Savage Elite Precision .300 PRC, Teil 1

Ich hatte es im letzten Beitrag angedeutet: Meine Savage 110 Elite Precision im Kaliber .300 PRC ist nach nur 4 Monaten Wartezeit dann doch recht zügig geliefert worden. Vom „Unboxing“ und der „Inbetriebnahme“ will ich in diesem Beitrag berichten, weitere Beiträge folgen natürlich noch. Ich habe mit der Entscheidung, eine Waffe im Magnum-Kaliber zu kaufen, tatsächlich jahrelang gehadert und nachdem meine beiden Ljungmans und mein Motorrad nun einen neuen Besitzer haben, wurde ein Teil des Erlöses eben in diese Waffe gesteckt. Auf zu neuen Ufern!

Kurz zu meiner Kaufentscheidung:

Ausschlaggebend war der Umstand, bzw. die Entscheidung, nach langjähriger Pause wieder vermehrt Long Range-Events besuchen zu wollen, wofür ich dann endlich mal ein Magnumkaliber kaufen wollte.

Mit der Marke Savage hatte ich mit meiner 10 BA bereits sehr gute Erfahrungen gemacht und dieses Gewehr besitze ich sogar heute noch. Als Magnumkaliber kamen für mich .300 Win Mag, .338 LM und eben .300 PRC infrage. Von .338 LM bin ich recht zügig wieder abgekommen, da mir hierfür die Wiederladekomponenten zu teuer waren ( 100 Stück Lapua Hülsen habe ich zuletzt mit 400-450 € recherchiert).  Im Vergleich zur .300 Win Mag hatte ich gelesen, dass .300 PRC einen kleinen Tick mehr Präzision verspricht und außerdem hatte ich einfach Lust, mal ein moderneres Kaliber auszuprobieren. Andererseits, .300 Win Mag ist schon lange auf dem Markt etabliert und die vielen verfügbaren Wiederladekomponenten wären hingegen sicherlich wirtschaftlich gewesen.

Gekauft habe ich die Waffe übrigens bei der Firma Waffen Wagner.

Unboxing / Systembeschreibung:

Das System besitzt als Abzug den bewährten und einstellbaren Accu-Trigger, wobei die Abzugssicherung wieder im hinteren oberen Bereich der Systemhülse zu finden ist.

Die Picatinny-Schiene auf der Systemhülse ist aus Stahl und besitzt eine Vorneigung von 20 MOA.

Der Lauf ist aus Edelstahl mit mattem Finish, hat einen Drall von 1:8,5 , am System einen Durchmesser von ca. 28,3mm, ist 30“ lang und hat an der Mündungsschulter (wo die Schraubkappe demontiert ist) einen Durchmesser von 25,2mm. Das Mündungsgewinde beträgt 5/8“x24 im Durchmesser und ist 16mm lang. Die Waffe wird inklusive einem Magazin verkauft, aber leider ohne eine Mündungsbremse ausgeliefert.

Das komplette System sitzt in einem MDT-Schaft, der genaugenommen zweiteilig ist: Der Hinterschaft ist an seiner Schnittstelle zum Basisschaft mit einer Schraube verbunden (der Schaft ist bei Auslieferung bereits zusammengeschraubt).

Im vorderen Bereich gibt es etliche M-LOK-Nuten und unterhalb des Schafts auf voller Länge eine ARCA-Schiene, zudem noch etliche Bohrungen für Senkschrauben M5, sowie weitere M-LOK-Nuten. Der Vorderschaft ist so imstande, Zusatzgewichte für eine bessere Balance oder einen ausgewogeneren Rückstoß aufzunehmen.

Im hinteren Bereich des Schafts befindet sich leider kein Gelenk, um diesen abzuklappen, dafür aber eine Längen- und Höhenverstellung der Schaftkappe, sowie eine Längen- und Höhenverstellung der Schaftbacke – diese ist sogar mit Moosgummi beklebt und mit einer Aussparung zur Entnahme des Kammerstengels versehen.

Der Griff ist ebenfalls von MDT und lässt sich geschätzte 10mm längs entlang der Waffe verstellen. Er ist, verglichen mit einem Griff von Hogue, als eher dick zu bezeichnen, was aber keineswegs unkomfortabel ist. Der Magazinlösemechanismus lässt sich beidhändig bedienen.

