Die Anfertigung des Prototypenschafts hat diesmal leider sehr lange gedauert, obwohl die Anzahl der zugehörigen Teile doch recht überschaubar ist. Es geht halt leider nicht immer alles nach Plan…
Der Zusammenbau war recht einfach, ich verweise nochmal kurz auf den ersten Beitrag zum Anschlagschaft, in dem ich durch die CAD-Software schonmal einen Ausblick auf dessen späteres Aussehen gewährt habe:
Nach dem Zusammenbau hat sich recht schnell heraus gestellt, dass die verstellbare Wangenauflage zwar ein gut gemeintes Feature war, aber durch Ihre Lage für den Schützen leider nur durch eine Verrenkung zu erreichen ist. Ich hatte mich damals zu sehr an der Konstruktion für den taktischen Schaft des Schwedemausers orientiert und dabei völlig außer Acht gelassen, dass die Körperhaltung bei Benutzung einer Kurzwaffe eigentlich eine ganz andere ist: Bei der Langwaffe ist der Ellenbogen der Schusshand meist hinter der Schulter oder zumindest auf deren Höhe. Man hat dadurch die Möglichkeit, den Oberkörper nach Vorne zu verlagern und legt den Kopf ganz anders ab, als beim Schießen mit der Kurzwaffe. Wenn überhaupt, dann bei Benutzung einer Kurzwaffe direkt an der Schulter der Schießhand, da zum Zielen meist beide Arme nach vorne gestreckt sind. Die Teile wurden also wieder demontiert und der komplette Anschlagschaft so mit auf den Schiessstand genommen, wie im Beitragsbild zu sehen ist. Nachfolgend nochmal:

Beim Schießen hat sich dann schnell heraus gestellt, dass die Körperhaltung im Anschlag noch bequemer sein könnte: Die Langlochfräsung mit dem innen liegenden Nutenstein, die eine Höhenverstellung der Schaftkappe ermöglicht (rechts im oberen Bild), müsste eigentlich im oberen/äußeren Bereich sein, da die Visierung der Pistole noch leicht zu tief lag. Ich musste zum Schießen an diesem Abend also den Kopf etwas einziehen…
Hier die Schussbilder auf den verschiedenen Distanzen:
15 Schuss, Distanz 10m

15 Schuss, Distanz 15m

15 Schuss, Distanz 20m

15 Schuss, Distanz 25m

Hier und da sind natürlich Ausreißer dabei. Ich habe recht zügig geschossen und nicht in Präzisionsmanier für jeden Schuss ausgeruht und neu angelegt. Man merkt sofort, dass man mit Waffe inklusive Anschlagschaft nun erheblich ruhiger zielen kann. Der entstehende Rückstoß wird natürlich komplett von der Schulter aufgenommen. Wer viel trainiert, ist natürlich imstande, die oben gezeigten Schussbilder auch ohne den Anschlagschaft zu reproduzieren, ich will ihn hier auch nicht als ultimatives „Must-Have“ preisen. Aber es freut mich, dass die Umsetzung der Idee so gut geklappt und sich der Nutzen des Anschlagschafts auf Anhieb gezeigt hat!
Künftige Verbesserungen
Eine Verbesserung habe ich schon einen Tag nach der Erprobung auf dem Schiessstand im CAD konstruiert. Über eine Kombination mit einem kleinen Aufnahmewinkel kann künftig die Wangenauflage sehr nahe an der Schaftkappe montiert werden – dort wo man sie auch bequem mit dem Kopf erreichen kann. Im darauffolgenden Design ist dann die in der Schaftkappe vorhandene Langlochfräsung mitsamt dem Nutenstein entfallen. Es gibt jetzt nur noch eine einzige Gewindebohrung, die die lange Schaftstrebe aufnimmt und den kleinen Winkel gleich mit fixiert. Diese Gewindebohrung habe ich im Schaft vorab bereits selbst gefertigt und festgestellt, dass die Körperhaltung beim Anvisieren nun so bequem ist (ganze 30mm habe ich an Höhe gewonnen), dass die Wangenauflage auch komplett entfallen kann. Es wird in absehbarer Zeit also noch einen dritten Beitrag zum Anschlagschaft geben, der dann hoffentlich das letzte Design zeigt. Die Einzelteile werden dann bereits schwarz eloxiert sein, sodass sich ein einheitliches Bild mit der 1911er ergibt. Als Endkappe dient übrigens das Modell PRS2 von Magpul in der langen Version.



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