Picatinny-Montageschiene für 1911er, Teil 2

Wie angekündigt, habe ich das Thema weiterverfolgt und einen Prototypen fräsen lassen, der nur die wichtigsten Bohrungen beinhaltete. Da ich auf weitere Verstiftungen oder sonstige Befestigungen verzichten wollte, musste das Abstandsmaß für die beiden Bohrungen zur Befestigung der Griffschale so gewählt sein, dass sie sich perfekt mit den beiden Gewindebuchsen der Griffschrauben decken. Ich war echt überrascht, dass der Prototyp bereits das perfekte Maß aufwies: Sowohl der Prototyp, als auch die spätere fertige Montagebrücke passen spielfrei an das Griffgehäuse! Um sie abzuziehen, sind sogar beide Hände notwendig, damit es nicht zum ungewollten Verkanten kommt.

Prototyp

Wie auch zuvor, habe ich auf der Rückseite hochwertiges Doppelseitiges Klebeband aufgeklebt, von dem ich die Trennfolie nicht abgezogen habe. So vermeide ich, dass die Brünierung der Waffe im Laufe der Zeit unter Umständen doch etwas abgetragen wird, sollte sich im Schuss etwas bewegen oder aneinander reiben.

Auf ausreichend Spielraum zu angrenzenden Bauteilen habe ich geachtet: An meiner 1911er kann ohne weiteres das serienmäßige Korn und die Bo-Mar-Visierung montiert bleiben.

Um das System auch im Schuss testen zu können, habe ich mir diesmal ein Docter-Sight II („plus“ oder „C“ ist aktuell nicht bekannt) mit 7 MOA-Dot ausgeliehen. Marvin´s Burris Fast Fire III musste ich wieder zurück geben.

Kleiner Exkurs:

Das Docter-Sight (jetzt Noblex) ist für mich das erste Reddot überhaupt, bei dem ich den Rotpunkt nicht ausgefranst sehe! Ich war von dem 7-MOA-Punkt schon sehr begeistert, habe aber gemerkt, dass die Variante mit 3,5-MOA-Punkt noch heller leuchtet und somit zum Schießen auf Ziele mit Tageslicht (oder in Hallen mit starker Zielbeleuchtung) für mich besser geeignet ist . Zum Schießen mit einer Kurzwaffe wird eher das Rotpunktvisier mit größerem Punkt empfohlen, für Langwaffen entsprechend eher das mit 3,5-MOA-Punkt. Da LW ja häufiger auf größeren Distanzen eingesetzt werden, würde der größere Punkt dann höchstwahrscheinlich zu viel von der Zielmitte verdecken. Das Schießen mit Kurzwaffen und 3,5-MOA-Punkt ist aber auf Distanzen von 25m immer noch sehr gut möglich. Ich werde mir ein solches zulegen und habe dann immer noch die Möglichkeit, es auf der LW zu montieren.

Um die Montagebrücke anbringen zu können, muss bei meiner Les Baer Premier II der rechte Sicherungsflügel entnommen werden. Kein wirklicher Aufwand, denn das Teil ist nur hinein gesteckt. Da ich für die linke Seite bisher noch keine zweite Alu-Griffschale hab´ anfertigen lassen, ist dort wieder die alte aus Holz montiert.

Das Aufwurffenster ist der Vorlage nachempfunden und weist auch nach ca. 250 Schuss keinerlei Spuren von Kollision mit ausgeworfenen Hülsen auf.

Ihr wolltet Spass…

Natürlich habe ich die Montagebrücke mit Reddot auch noch mit dem Anschlagschaft kombiniert!

Die Präzision, die man erreichen kann, wenn man konzentriert schießt, ist bemerkenswert! Beim ersten Schussbild auf 25m habe ich zügig geschossen, beim zweiten auf 15m habe ich mir mehr Zeit gelassen.

25m, 25 Schuss

15m, 20 Schuss

Picatinny-Montageschiene für 1911er, Teil 1

In meinem ersten Beitrag zum Anschlagschaft für meine 1911er Government von Les Baer hatte ich bereits eine Picatinny-Montageschiene bei Brownells verlinkt, die ich eigentlich mit Anschlagschaft im Verbund testen wollte. Da ich die Montage bei Brownells zu teuer fand, habe ich noch ein wenig recherchiert und schließlich eine ähnliche bei Ebay gefunden. Weil ich so lange auf die Teile zum Schaft warten musste, habe ich die Montagschiene schonmal vorher ausprobiert und hier ist mein Bericht dazu.