Zubehör zur Waffe:

Wenn das Gewehr erstmal da ist, will man ja nichts weiter, als schnellstens loslegen. Im Hinblick auf eine lange Lieferzeit (ursprünglich hatte ich mit 6 Monaten gerechnet) wurde also vorab schonmal folgendes Zubehör besorgt:

  • Bei Brownells ein zum MDT-Schaft passendes Zweitmagazin mit der Bezeichnung „LA 3.850 CIP 300PRC“ und der Brownells-Artikelnummer EU2007779.
  • Eine Mündungsbremse von X-Out mit passendem Gewinde in Form eines Barrel-Tuners.

Für die Montage der Mündungsbremse habe ich das Gewehr mit Schraubzwingen auf die Tischkante gespannt (Schonbacken oder Ähnliches nicht vergessen!), sodass die Bremse frei lag und mit einem Maulschlüssel SW36 festgezogen werden konnte. Die waagrechte Ausrichtung habe ich im Anschluss mit einer auf der Bremse aufgeklebten Aluplatte geprüft (letztes Bild).

  • Weil die Mündungsbremse eine Kontermutter für einen Laufdurchmesser 30mm hat, die Schulter am Mündungsgewinde des Laufs aber wie oben erwähnt nur 25,2mm im Durchmesser aufweist, habe ich vor der Mündungsbremse noch einen Crush Washer von JP mit der Bezeichnung „5/8 x 24 .750“ (JP-Artikelnummer JPCW58B.750) auf das Mündungsgewinde geschoben. Während die Kontermutter bei einem Laufdurchmesser von 30mm die komplette Bremse auf dem Mündungsgewinde kontern kann, wird in diesem Fall dann die Bremse gegen den Crush Washer gekontert und die Kontermutter anschließend dafür genutzt, den unschönen Spalt zu verdecken. Ja, der Spalt entsteht dann natürlich an anderer Stelle an der Bremse, aber für mich wirkt das optisch etwas harmonischer.
  • Dazu habe ich eine Blockmontage von Era Tac mit verstellbarer Vorneigung mit der Artikelnummer T5072-0020 montiert. Hier hätte ich gerne eine mit Verstellung in MOA passend zum ZF gehabt, allerdings gab es bei eGun kurzzeitig ein sehr gutes Angebot zum Sofortkauf mit Verstellung in MRAD – da hab´ ich einfach zugeschlagen. Am Ende macht es sowieso keinen Unterschied, denn die Verstellung der Vorneigung ist meist einmalig und lässt sich auch problemlos umrechnen. So sind bei mir aktuell 5 MRAD eingestellt, was ca. 17 MOA entspricht, zusätzlich zur vorgeneigten Schiene von 20 MOA. Die Bauhöhe beträgt 20mm und ist damit exakt gleich wie an der Blockmontage meiner Savage 10 BA, gleiches gilt für die Aufnahme des ZFs – hier sind es 30mm und gekontert wird die Blockmontage mit Muttern SW12.
  • Das ZF ist ein Sightron S-III LR Tactical 8-32×56 mit MOA-2 absehen – eben jenes, das ich vom Projekt AG42-B noch übrig hatte.
  • In Sachen Zweibein bin ich aus Gründen der Stabilität von Harris abgekommen und habe mich für ein Fortmeier („6 Uhr“, Höhe 184mm) entschieden. Hierzu habe ich provisorisch eine Aluplatte in den Vorderschaft gelegt und daran eine kurze Picatinny-Schiene aus Aluminium befestigt. Die Picatinny-Schiene ist die kurze Variante mit 87mm Lochabstand vom Hersteller Otto Repa, erhältlich bei Begadi.
  • Zum Zeitpunkt dieses Beitrags ist es noch ein Ausblick, aber künftig wird die Aluplatte durch eine Stahlschiene ersetzt werden, die sich durch den gesamten Vorderschaft zieht und weitere 940g Gewicht zur Rückstoßdämpfung beitragen wird. Als Werkstoff habe ich E295+C gewählt.
  • Auch dieses weitere Zubehör ist aktuell in der Planung und leider noch nicht verfügbar: Eine verstellbare Bagrider-Kufe, die ich einfach mal ausprobieren will. Im linken oberen Bereich ist der Schaft-Dummy abgebildet.

