wirklich das Gefühl, dass es noch viel besser geworden ist, habe die Kappe aber wieder zusammengesetzt und probehalber ans ZF montiert. Ich musste immer noch etwas Kraft beim Aufschieben aufwenden. Ca. 5mm vor dem Anschlag der Kappe habe ich der Lackierung zuliebe dann aber aufgehört zu schieben.

Die Okularkappe saß bereits ausreichend fest und wer weiß, wann ich diese mal wieder abnehmen werde – der Lack sollte darunter auf jeden Fall nicht leiden. Sollte ich wieder mal eine Objektivkappe anpassen müssen, werde ich aber einen Aluzylinder mit Sollmaß des Objektivdurchmessers im Außendurchmesser herstellen, das scheint mir in Verbindung mit dem Material der Kappe die bessere Wahl zu sein.