Die Montageschiene wurde bei Ebay unter dem Begriff „Aimtech AMP-7“ angeboten und war nur günstige 50 US-Dollar teuer. Der Versand belief sich auf zusätzliche 29 US-Dollar, dafür war der Artikel aber auch schon nach ca. 7-10 Tagen bei mir zuhause – inklusive zolltechnischer Behandlung! Alles in allem immer noch kein schlechter Preis…

Vor der Montage habe ich den Adapter erstmal unter die Lupe genommen. Das Bauteil ist aus Aluminium gefertigt, wobei ich vermute, dass das Teil zuerst gefräst und dann gebogen wurde. Die Oberfläche ist schwarz eloxiert, die Picatinny-Nuten sind – soweit ich das beurteilen kann – korrekt gefräst. Einziger und gravierender Nachteil ist die nicht korrekt winklige Position der Pica-Schiene gewesen. Schon vor der Montage ist mir aufgefallen, dass sich die Oberseite der Schiene nicht im rechten Winkel zur seitlichen Griffschale befindet. Bei näherer Untersuchung ist dann hinzugekommen, dass die Pica-Schiene in Richtung des Pistolenschlittens auch noch geneigt ist. Nach ca. 2-3 Stunden ist es mir dann gelungen, den Adapter so zu richten, dass ich zufrieden sein konnte. Die größte Schwierigkeit bestand für mich darin, das Bauteil zu spannen und die Kraft zum Biegen gut zu dosieren. Mit zwei automatischen Grip-Zangen, die eher im Metallbau Anwendung finden, ist es mir dann schließlich auch gelungen. Die Spuren des Eingriffs kann man auf der rechten Seite der Montageschiene gut erkennen.

Im Lieferumfang enthalten waren neben der eigentlichen Montageschiene noch zwei weitere Zylinderstifte, die am Ende beide noch ein Gewinde aufweisen. Die Sache mit der Befestigung der Montage an der Waffe ist gut durchdacht: Die mitgelieferten Pins ersetzen jeweils die serienmäßigen Pins, die den Hammer und dessen Federgehäuse (engl.: „Main Spring Housing“) im Rahmen halten (siehe gelbe Pfeile im Bild). Sobald diese Pins mit dem Gewindeende auf die Montageschiene, bzw. die Gewindelöcher in der „Griffschale“ treffen, werden sie mit dem ebenfalls mitgelieferten Sechskantschlüssel reingedreht. Da bei mir die Abzugssicherung beidseitig vorhanden ist, habe ich sie auf der rechten Seite kurzerhand herausgezogen.

Sinn dieser zusätzlichen Befestigung ist, die „Griffschale“ absolut fest auf dem Waffenrahmen zu montieren, denn allein durch die Schrauben der Griffschalen (zusätzliche Griffschrauben sind übrigens nicht im Lieferumfang enthalten) kann die Montageschiene nicht zuverlässig fest montiert werden. Leider weiß ich, wovon ich rede und das muss Euch ja nicht auch noch passieren…

Jedenfalls wollte ich den Aufwand nicht betreiben, die Waffe auch noch umständlich zu zerlegen und diese Pins zu verwenden. Die Griffschale/Montageschiene wurde also nur mit den Griffschrauben befestigt. Die Positioniergenauigkeit der Bohrlöcher ließ keine Wünsche offen, aber die Durchgengsbohrung war natürlich einige Zehntel im Durchmesser größer. Obwohl die Schrauben fest angezogen waren, konnte die relativ rauhe Oberfläche des Eloxals durch minimalste Bewegung im Schuss dann doch meine Brünierung „anfressen“. Ärgerlich, aber nicht tragisch. Ich habe den Braten schon vorher gerochen und habe nach nur 5-6 Schuss nachgeschaut, ob meine Befürchtungen wahr werden. Und ja, war leider der Fall…

Das Schießen wurde erstmal abgebrochen. Die Innenseite der „Griffschale“ habe ich dann mit 0,5mm dickem Gummi beklebt und das Problem damit gelöst. Nachfolgend meine Schussbilder mit dem von Marvin geliehenen Rotpunktvisier „Fastfire 3“ von Burris.

15m Distanz

Das Rotpunktvisier wurde erstmal mit wenigen Schüssen justiert, bevor dann letztendlich die Mitte getroffen wurde. Das Schussbild hätte durch Klicks noch ein wenig nach links korrigiert werden können, aber durch die nicht perfekt ausgerichtete Pica-Schiene hätte ich vielleicht auch noch eine Höhenkorrektur machen müssen. Ich war erstmal zufrieden und habe dann im Anschluss noch die Ziffern „3“ auf drei, neun und zwölf Uhr anvisiert.