Zubehör zum Wiederladen:

  • Redding Typ S dreiteiliger Matritzensatz Artikel-Nr. 78776 für .300 PRC  mit Titanium Nitride Bushing Nr. .335 (es ist das gleiche Bushing, wie für das Kaliber .308 Win.).
  • Redding Hülsenhalter Nr. 6
  • Optional: Redding Ausstoßerstifte 10er Pack, Artikel-Nr. 01060

Zubehör zum Reinigen:

Hier konnte ich wenigstens wieder die Putzstockführung, Patches und Bürsten vom Kaliber .308 nutzen. Lediglich ein neuer und längerer Putzstock Artikel-Nr. 30C44 von Dewey war wegen des längeren Laufs notwendig („Putzstock ab Kaliber .270, Länge 112cm“).

Nachteile der Waffe:

Dass ich den einen oder anderen Kompromiss eingehen muss, habe ich vorher schon gewusst, insbesondere, weil ich den MDT-Schaft bereits kannte. Keine der unten aufgeführten Punkte war aber so gravierend, dass ich ernsthaft von einem Kauf Abstand genommen hätte.

  • Ich habe es bereits erwähnt, eine Mündungsbremse wäre wirklich „nice to have“ gewesen.
  • Das Abzugsgewicht lässt sich einstellen, allerdings muss die Waffe dazu ausgeschäftet werden, schade.
  • Die Verstellung der Schaftkappe und Schaftbacke finde ich technisch billig gelöst. Es funktioniert alles, aber hochwertig finde ich die Lösung nicht. Statt anständiger Führungen gibt es hier Klemmschrauben, damit im Betrieb nichts klappert.
  • Die Aussparung an der Schaftbacke zur leichteren Entnahme des Verschlusses ist beim Magnumkaliber leider nutzlos. Beim Kaliber .300 PRC (und vermutlich auch bei anderen Magnumkalibern) ist der Verschluss derart lang, dass die Schaftbacke trotz allem nach unten verstellt werden muss.
  • Zur Entnahme des Verschlusses sind der Abzug und ein Verriegelungsmechanismus an der rechten Seite der Systemhülse gleichzeitig zu betätigen. Der Hebel für die Verriegelung kratzt leider an der Innenseite des MDT-Schafts entlang, das spürt man. Kleiner Trost: Er kratzt im Inneren und nicht sichtbaren Bereich.

Nachtrag Dez. 2025: Ich habe das mit der Taschenlampe nochmal näher untersucht und die Verriegelung kratzt nicht am Schaftinneren. Vielmehr hakt der Mechanismus in sich etwas, wenn man zusätzlich den Abzug nicht perfekt gerade betätigt.

  • Für die Länge der Waffe, insbesondere wenn noch eine Mündungsbremse dazu kommt, hätte der Schaft ruhig ein Gelenk haben können. Für diejenigen, die sich einen Klappschaftadapter nachträglich kaufen wollen: Es gibt ihn nicht einzeln für diesen Schaft!!!
  • Egal, was Ihr im Internet bei MDT auch an Varianten „Fix to Fix“ findet, es wird nicht passen. Nicht, dass es ihn nicht gibt, aber ihr könnt den Adapter ausschließlich in Verbindung mit einem zusätzlichen Hinterschaft für 700€+ kaufen. MDT, was soll das?Nur zur Info: Soweit mir bekannt ist, ist der an der Waffe verbaute Hinterschaft einer vom Typ SRS-XF. Die spätere Variante SRS-XF Premier ist dazu im Vergleich deutlich abgespeckt und wird durch Spacer in seiner Länge verstellt. Warum bringt man eigentlich derart hässliche Lösungen auf den Markt?
  • Die Waffe ist mit dem auf mich eingestellten Hinterschaft inklusive Mündungsbremse satte 141cm lang, was den einen oder anderen Waffenschrank an sein Limit bringen könnte. Das ist natürlich kein richtiger Kritikpunkt, weil man ja vorher recherchieren kann, worauf man sich einlässt. Allerdings war klar, dass mir das in Sachen Transport noch vor dem ersten Schuss etwas Kopfzerbrechen bereiten würde:

Ich hab´ dann kurzerhand die günstige Lösung mit Bohrmaschine, Kreisschneider und Lötkolben gewählt, für ein Explorer Case „Long“ (380€) oder Peli Case „Air Lang“ (830€) war mir das Geld dann doch zu schade.

Im nächsten Beitrag berichte ich dann über die getesteten Laborierungen.

Taktischer Schaft für Schwedenmauser, Teil 2

Schwedenmauser M63_01

Nachdem der Entschluss gefasst war, zwei Schwedenmauser zu kaufen, um einen dafür passenden Schaft in Eigenregie zu entwickeln, wurde erst mal online nach dafür verfügbaren Waffen geschaut.

