MDT Magazin .338LM für PSG Walküre

Nach langer pandemiebedingter Pause konnte ich mit einem meiner Schützenkollegen endlich wieder zu einem Long-Range Event fahren. Wir haben dort erstmalig seine PSG Walküre im Kaliber .338 Lapua Magnum auf Distanzen bis einschließlich 1100m geschossen (das Einschießen auf 100m hat vorher natürlich im Verein stattgefunden). Ziel war es, für die Walküre in Kombination mit der gewählten Munition (zunächst fiel die Wahl noch auf Fabrikmunition) die entsprechenden Klickwerte zu ermitteln. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um auch neue Klickwerte für mein AR-15 von Hera Arms zu ermitteln. Nach dem Einbau des etwas kürzeren Matchlaufs SPB200 mit 16,75“ und notwendiger neuer Laborierung war hier sicherlich mit neuen Klickwerten zu rechnen. Die Ergebnisse können unter „Downloads“ nachgelesen werden.

Der eigentliche Inhalt dieses Beitrags ist aber die Modifikation zweier Magazine von MDT für die PSG Walküre. Diese wurden von meinem Kollegen zusätzlich zum mitgelieferten AICS-Magazin nachgekauft und haben im vorderen oberen Bereich leider keine Rastnase gehabt. Es mag sein, dass das für andere Gewehre völlig ausreichend ist, aber eben bei der Walküre nicht: Schaut man von unten in den Magazinschacht der Walküre, so sieht man im vorderen Bereich eine in den Kunststoff eingebettete Metallkante, die eben diese Rastnase des AICS-Magazins aufnehmen, bzw. arretieren kann. Ich habe mich bereit erklärt, die beiden Magazine zu modifizieren und berichte hier kurz über die einzelnen Schritte.

AICS-Magazin für .338 Lapua Magnum

Oben ist das im Lieferumfang enthaltene AICS-Magazin zu sehen. Die Rastnase, die es nachzubilden gilt, ist beim Prägevorgang entstanden. Meines Wissens ist der Schaft der Walküre ebenfalls von MDT, weshalb dann die hauseigenen Magazine in .338LM diese Rastnase nicht aufweisen, wird ein Rätsel bleiben. Vielleicht eine Fehlproduktion?

Blechdimensionen

Ohne Flex, Schweißgerät und einen Feilensatz geht es leider nicht. Zu Beginn benötigt man ein Stück Metallblech mit den Dimensionen 1,5x7x12mm – ein kleines Plättchen eben. Die eigentlich benötigte Dicke des Metallplättchens beträgt ca. 1,2 bis 1,3mm, aber das als Halbzeug zu bekommen, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen – dann lieber später kurz die Flex oder die Feile angesetzt. Der Werkstoff ist fast egal, allerdings habe ich bewusst kein Edelstahl ausgewählt.

Schweißvorbereitungen

Was man auf den Bildern nicht mehr sieht, sind die Schweißvorbereitungen an dem Metallplätchen: Einfach relativ mittig und ohne besondere Symmetrie oder Sinn für Schönheit werden erstmal zwei Löcher D=3,5 bis D=4,0 in das Blech gebohrt, entgraten der Bohrlöcher ist aber trotzdem angesagt. Das Blech wird dann mittig auf die Stirnseite des MDT-Magazins gelegt und zeigt, in welchem Bereich man vor dem Punktschweißen die Brünierung des Magazins wegschleifen sollte. Das Blech wird zum Punktschweißen dann mit seiner langen Kante an der oberen geraden Kante (die wird später eingeschliffen) des Magazins angelegt. Vor dem Schweißvorgang habe ich noch das Magazininnere entfernt: Drückt dazu den Zuführer nach unten und lasst ihn im hinteren Bereich (am Patronenboden) stark nach unten abkippen. Der vordere Bereich kann dann hinter die vorderen Magazinlippen geschoben und durch die entstehende Lücke nach schräg oben/vorne herausgezogen werden.

NAchbearbeitung

Ist das Metallplätchen erstmal angeschweißt, gilt es, dessen Kanten einzuschleifen: Am oberen Ende hin zur Metallkante des Magazins muss das Plättchen sehr dünn auslaufen. Das ganze Plättchen sollte auch so abgeschliffen werden, dass von seiner ursprünglichen Dicke wie oben geschrieben noch ca. 1,2mm bis 1,3mm übrig bleiben.