25m Distanz

Für die Distanz von 25m habe ich dann mal eine Markierung von je vier Schusspflastern in der linken und rechten oberen Ecke angebracht, um ein ausreichend großes Ziel mit dem Reddot anvisieren zu können. Wie man sieht, ist da eine ganz schöne Höhenverlagerung des Schussbilds vorhanden. Das finde ich insofern beruhigend, als dass ich keine Klickveränderung am Reddot für die neue Distanz vorgenommen habe. Hätte sich jetzt noch eine signifikante Abweichung nach links oder rechts gezeigt, würde das bedeuten, dass ich die Montageschiene nicht mal annähernd gerade biegen konnte.

Sehr erfreulich war, dass es keinerlei Waffenstörungen beim Schießen gab, das Auswurffenster der 1911er wird durch die großzügige Aussparung in der Halterung nicht verdeckt. Zum Schlitten gibt es ausreichend Freiraum, sodass keine Kollision mit der Montageschiene zu befürchten ist.

Mein Fazit

Für die relativ geringe Summe von 80 US-Dollar (Versand nach Deutschland mitgerechnet) ist das ein gut durchdachtes und durchaus brauchbares Teil! Sehr schade finde ich die Zeit und Mühe, die man investieren muss, um die Winkligkeit des Produkts (wieder) herzustellen. Meiner Meinung nach lohnt sich der Kauf am ehesten für Schützen, die dauerhaft auf einer fixen Distanz mit einem Rotpunktvisier oder einer anderen Zielvorrichtung schießen möchten, da die korrekte Montage ein wenig Zeit in Anspruch nimmt und eine 100%ige Ausrichtung der Montage schwierig werden könnte – das hängt vom handwerklichen Geschick des Schützen ab. Wer letztgenannte Arbeit scheut, kann aber durchaus Höhe und Seite auf die gewünschte Distanz einstellen und loslegen. Erst bei wechselnden Distanzen kommt man in die Verlegenheit, zur Höhen- ggf. zusätzlich noch die Seitenlage justieren zu müssen. Mich reizt jedenfalls der Gedanke, diese Montage in Verbindung mit dem letzten Design meines Anschlagschafts künftig weiter zu benutzen und ich werde mich daran machen, eine eigene Montageschiene zu konstruieren, die ausschließlich auf CNC-Maschinen produziert und daher perfekt gerade sein wird. Aus Kostengründen wird sie später höchstwahrscheinlich zweiteilig ausgeführt sein.

Hier geht es zum zweiten Teil des Beitrags.

Custom Rail Panel

God Mode 4

 

Ich hatte bereits erwähnt, wie sehr ich es bereut habe, nicht noch mehr „Infidel“-Rail Panels aus den Vereinigten Staaten mitgebracht zu haben. Bei dem Versuch, die favorisierten Panels dann nochmals im Internet zu finden, um diese nachzukaufen, dämmerte es mir dann so langsam, dass diese gar nicht mehr aktuell sind, da sie in fast keinem Onlineshop mehr erhältlich waren.

Aus dem Kopf ging mir die Sache trotzdem nicht und es verging noch einige Zeit, bis mir endlich eingefallen ist, dass man die Teile nicht nur durch Spritzgusstechnik, sondern auch mittels 3D-Druckern (Rapid Prototyping) herstellen lassen kann. Dazu sind lediglich wenige Dinge notwendig: Ein mittels CAD-Software erstelltes 3D-Modell und deren Datei im Format „.STL“, sowie ein 3D-Drucker. Die CAD-Software kann bisweilen teuer sein, glücklicherweise steht mir diese schon von Berufs wegen zur Verfügung.

Wäre da noch der 3D-Drucker,  diese sind heutzutage auch schon erschwinglich. Bei meiner Recherche ist mir da besonders der Renkforce von Electronic Conrad aufgefallen, der im Test der „Chip“ ganz gut abgeschnitten hat und den man mit Zubehör von Dremel oder Proxxon auch für Gravuren und leichte Fräsarbeiten nutzbar machen kann.

Wer wie ich das Geld nicht ausgeben möchte, kann sich stattdessen im Internet auf die Suche nach Shops machen, die nach dem Upload solcher Dateien den Druck der Teile übernehmen. Für die Panels kommen dabei zwei Verfahren in Frage: Selektives Lasersintern (SLS) oder das Fused Deposition Modeling (FDM). Letzteres war meine Wahl, dabei wird ein auf einer Rolle aufgewickeltes Kunststofffilament erhitzt und durch eine Düse geleitet. Die Abkühlung erfolgt bald nach dem Auftragen. Dieses Verfahren ist nicht so genau, wie das SLS-Verfahren, aufgrund der äußeren gleichmäßigen Fläche der Panels können diese bei Nichtgefallen aber noch leicht mit feinem Schmirgelpapier nachbearbeitet werden.