Der naheliegende und unter Schützen und Jägern sicherlich bekannte Online-Marktplatz wurde dafür aber nicht ausgewählt. Uns ging es vielmehr darum, Gewehre ausprobieren und ggf. zurückgeben zu können, falls wir mit der Schussleistung nicht zufrieden sein sollten. Fündig geworden sind wir schließlich bei der Firma CDS Ehrenreich, die eine ganz ansehnliche Auswahl an Gewehren auf Lager hatte. Für die online angebotenen Repetierer gab es vom Händler zudem gleich eine Einschätzung zu den Zuständen von Brünierung, Schaft und Lauf – was uns bei der Auswahl sehr geholfen hat. Zwei Matchgewehre M63 sind es schließlich geworden, von dem eines wieder zurück geschickt wurde. Das erste M63 habe ich behalten, das zweite wurde ca. zwei Wochen später durch einen „normalen“ Mauser M96 ersetzt und ging an meinen Schützenkollegen.

Für uns ergab sich daraus eine kleine Unsicherheit, ob sich die beiden Systeme später nicht doch noch irgendwo maßlich Unterscheiden würden, darauf musste einfach nochmal besonderes Augenmerk  geworfen werden. Das ging natürlich erst, sobald beide Systeme ausgeschäftet waren.

Die ersten Schritte war folglich, das (zuerst verfügbare) System M63 auszuschäften, es genauestens zu vermessen und davon im CAD ein Modell zu erstellen.

 

Ausschäften

Zwei Stunden Arbeit für drei Schrauben, das war so nicht geplant! Das M63 besitzt wie das M96 zwei Schlitzschrauben (war damals halt so) an der Unterseite des Abzugsbügels/Magazinschachts, die das System durch den Schaft fixieren. Zusätzlich hat das M63 noch eine weitere Schraube quer durch den Holzschaft, die für mich unerklärlich fest saß. Ich habe mein gesamtes Körpergewicht (und das ist nicht wenig) auf den Schlitzschraubendreher verlagert und dann am – dort glücklicherweise vorhandenen – Sechskant nochmal einen Maulschlüssel angesetzt. Im Schneckentempo ging die Schraube dann einige Gewindegänge raus, der Kopf war aber schnell hinüber, sodass ich diesen dann schließlich anbohren und die Schraube mit einem Linksausdreher rausholen musste.

 

Ein Blick ins Innere lässt erkennen, dass das System des M63 zusätzlich mit Harz ausgegossen wurde. Beim M96, der später auch noch ausgeschäftet wurde, war das allerdings nicht der Fall.

 

 

Hier nochmal die Einzelteile des M63 ohne Schaft:

 

 

Und hier die beiden Systeme M63 (oben) und M96 (unten) im Vergleich:

 

 

CAD-Modell

Jetzt begann der Teil der Arbeit, bei dem die meiste Sorgfalt notwendig war, denn alle auf einem ungenauen Modell basierenden Konstruktionen würden später zu Passungenauigkeiten beim Zusammenbau aller Teile führen. Beim Hantieren mit dem ausgeschäfteten System ist mir dann erstmals aufgefallen, dass das M63 einen Lauf sowie einen Matchabzug von Schulz und Larsen hat – eine Firma deren Namen eine gute Präzision verspricht. Als ob ein M96 davon von Haus aus zu wenig hätte! Egal, was man hat, das hat man.

 

Nachdem die Systemhülse im CAD war, konnte dann damit begonnen werden, den Schaft mit allem Drum und Dran zu konstruieren. Zuvor gab es noch eine Konstruktionsbesprechung mit meinem Kollegen, in der alle wichtigen Merkmale festgehalten wurden, die dem jeweiligen Schützen am Herzen lagen. In den meisten Punkten gab es Übereinstimmung, nur bei wenigen mussten wir Kompromisse eingehen.