MDT-Magazin für .338 Lapua Magnum

Achtung: Die am Magazin nach unten stehende (im oberen Bild nach recht gerichtete) Kante sollte scharfkantig bleiben, denn hier rastet später die in den Magazinschacht eingebettete Metallkante am Gewehr ein.

Die seitlichen Kanten habe ich so gut es geht abgerundet. Fast alle Schleifarbeiten habe ich mit einer Flex und einer Fächerschleifscheibe durchgeführt, nur für feine Entgratungen (oder Begradigungen von Kanten) habe ich die Feile verwendet.

Achtung: Das Magazin muss stirnseitig noch im oberen Bereich eine Auskehlung erhalten, damit die vormals gerade Kante nicht von unten an den Verschluss stößt, bevor das Magazin die Chance hat, einzurasten. In diesem Bereich läuft das angeschweißte Metallplättchen auch sehr dünn aus, das obige Bild zeigt das sehr gut.

Erst wenn das geschehen ist, sollte das Magazin probehalber ins Gewehr gesteckt werden, um die Passgenauigkeit zu prüfen. Man läuft sonst schnell Gefahr, irrtümlich an der scharfen Unterkante des Metallplätchens Material abschleifen zu wollen, denn es fehlt spürbar nicht mehr viel, bis das Magazin komplett dort einrastet, wo es eigentlich soll.

Der letzte Schritt ist das Brünieren der blanken Metallflächen, wobei ich hier bemerkt habe, dass später nicht alle Flächen perfekt geworden sind – je nach Legierung des Schweißdrahts kann es auch damit zusammenhängen.

Gasdruck beim Wiederladen

Nach den Kommentaren eines aufmerksamen Lesers aus Teil 3 zu den Ladedaten für Schwedenmauser, möchte ich in diesem Beitrag anhand meiner bevorzugten Laborierung für den Schweden nochmal näher auf das Thema des zulässigen Gasdrucks beim Wiederladen eingehen. Diese Thematik betrifft eigentlich jede Patrone, die wiedergeladen wird. Ich bin vor einiger Zeit zu Recht darauf hingewiesen worden, dass meine bevorzugte Laborierung die maximale Ladeempfehlung von Vihtavuori bereits überschreitet. Mithilfe von Marvin und der Software „Quickload“ möchte ich also in diesem Beitrag einige Ergebnisse präsentieren und erläutern. Da ich nicht weiß, ob es lizenzrechtlich gestattet ist, Screenshots der Software von den kompletten Berechnungen zu veröffentlichen, beschränke ich mich hier auf die Beschreibung der Ergebnisse und ein kleines Diagramm. Der Schwerpunkt liegt mit diesem Beitrag auf den berechneten Gasdrücken und nicht mehr auf der Präzision oder der Mündungsgeschwindigkeit wie in den vergangenen Beiträgen.

Der Vorsicht halber möchte ich auch nochmals darauf hinweisen, dass es sich nachfolgend um theoretisch berechnete Werte durch eine Software handelt. Einen besseren Aufschluss über die im System herrschenden Gasdrücke ergibt wohl erst eine Messreihe aus Patronen, die man zur Ermittlung des Gasdrucks an ein Beschussamt einsendet. Ich möchte das mit meiner bevorzugten Laborierung auch noch tun und werde das Ergebnis veröffentlichen, sobald es vorliegt.

Ungeachtet des Ergebnisses gilt für alle nachfolgenden Ladedaten weiterhin folgender Warnhinweis:

Für die Richtigkeit der Ladedaten wird keine Garantie übernommen! Wiederlader handeln auf eigenes Risiko!

 

Ausgangssituation

So, warum mache ich so´n Quatsch eigentlich, dass ich Patronen mit höherem Gasdruck herstelle? Das Gewehr hat ja bereits mit anderen (weicheren) Laborierungen sehr gut geschossen. Ganz einfach: Ich wollte für das Long-Range-Schiessen eine Patrone mit höherer V0 haben, aus diesem Grund habe ich die Ladeempfehlung verlassen. Den maximal zulässigen Ladedruck eines Schwedenmausers habe ich mit 3800 bar recherchiert. Man muss sich nicht viel Mühe geben, Wikipedia kann da z.B. schnell Auskunft geben, ist aber sicherlich nur eine Quelle von vielen. Auch Quickload hat übrigens den Grenzwert von 3800 bar für diese Patrone. Als Maschinebau-Ingenieur ist mir bewusst, dass die Vorhersage eines Bauteilversagens nicht nur in Bezug auf die Höhe der eingeleiteten Kraft (i.V.m. Querschnittsprofil und Werkstoff), sondern auch in Bezug der Anzahl der Lastwechsel zu beurteilen ist (Stichwort Materialermüdung). Auch andere Faktoren spielen eine Rolle, aber das sind Details, die hier den Rahmen sprengen würden. Da ich noch nicht davon gehört habe, dass man aus Gewehren nur eine bestimmte Anzahl von Schüssen abgeben darf, gehe ich also erstmal davon aus, dass der Literaturwert von 3800 bar jener Maximaldruck ist, bei dem die Dauerfestigkeit des Werkstoffes noch gewährleistet ist.