 

Prototypen:

Beim ersten Prototyp habe ich ausprobiert, welche Maße meine Funktionsflächen zueinander haben müssen. In diesem Fall saß das Panel leider zu eng auf der Picatinny-Schiene. Also habe ich mit der Lasche gleich noch einen Biegeversuch unternommen und sie abgebrochen.

Custom Rail Panel 1

Übrigens werden die Panels hochkant gedruckt und so sieht man auf den nächsten Bildern weitere maßliche Prototypen mit für den Drucker komplizierten Buchstabengeometrien, verschiedenen Materialien (Linkes Bild, linkes Teil: Colorfabb HT – linkes Bild, rechtes Teil PLA/PHA) und verschiedenen Farben.

Nach einigen Versuchen waren die notwendigen Maße gefunden und das Material PLA/PHA ausgewählt. Wichtig war nur noch, ob die Picatinny-Schiene, auf der das Rail Panel sitzen soll gefräst ist oder ob es sich um ein Strangguss-Profil handelt. Ersteres ist an seinen scharfen Kanten sehr gut zu erkennen, letzteres findet man eher auf Zubehörteilen wie z.B. Picatinny-Risern. Davon abhängig muss bei der Erstellung des 3D-Modells ein einziges Mass angepasst werden.

Das erste brauchbare Rail Panel ist auch gleich ein Tribut an das Computerspiel DOOM.

 

God Mode 3

Betrachtet man die Rückseite, sieht man dort in der Mitte verlaufend eine eher grobe Struktur. Hier wurde eine Stützstruktur für den Nutenstein auf der rechten Seite hinzu gefügt, weil das Panel hochkant gedruckt wurde und die Düse das Material ja nicht in der Luft auftragen kann. Die Stützstruktur wird nach dem Drucken dann einfach weggebrochen. Eine Nacharbeit ist in fast jedem Fall nochmal mit Cuttermesser und Feile notwendig. Möglicherweise könnte diese Nacharbeit beim SLS-Verfahren wegfallen.

Jedenfalls kann man ohne allzu viel Aufwand jede Menge Ideen verwirklichen, wenn man die Basis erst mal konstruiert hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob Schriftzüge oder Symbole eingeprägt oder aufgeprägt werden.

AR-15 -Montage auf Dreibein-Stativ

AR-15 Hera Arms Dreibein-Stativ 01

Die Idee, eine Langwaffe auf ein Dreibein-Stativ zu montieren, stammt ursprünglich von Tim. Damals habe ich noch behauptet, dass die Umsetzung schnell zu bewerkstelligen wäre, habe das Projekt dann aber aus den Augen verloren, weil ich keine Notwendigkeit mehr darin gesehen habe. Schließlich schießt eine Langwaffe auch sehr gut von einem Zweibein aus. Ein weiterer Grund die Sache nicht anzugehen, war mein damaliges Dreibein mit einem Wert von unter 20 Euro – das wäre unter der Last einer Langwaffe mit Sicherheit zusammengeklappt! Ein Umdenken ergab sich bei mir erst nach dem Kauf eines massiven Stativs mit zugehörigem Getrieberegler – ab dann fand ich die Idee, auch in anderen Anschlagsarten (auch im Gelände) präzise schießen zu können, doch gleich viel interessanter !

In meinem Fall handelt es sich dabei um das Stativ MT190XPro3 von Manfrotto, sowie den Getrieberegler Junior MA 410 vom gleichen Hersteller mit einer Tragkraft von ca. 5kg (siehe Artikel zum Zeiss Diascope mit Leica CRF 1600-B). Mein AR-15 von Hera Arms liegt noch unterhalb dieses Limits, die Savage 10 BA liegt mit einem Gesamtgewicht von knapp 7,5 kg jedoch schon um einiges darüber. Egal – das muss das Zeug trotzdem abkönnen! Mal abgesehen davon, lässt sich das Stativ von Manfrotto durch die variable Beinstellung auch extrem tief justieren, wodurch ein Schießen im liegenden Anschlag auch wieder möglich sein sollte.

Das Konzept für die Gewehrauflage des AR-15 von Hera Arms stand eigentlich schon, bis mir kurz vor Anfertigung der Teile noch eine wesentliche Vereinfachung der Konstruktion eingefallen ist, mit der man mit nur einem einzigen Kaufteil und dessen Nacharbeit zum Ziel kommt. Ausschlaggebend war die Tatsache, dass mein Handguard ja eigentlich eine Quadrail aufweist und ich anstelle einer Befestigung auf der 3- und 9-Uhr-Schiene ganz einfach die 6-Uhr-Schiene benutzen kann. Doch die Arbeit war nicht umsonst, das alte Konzept wende ich dann einfach bei meiner Savage 10 BA an. Wer keine 6-Uhr-Schiene besitzen sollte, muss also auf den Folgebeitrag warten und dann ggf. Anpassungen vornehmen. Sollten auch keine Schienen auf 3- und 9-Uhr vorhanden sein, dann wird´s vielleicht mal Zeit für einen neuen Schaft…