Tja und einige Eigenschaften des Schwedenmausers waren bauartbedingt einfach schon vorgegeben, damit musste man später einfach fertig werden. Hier eine kleine Auswahl wichtiger Punkte aus unserem Lastenheft:

  • Pistolengriff muss einfach sein.
  • Picatinny-Schiene und ZF am fertigen Gewehr sind ebenfalls Pflicht, doch wie und wo soll die Schiene befestigt werden? Eine seitliche Montage am Schaft kam für uns beide nicht in Frage. Vorgefertigte Picatinny-Schienen zur Montage auf die Systemhülse wären eine Möglichkeit, doch für Schwedenmauser leider Fehlanzeige, zumindest habe ich keine gefunden.
  • Und was geschieht mit dem geraden Kammerstengel, wenn eine Lösung für Schiene und ZF gefunden sind? Eine Kollision beim Repetiervorgang wäre hier später unvermeidbar. Absägen und Umbiegen wären möglich, sind aber nur mit Waffenbearbeitungserlaubnis durchführbar (ja, auch das Umbiegen!).
  • Ein Magazin soll unbedingt verwendet werden. Soll hier ein Kaufteil oder ein Eigenbau (evtl. durch Rapid Prototyping) zum Zuge kommen? Das bisherige Laden mit Ladestreifen würde bei erfolgreicher Verwendung von Picatinny-Schiene mit ZF jedenfalls nicht mehr möglich sein, da dieser von oben nicht mehr hätte zugeführt werden können.
  • Wie gestaltet sich die Griffaufnahme, wenn genau dort eigentlich irgendwo noch die Systemschrauben untergebracht werden müssen?

Nach und nach wurde das Lastenheft abgearbeitet und bei einigen Details konstruktionstechnisch nochmal die eine oder andere Extrarunde gedreht. Die nachfolgenden Bilder zeigen jedenfalls den Werdegang des Projekts im CAD in groben Zügen. Einige Kaufteile sind dabei gleich mit visualisiert worden, so z.B. Zielfernrohr Sightron SIII 8-32×56, HM-Montageringe 12,7mm, Magpul PRS Schaftkappe, AR15-Griff, 5-Schuss-Magazin Tikka T3, Riemenbügelöse und Zweibein.

 

Natürlich waren nicht alle benötigten Teile sofort vorhanden und so wurde die CAD-Konstruktion teilweise durch die Lieferzeit von Kaufteilen unterbrochen, wenn deren Vermessung für die Konstruktion angrenzender Teile wichtig war. Nach insgesamt knapp 4 Wochen war das Design dann schließlich abgeschlossen und das komplette Konzept wurde bei einem Betrieb für zerspanende Metallarbeiten vorgestellt. Nach der Konstruktionsbesprechung wurde vereinbart, zunächst einen Kunststoffklotz mit sämtlichen für die Aufnahme der Systemhülse wichtigen Geometrien nebst einigen Kleinteilen für den Magazinauswurf anzufertigen. Über das Ergebnis werde ich im nächsten Beitrag berichten.

 

Hier geht es zum dritten Teil der Serie…

 

 

Savage Arms 10 BA

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An dieser Stelle möchte ich meine Repetierbüchse von Savage Arms vorstellen, es handelt sich dabei um das Modell 10 BA in der Ausführung „LE“ (Law Enforcement).

Bisher habe ich die eine oder andere Langwaffe probehalber geschossen und festgestellt, dass ich mit herkömmlichen Schaftgriffen schlecht zurechtkomme, sodass definitiv ein Pistolengriff an der gewünschten Langwaffe vorhanden sein musste. Das war in meinem Fall das ausschlaggebende Kriterium und so habe ich angefangen, Infos zu sämtlichen Präzisionsgewehren dieser Bauart von allen möglichen Herstellern zu sammeln, um anschließend eine Entscheidung treffen zu können.

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Die Frage des Kalibers kam gleich an zweiter Stelle und hier habe ich eine Entscheidung aus Vernunft getroffen und .308 Win. gewählt. Da ich die Waffe sowieso für sportliche Zwecke haben wollte, wären höchstens noch die Kaliber .300 Win. Mag. oder .338 Lapua Mag. in Frage gekommen. Im Verein bin ich aber sowieso auf eine Distanz von maximal 300m beschränkt (und darüber würde sich so mancher schon wahnsinnig freuen!) und in diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit stärkerer Kaliber, wenn sich das Projektil ohnehin erst nach einer gewissen Flugdistanz zu stabilisieren beginnt. Zudem ist die Patrone .308 Win. oder deren Komponenten wirtschaftlich noch gut vertretbar. Für das sportliche Schießen und den damit verbundenen Trainingsbedarf (=Munitionskosten) ist .308 Win. meines Erachtens also immer noch vollkommen ausreichend.