 

Der Nachbau:

Erste Grundlage muss ein stabiles Dreibein sein, da gibt es viele verschiedene auf dem Markt. Auf meines habe ich einen Getrieberegler geschraubt, weil ursprünglich das Spektiv damit bedient werden sollte. Das heißt in diesem Fall für mich, dass ich mit dem Gewehr im Anschlag nun – zumindest theoretisch – keine Bewegungen mehr ausführen kann. Andererseits sollte ich mit diesem Getrieberegler dann aber das Gewehr ziemlich genau ins Ziel justieren und sogar loslassen können, ohne den Zielpunkt zu verlieren – natürlich auch nur theoretisch, denn hier kommt es auch auf das Spiel im Getrieberegler und dessen Selbsthemmung an. Es wird sich also noch zeigen, ob diese Kombination Sinn macht oder ob ein Fluidkopf vielleicht doch besser geeignet ist.

Aus Gründen der Bequemlichkeit habe ich mir zum Getrieberegler kurzerhand noch eine weitere Schnellwechselplatte gekauft. Vorteil dabei: Je eine Schraube 3/8“-16 UNC und ¼“-20 UNC sind im Lieferumfang enthalten. Zum 3/8“-Gewinde besitze ich zwar den passenden Gewindebohrer, aber da die Schäfte der Schrauben sowieso abgedreht sind, tun es auch herkömmliche Schrauben M5.

Das einzige Kaufteil, das man nun benötigt, ist eine Picatinny-Schiene, genauer gesagt ein Pictinny-Riser. Solche mit einer Erhöhung von 25-30mm haben eine recht massive Basis, die wir uns zu Nutze machen. Zusätzlich hat der Riser eine große Rändelmutter, die sich erstens bequem und zweitens auch noch ohne weiteres Werkzeug festziehen läßt.

Wer genau den gleichen Artikel wie auf den Bildern kaufen möchte, kann diesen z.B. unter folgendem Link bestellen:

Picatinny-Riser

 

Riserlänge:

Die Waffe wird zunächst mal mit dem größten bei Euch verfügbaren Magazin bestückt und so auf das Dreibein aufgelegt, dass ein Magazinwechsel noch möglich ist. Wer auf der 6-Uhr-Schiene keine Anbauteile besitzt, hat Glück gehabt und muss den Riser nicht in der Länge kürzen. Bei mir ist da noch der AFG II von Magpul. Er sitzt so nah am Magazinschacht, dass eine der beiden Riser-Klemmungen auf jeden Fall der Säge zum Opfer fallen wird. Den entsprechenden Querstift habe ich vor dem Zuschnitt einfach schonmal ausgepresst. Jedenfalls sollte man mit aufgelegtem Gewehr schonmal prüfen, ob die Schiene nicht doch gekürzt werden sollte, oder ob eine mittige Lage auf dem Stativkopf markiert werden muss.

Picatinny-Riser 03

 

Riserhöhe:

Die beiden senkrechten Stege, die das obere Picatinny-Profil tragen, müssen nun mitsamt dessen abgeschnitten oder besser abgefräst werden. Bei mir ist das nicht bis auf die Oberfläche der Basis geschehen, weil ich dann wahrscheinlich die seitliche Klemmschiene nicht mehr hätte montieren können (ein kleiner Höhenunterschied muss schon sein). Auf den Bildern blieb eine Steghöhe von ca. 1mm stehen, es sollten aber besser 3-5mm sein.

Picatinny-Riser 04

 

Weitere Modifikation:

Da ich in meinem Fall durch den Wegfall einer Klemmung eine ungenügende Befestigung befürchtet habe, wurde kurzerhand noch ein weiteres Durchgangsloch in den Riser gefräst (wegen fehlendem Material auf der Unterseite wird nicht gebohrt, der Bohrer würde verlaufen). Der lose Querstift wird einfach wieder in das neue Loch eingepresst. Damit eine Passgenauigkeit mit der Quadrail wieder gewährleistet ist, kann das gemäss Spezifikation nur im Abstand von Vielfachen von 10mm geschehen (siehe auch „Picatinny-Schiene“ bei Wikipedia). Hierzu habe ich mit einem Höhenreißer die X- und Y-Koordinaten des ersten Stifts ermittelt, die Bohrung/Fräsung für den zweiten Stift entstand dann in einem Abstand von 50mm. Mit einem Bohrungsdurchmesser von 6,0mm und einem Kopfdurchmesser des Stiftes von 6,1mm war die Klemmkraft aber leider nicht ausreichend. Beim Festschrauben hat sich der Stift glatt selbst durch die Bohrung gezogen! Hier bin ich dann mal kurz ins Schwitzen gekommen…

Picatinny-Riser 05

Die Lösung des Problems sah folgendermaßen aus: Der Kopf des Stiftes muss durch kräftige Hammerschläge so deformiert werden, dass sich im oberen Bereich an der Kante der Außendurchmesser vergrößert. Zur Sicherheit habe ich noch mehrere kräftige Körnungen in der Kopfmitte platziert, rückwirkend betrachtet hat das aber keinen Effekt gehabt. Der Stift muss während dieser groben Arbeiten abgestützt werden, damit er nicht verbiegt! Ich habe dazu einfach beide Muttern aufgefädelt und auf dieses Konstrukt geschlagen.

Picatinny-Riser 06

 

Anschließend habe ich das Klemmprofil des Risers im Bereich der neuen Bohrung mit Durchschlag und Hammer auch noch deformiert. Das muss vorsichtig geschehen, denn das Profil soll ja anschließend noch ans Gewehr passen. Der Stift liess sich nach dieser Spezialbehandlung dann nur noch mit einem Hammer einschlagen – Ziel erreicht!

Gewindebohrungen:

Der Riser sollte nun an der Unterseite der Waffe angeklemmt und mit der abgefrästen Fläche auf die Schnellwechselplatte aufgelegt werden. Abhängig von deren Befestigungsmöglichkeiten könnt Ihr nun die Gewindebohrungen im Riser festlegen. Damit sich die Konstruktion während des Einsatzes nicht verdrehen kann, empfehle ich, mindestens zwei Gewinde zu schneiden. Bei mir sind es zwei Gewinde M5.

Der provisorische Zusammenbau hat ergeben, dass zum bequemen Anziehen der Risermuttern doch noch etwas Platz fehlt, weil sie die Schnellwechselplatte berühren. Ich habe aus diesem Grund eine schmale Aluplatte (t=5mm) untergelegt. Wer die Stege des Risers nicht so stark abfräst (wie erwähnt, besser 3-5mm stehen lassen), benötigt diese Platte nicht. Es hat sich hier auch schon gezeigt, dass der Getriebekopf Spiel aufweist und man das Gewehr doch noch ein klein wenig justieren kann, wenn man es im Anschlag hat. Fluch oder Segen, das wird sich noch herausstellen…

Hat man alles beisammen, sollten alle Teile nochmal lackiert werden, bevor der Zusammenbau mit der Schnellwechselplatte stattfindet.

Im Einsatz:

Auf dem Schiessstand werde ich zwei Arten des Schießens ausprobieren. Zuerst wird das System auf einen Zielpunkt ausgerichtet und dann sich selbst überlassen. Der Abzug wird betätigt, ohne dass der Schütze das Gewehr im Anschlag hat. Was dabei herauskommt, wird die „Eigenpräzision“ des Dreibeins sein. Ich hab da auch keine allzu großen Erwartungen…

Auf der 100m-Bahn habe ich alles aufgebaut und ein Magazin mit 10 Schuss geladen. Nach dem ersten Schuss habe ich die Idee, dass AR ohne Anschlag zu schießen auch schon wieder aufgegeben: Das mündungsnahe Bein des Stativs hat durch den Rückstoss ein wenig abgehoben und danach war das Ziel natürlich nicht mehr im Fadenkreuz – obwohl die Waffe im Schwerpunkt gelagert ist! Für die restlichen neun Schüsse habe ich das AR dann in den Anschlag genommen, mit der anderen Hand das Stativ stabilisiert und zügig geschossen (ca. 30 Sekunden). Das entstandene Schussbild der 1+9 Schüsse seht Ihr hier:

AR-15 Hera Arms Dreibein-Stativ 11

 

Mir ging es vorrangig darum, die Handhabbarkeit des Systems zu testen. Wer sich Zeit nimmt, bekommt mit Sicherheit die gleichen engen Streukreise hin, wie sie im ersten und auch im zweiten Artikel zum AR zu sehen sind. Durch das bereits oben erwähnte Spiel im Getriebekopf konnte ich im Anschlag auf eine Distanz von 100m übrigens noch jedes Ziel auf der Kurzwaffenscheibe anvisieren.

Ich hab mich nochmal auf die Schießbahn begeben und auf 50m nachfolgendes Schussbild geschossen. Diesmal habe ich mir für die 10 Schüsse auch Zeit gelassen.