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Für den Gesamtpreis der Waffe inklusive ZF habe ich mir damals ein Budget von ca. 4000 Euro gesetzt und meine Wahl getroffen, ohne vorher Probe schießen zu können. Lediglich ein ausführlicher Online-Artikel hat mir eine Vorstellung der zu erwartenden Präzision geliefert. Glücklicherweise bin ich nicht enttäuscht worden …

Die Savage 10 BA besitzt einen frei schwingenden, kannelierten 24“-Lauf mit Mündungsfeuerdämpfer. Dieser nimmt zwar ordentlich was vom Rückstoss weg, aber man muss nach jedem Schuss trotzdem wieder ins Ziel gehen, auch wenn die Waffe mit Zweibein und Sandsack stabilisiert wird.

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Hier muss ich bemerken, dass ich das Gewehr für die BDMP-Disziplin ZG3 verwende und es nicht mehr als unbedingt notwendig berühre – von Festhalten kann also nicht wirklich die Rede sein, das mag vielleicht sogar der Hauptgrund für die „unruhige“ Lage der Waffe beim bzw. nach dem Schuss sein.

Der Vorderschaft besteht komplett aus Aluminium und weist Picatinny-Schienen auf 9-, 12- und 3-Uhr auf. Jene auf 12 Uhr ist mit 460mm auch recht lang, besitzt eine Vorneigung von 20 MOA und eine Auskehlung für den Zielfernrohr-Tubus, sodass man nicht unnötig hohe Riser für das Glas installieren muss.

Korrektur:

Die Savage 10 BA (Kaliber .308 Win.) besitzt leider keine Picatinny-Schiene mit Vorneigung, deshalb habe ich mir später auch eine ERA-TAC Blockmontage zugelegt. Das Modell 110 BA (Kaliber .338 Lapua Magnum) besitzt hingegen eine mit 20 MOA Vorneigung.

Die Länge der Picatinny-Schiene, die die Montageringe aufnimmt, beträgt 165mm, gefolgt von dem nun in der Höhe abgesetzten Bereich mit der Auskehlung von ca. 120mm Länge und schließlich einem 175mm langen Bereich, auf dem die Vorsatzgeräte montiert werden können. Die beiden Picatinny-Schienen auf 9- und 3-Uhr sind mit jeweils 125mm gleich lang.

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Vorne am Alu-Schaft befinden sich gleich drei Riemenbügelösen; eine an der Unterseite des Schafts für die Aufnahme eines Zweibeins und je eine links und rechts für einen Gewehrriemen. Am Schaft montierte Zweibeine haben übrigens eine sehr gute Auflagefläche.

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Der Verschluss ist sehr präzise gearbeitet und verriegelt mit zwei Warzen. Der Kammerstengel ist problemlos zu bedienen und besitzt eine angenehme Riffelung auf dem Kugelgriff. Im offenen Zustand wackelt er allerdings ein wenig. Am Ende der Systemhülse befindet sich auf dessen Oberseite der Schieber für die Abzugssicherung, den hab ich ehrlich gesagt noch nie benutzt.

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Besonders erwähnenswert ist der Abzug, der bei Savage Arms sogenannte „Accu-Trigger“. Er besitzt im geschlitzten Abzugszüngel noch eine Art Sicherungsbügel, der bei Berührung federleicht nach hinten gleitet, bis der Finger komplett auf dem Abzugszüngel aufliegt. Es ist keine Schussabgabe möglich, solange der Sicherungsbügel nicht betätigt ist. Der Schuss bricht absolut glasklar und ich habe das beiliegende Werkzeug zum Verstellen des Abzugsgewichts bis heute nicht benutzen müssen, es ist nach wie vor alles so, wie ab Werk eingestellt. Möchte man aber eine Verstellung vornehmen, so muss dazu das System ausgeschäftet werden – mir war der Aufwand bisher zu hoch, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass ich mit der Werkseinstellung sehr zufrieden bin. Es wäre natürlich interessant zu wissen, wo das Abzugsgewicht derzeit liegt, aber leider fehlt mir dazu das Messgerät.

Savage 10 BA 15

Im Falle einer Verstellung würde dann das beiliegende Spezialwerkzeug zum Einsatz kommen, um eine Torsionsfeder zu spannen oder zu entspannen. Das eine oder andere Video bei Youtube zeigt diesen Vorgang recht deutlich. Wie auf den Bildern ersichtlich, besitzt der Pistolengriff noch eine Handballenauflage, die sich in der Neigung verstellen oder auch ganz demontieren lässt.