 

AR-15 Hera Arms Dreibein-Stativ 24

 

Mein Fazit:

Die Konstruktion ist durchaus brauchbar, sie ist in der hier beschriebenen Zusammenstellung aber nur für das Schießen auf statische Ziele geeignet. Wer flexibler sein möchte, sollte für die Umsetzung besser einen Fluidkopf auf dem Stativ verwenden.

Die Vorrichtung wird wohl eher für Schützen interessant sein, die sich auch im Gelände bewegen/platzieren, wie z.B. Jäger. Da ich keiner bin, schlägt meine Stunde dann auf dem Truppenübungsplatz.

Sitzender/Kniender Anschlag

Liegender Anschlag:

Stehender Anschlag:

AR-15 Hera Arms Dreibein-Stativ 25

 

ERA-TAC Blockmontage T2063-0020

ERA-TAC Blockmontage 13

Dieser Artikel befasst sich mit der Installation einer ERA-TAC Blockmontage mit einstellbarer Vorneigung auf meiner Savage, Typ 10 BA. Wie bereits in meinem zurück liegenden Artikel zur Savage angekündigt, wurde die Modifikation notwendig, weil ich auf Distanzen von 800m schon am Ende des Verstellbereichs meines Zielfernrohrs angelangt war. Normalerweise ist die Montage eines Zubehörteils jetzt auch keine große Kunst, aber scheinbar habe ich noch nicht mal einen normalen Repetierer: Die Firma Recknagel hat mich nämlich schon im Vorfeld darauf hingewiesen, dass Savage Arms speziell bei meinem Modell abweichende Nutabstände auf der Picatinny-Schiene gefertigt hat. Es ist mir ein absolutes Rätsel, weshalb man sich so etwas erlaubt, denn nicht umsonst gibt es einen militärischen Standard und den kann man sogar bei Wikipedia nachlesen – um ein Geheimnis handelt es sich also nicht gerade.

Dieser Erfahrungsbericht richtet sich also eher an Besitzer einer Savage 10 BA.

Da es bei der vorhergehenden Verwendung meiner beiden Montageringe überhaupt keine Probleme gab, vermute ich, dass die Nutbreite also korrekt gefräst wurde und lediglich der Abstand zwischen den Nutflanken um einige Zehntel größer ist, als normal. Oder anders gesagt: Die stehen gebliebenen „Zinnen“ sind etwas breiter, als sie sein sollen. Sowas fällt aber erst dann auf, wenn man eine ZF-Aufnahme „aus einem Stück“ hat. Bezogen auf die Länge der neuen Blockmontage hat das für mich eine unerwünschte „Materialzugabe“ von genau 1mm gemacht – was liegt da näher, als zwei „Zinnen“ um je 0,5mm runter zu feilen? Die Schiene abzumontieren und auf die Fräse zu spannen wäre auch nicht gerade schneller gegangen: Hier wäre die meiste Zeit wohl für das Ausrichten, Spannen und Einmessen drauf gegangen.

Einen Hinweis möchte ich vorab noch geben: Ich habe die Lage meines Zielfernrohrs vor der Demontage zu einem Fixpunkt vermessen, damit ich später wieder die gleiche bequeme Position hinter dem Gewehr einnehmen kann wie bisher auch. In meinem Fall waren dass 90,5mm von der Okularkappe bis zur Stirnseite der Picatinny-Schiene. Die neue Blockmontage liegt mit einer Höhe von 20mm auch 7,3mm höher als die alten Montageringe (Höhe 12,7mm), das lässt sich aber leicht mit der verstellbaren Schaftbacke wieder ausgleichen. Blöd ist nur, dass ich zum Reinige des Laufs die Schaftbacke nun immer wesentlich herunter drehen muss.

Zuerst mal habe ich das Gewehr großzügig abgeklebt, damit keine Späne in die Systemhülse oder deren Zwischenräume gelangen können – der Verschluss sollte nicht entnommen werden, sondern ganz einfach verschlossen bleiben.

 

Die „Picatinny-Zinnen“, die es zu bearbeiten galt, habe ich mit einem Messschieber angerissen, anschließend habe ich auch oberhalb der Schiene abgeklebt. So setzt man auch nicht versehentlich an der falschen Stelle zum Feilen an.

ERA-TAC Blockmontage 03

Das Wunschmass beider „Zinnen“ habe ich regelmäßig mit dem Messschieber geprüft, die entstehenden Späne habe ich mit einem Pinsel entfernt – der lag zufällig in der Nähe. Nach dem Feilen ging die Blockmontage spielfrei in die Nuten, die beiden seitlichen Muttern wurden dann mit einem Maulschlüssel SW 11 angezogen.

 

Beim vorläufigen Befestigen des ZFs habe ich eine Fühlerlehre benutzt, um den Zwischenraum der Klemmschalen bei jeder Schraube gleich zu halten. So ´ne Wissenschaft muss man natürlich nicht draus machen, aber wenn man die Ausrüstung schon mal griffbereit hat… Ansonsten wird sicherlich auch ein gesundes Augenmass ausreichen.

ERA-TAC Blockmontage 07

Mit dem Ausrichten des ZFs habe ich mir hingegen echt schwer getan. Den Okularabstand zum gewählten Fixpunkt konnte ich noch leicht einstellen, aber das Fadenkreuz waagrecht zu bekommen hat per Augenmass lange gedauert. Auch hier habe ich am Ende wieder die Fühlerlehre genutzt, um an der geraden Fläche an der ZF-Unterseite den Abstand zur Blockmontage zu vermessen. Zusätzlich habe ich die komplette Systemhülse von hinten angepeilt und die horizontale Lage der Verstelltürme kontrolliert.

 

Als letztes wird die Vorneigung eingestellt, dazu sind die beiden seitlich angebrachten Torx-Schrauben zu lösen. Anschließend kann mit dem Kulissenstein an der Verstellung die gewünschte Vorneigung eingestellt werden. Ich habe zunächst 50 MOA gewählt, zusätzlich zu den 20 MOA, die meine Schiene schon haben soll – ehrlich gesagt habe ich letztere aber noch nicht bemerkt. Zuletzt werden die Schrauben natürlich wieder gekontert – das Gewehr kann jetzt neu eingeschossen werden.

 

Nachtrag:

Mittlerweile steht fest, dass das Modell 10 BA (.308 Win.) keine Picatinny-Schiene mit Vorneigung beistzt. Diese Vorneigung ist dem Modell 110 BA (.338 Lap. Mag.) vorbehalten, welche 20 MOA aufweist.

ERA-TAC Blockmontage 12

 

Bei der Blockmontage handelt es sich übrigens um die Artikelnummer T2063-0020 die für einen ZF-Durchmesser von 30mm ausgelegt ist, eine Bauhöhe von 20mm (zum Vergleich: ehemals 12,7mm mit HM-Ringen) und Muttern zur Klemmung hat. Im Lieferumfang enthalten waren zwei Torx-Schlüssel, von denen einer zu klein war, dafür ist der andere dann aber beim Öffnen der Konterschraube für die Vorneigung an einem Zahn abgebrochen 🙂

Ein Hoch auf die eigenen Werkzeuge, wenn man sie hat …

ERA-TAC Blockmontage 05

Alles in allem macht die Blockmontage aber einen sehr guten Eindruck! Die Verarbeitung ist sehr sauber und die Technik überzeugt – ich kann das Teil auf jeden Fall weiter empfehlen. Wer sein Glas nicht häufiger auch auf andere Gewehre baut, kann wie ich auf die Schnellspanner verzichten und so noch ein wenig Geld sparen.

Die Blockmontage habe ich über www.spartac.de für 360 Euro zzgl. Versandkosten bezogen (Anfrage notwendig, da Artikel nicht im Online-Shop vorhanden). Aktuelle Preise sind dort bitte auch anzufragen.

Und hier sind die ersten Ergebnisse und Eindrücke auf der 100m- und 300m-Bahn:

Für alle Fälle wollte ich das Gewehr auch auf 100m schießen können, die zuerst gewählte Vorneigung von 50 MOA hat sich dann aber als zu gross herausgestellt, da ich im unteren Verstellbereich des ZFs auf 100m nicht mehr in die Mitte der Scheibe gekommen bin. So wurde die Blockmontage also auf 40 MOA gestellt, womit sich jetzt ca. 500 mögliche Klicks nach oben ergeben (das sind umgerechnet knapp 62 MOA, die das ZF jetzt verstellt werden kann).

Zum Vergleich:

Mit der vorherigen Montage waren nur 281 Klicks (ca. 35 MOA) nach oben möglich, den Verstellbereich habe ich damit fast verdoppelt. Beachtet man, dass das Geschoss auf der Flugbahn immer tiefer abfällt und das Verhältnis von Schussweite und Geschossabfall keineswegs linear ist, dann schätze ich, dass die gewonnen zusätzlichen 27 MOA noch für Distanzen bis höchstens 1200m ausreichend sind. Etwas mehr könnte man wohl noch rausholen, wenn man anfängt, die Pulverladung zu erhöhen um dem Geschoss eine gestrecktere Flugbahn zu ermöglichen. Ich werde auf jeden Fall berichten !

 

Nachtrag Mai 2019:

Im Jahr 2018 ist es mir gelungen mit den eingestellten -40 MOA Vorneigung Treffer auf eine Entfernung von 1126m zu erzielen. Die Ladedaten der zugehörigen Munition könnt Ihr hier oder im Bereich Downloads nachlesen.