Savage 10 BA 16

Kommen wir zum Hinterschaft: Wie es sich für ein Präzisionsgewehr gehört, gibt es eine verstellbare Wangenauflage und Schaftkappe. Die Verstellmöglichkeit ist mehr als ausreichend und z.B. für die Wangenauflage so hoch verstellbar, dass man noch nicht einmal mehr mit dem Putzstock in den Lauf kommt, wenn man es darauf anlegt. Im Lieferumfang enthalten sind zwei verschieden hohe Schaftkappen, womit in Kombination mit der Verstellung derselben eigentlich jede Armlänge abgedeckt werden kann. Die Arretierungen am Schaft sind sehr schwergängig, das garantiert aber auch, dass sich „im Betrieb“ nichts mehr lösen wird. Beim Herumstöbern bei Youtube bin ich übrigens auf eine Variante des Gewehrs gestoßen, bei dem sich an der unteren Ecke des PRS-Schafts eine Kappe lösen ließ. Darunter befand sich eine kurze Picatinny-Schiene zur Aufnahme eines Monopods. Ich bin echt ein wenig neidisch, dass mein Gewehr das nicht hat …

Savage 10 BA 17

Alles in allem bin ich mit dem Gewehr und seiner Präzision sehr zufrieden. Die einzigen Nachteile, die ich daran sehe sind der bereits erwähnte Verschluss, der im offenen Zustand etwas wackelt und das hohe Gewicht von 7,6 kg mit ZF und leerem Magazin. Das Gewicht ist natürlich bedingt durch den Aluminiumschaft. Moderne Gewehre weisen heute gerne auch mal Verbundwerkstoffe auf, diese Exklusivität kostet dann aber auch dementsprechend. Die Möglichkeit zur Anbringung eines Monopods wäre auch wünschenswert, das betrifft dann aber eher den Einsatz im Gelände. Der Verwendung eines Sandsacks wird aber etwas mehr an Präzision nachgesagt, sodass sich Sportschützen wohl eher für dieses Accessoire entscheiden dürften.

Verbaut sind an meinem Gewehr folgende Komponenten:

  • Harris-Zweibein vom Typ 1A2-BRM
  • Montageringe von HM, Höhe 12,7mm (wieder demontiert)
  • ZF Sightron SIII 8-32×56 Long Range Target mit Target-Dot-Absehen und 1/8-MOA-Klickverstellung
  • ERA-TAC Blockmontage T2063-0020
Savage 10 BA 12
Savage 10 BA 13
Savage 10 BA 18
Savage 10 BA 19
Savage 10 BA 20

Weiteres Zubehör:

Savage 10 BA Dreibein-Stativ 23

Präzision auf 100m:

Mit den unten stehenden Laborierungsdaten habe ich auf 100m im sitzenden Anschlag Streukreise von 10mm, 13mm und 15mm geschossen. Diese Streukreise entstanden aus 5-Schuss-Gruppen (kaliberbereinigt) mit Zweibein und Sandsack. Hierzu gibt es leider kein Schussbild zu sehen.

Präzision auf 300m (1):

Das unten zu sehende Schussbild entstand auf 300m im liegenden Anschlag mit Zweibein und Sandsack. Es handelt sich um eine elektronische Anlage, die Mouche besitzt einen Durchmesser von 50mm, die “10” einen von 100mm.

Schussbild Savage 10 BA 1
Schussbild Savage 10 BA 2

Präzision auf 300m (2):

Das nächste Schussbild entstand auf 300m im liegenden Anschlag mit Zweibein und Sandsack unter Wettkampfbedingungen (es war mein erster Wettkampf mit einer Langwaffe überhaupt). Im Vergleich zum obigen Schussbild, zeigt es wohl eher die Leistungsgrenze des Schützen, als jene der Waffe. Gereicht hat das Ergebnis für Platz 28 von 65. Der innere helle Kreis besitzt übrigens einen Durchmesser von 30mm, der zweite helle Kreis einen von 60mm.

Schussbild Savage 10 BA 3
Schussbild Savage 10 BA 4

Präzision auf 100-700m:

Im Juni 2015 bot sich mir die Gelegenheit, die Waffe auf bis zu 1400m Distanz zu schießen. Ich bin zurückhaltend gewesen und bin mit der Einstellung an den Start gegangen, bis auf 800m gute Ergebnisse zu erzielen. Das gelang zwar, danach war aber auch Schluss. Nur um keinen falschen Eindruck zu erwecken, ich rede nicht mehr davon, Ringe gezählt zu haben, die Ziele bestanden aus Stahlplatten 50x50cm. Bis 700m Distanz lief alles problemlos und die dortige Stahlplatte wurde etliche Male getroffen. Da mich der Ehrgeiz gepackt hat, wurde mal kurzerhand auf die DIN-A4 große Zielbeschriftung umgeschwenkt: Nach drei Treffern in Folge habe ich dann von Ihr abgelassen. Mein Spotter konnte die Treffer mit seinem Spektiv sogar bestätigen – ich glaube, für ein solches Spektiv muss man aber fast so viel Geld ausgeben, wie mein Gewehr gekostet hat. Geschossen wurde an diesem Tag über alle Distanzen übrigens im Liegen von einer Schießmatte aus mit Zweibein und Sandsack am Hinterschaft.

Präzision auf 800m:

Bei der 800m-Distanz ist das System dann an seine Grenzen gestoßen: Das ZF hatte seinen maximalen Verstellbereich erreicht und ich musste ca. 1,5m über dem Ziel anhalten. Aber: Ich hab´s getroffen!!! Das Gewehr selbst oder die Munition hätten mit Sicherheit noch eine weitere Distanz zugelassen. Die Munition hatte übrigens die unten stehenden Ladedaten.

Mein Fazit: Da ich mit meinem ZF bisher ganz zufrieden war, jedoch auch jenseits der 800m noch treffen will ohne mich in weitere hohe Kosten zu stürzen, werde ich mir eine ERA-TAC-Blockmontage der Firma Recknagel zulegen, die eine einstellbare Vorneigung zwischen 0 und 70 MOA zulässt. Wenn das System erweitert ist und weitere Ergebnisse vorliegen, werde ich darüber berichten.

Mittlerweile ist die Blockmontage montiert. Da das speziell bei der Savage 10 BA nicht ganz so einfach war, gibt es hier einen Bericht dazu. Das zusätzliche Gewicht hat schwingungstechnisch zum Glück keine Auswirkungen auf die Präzision der Waffe gehabt, die Streukreise sind nach ca. 1600 Schuss noch genauso eng wie eh und je.

Ladedaten:

Achtung, es wird keine Garantie für die Richtigkeit der Ladedaten übernommen !

Wiederlader handeln auf eigenes Risiko !

  • Hülse: Lapua Match, Kailber .308 Win
  • Zündhütchen: Federal Ammunition FA 210
  • Pulver: LOVEX S060 (ist ein einbasiges Pulver)
  • Menge: 39,3 gr.
  • Geschoss: Sierra Matchking HPBT #2200, 168gr.
  • OAL: 71,7mm
  • Crimp: keiner

Dazu ein kleiner Tipp:

Ich bin dazu übergegangen, die Sierra-Geschosse aus Kostengründen gegen Nosler BTHP 168gr.-Geschosse (Artikel-Nr. 65934, 1000er Packung) zu ersetzen. Auf den 100m- und 300m-Bahnen hat sich gezeigt, dass absolut keine Korrekturen am Zielfernrohr notwendig sind, wenn zu Munition mit diesen Geschossen gewechselt wird. Ein Kollege mit einer ballistischen Software hat mich darin noch bestätigt: Die ballistischen Koeffizienten beider Geschosse haben sich in ihrem Literaturwert erst in der dritten Nachkommastelle unterschieden. Ein leichter geometrischer Unterschied besteht allerdings, den bemerke ich aber nur beim Laden der Patronen: Die Geschoss-Setzmatrize muss ich beim Wechsel von Sierra- zu Nosler-Geschossen um einige zehntel Millimeter niedriger schrauben um die OAL zu halten.

Während für die 1000er-Packung Sierra bisher rund 320 Euro fällig waren, bekomme ich dieselbe Menge Nosler-Geschosse für 204 Euro.

Nachtrag Oktober 2016:

Für einen weiteren Besuch eines Truppenübungsplatzes habe ich eine Laborierung mit einem 200 Grain HPBT-Geschoss entwickelt, die genauen Ladedaten können hier nachgelesen werden. Die dort ermittelten Klickwerte für die Laborierungen mit 168- und 200-Grain-Geschossen können in meinen Drop-Charts im Bereich Downloads nachgelesen werden.