Zur Erinnerung, dies sind meine bevorzugten Ladedaten:

  • Hülse: Lapua Match, Kailber 6,5×55 Swedish Mauser
  • Zündhütchen: Federal Ammunition FA 210
  • Pulver: Vihtavuori N150
  • Menge: 38,0 gr.
  • Geschoss: Lapua Scenar HPBT, 139gr. (GB458)
  • OAL: 76,5mm
  • Crimp: keiner
  • V0 (nach Quickload): 783 m/s
  • V0 (gemessen): 803 m/s
  • Max. Gasdruck (nach Quickload): 3069 bar
  • Max. zulässiger Gasdruck: 3800 bar

Damit bin ich noch etwas mehr als 700 bar vom maximal zulässigen Gasdruck entfernt. Klingt erstmal ausreichend, Schwankungen in der Produktion des NC-Pulvers oder in der Herstellung der Patrone können aber gefährlich werden, das sollte man einfach wissen.

 

Das sagt Vihtavuori

Ich verlinke hier mal die Ladeempfehlungen des Pulverherstellers. Beachtet bitte, dass es auch modernere Gewehre im klassischen „Schwedenkaliber“ gibt, die einen höheren zulässigen Gasdruck haben und meist unter 6,5×55 SE oder 6,5×55 SKAN geführt werden. Mein Gewehr besitzt zwar einen modernen Lauf von Schulz und Larsen aus dem Jahre 2010, allerdings ist meine Systemhülse noch die des klassischen Schwedenmauses mit einer Prägung der Fabrik „Carl Gustavs“. Da die Systemhülse letztendlich über den Verschluss sämtliche Kräfte aufnimmt, bleibe ich mal bescheiden und lege weiterhin einen zulässigen Maximaldruck von 3800 bar zugrunde.

Vihtavuori: 6,5×55 Swedish Mauser

Vihtavuori: 6,5×55 SE / 6,5×55 SKAN

Die Ladedaten 6,5×55 SE oder 6,5×55 SKAN sind hier nur der Vollständigkeit halber verlinkt und spielen bei der weiteren Betrachtung keine Rolle!

Bezogen auf das Geschoss Lapua Scenar GB458, ist die Maximalempfehlung von Vihtavuori folgende (von den fettgedruckten Werte weiche ich ab, s.o.):

  • Hülse: 6,5×55, Hersteller unbekannt
  • Zündhütchen: Hersteller unbekannt
  • Pulver: Vihtavuori N150
  • Menge: 35,2 gr.
  • Geschoss: Lapua Scenar HPBT, 139gr.
  • OAL: 78,0mm
  • Crimp: unbekannt
  • V0 (nach Vihtavuori): 761 m/s
  • V0 (nach Quickload): 742 m/s
  • Max. Gasdruck (nach Quickload): 2456 bar
  • Max. zulässiger Gasdruck: 3800 bar

Vihtavuori ist damit 1350 bar vom Maximaldruck entfernt. Ein theoretisch recht komfortabler Abstand. Ich gehe mal davon aus, dass keine Ladeempfehlungen veröffentlicht werden, die irgendwelche Klagen gegen den Pulverhersteller nach sich ziehen könnten.

 

Das sagt Vihtavuori aber auch

Schaut man sich die Ladeempfehlungen aus dem ersten Link etwas genauer an, so fällt eine auf, bei der beim 139gr.-Norma-Geschoss ganze 39,4 gr. N150 (maximal) erlaubt sind. OK, kann ja sein, dass sich Geschosse in Ihrer Geometrie äußerlich unterscheiden und gewisse Parameter der Patrone angepasst werden müssen. Aber entscheidend für ein gesundes Weiterschießen sollte ja immer noch der Gasdruck sein. Schauen wir uns die Daten mal mit Quickload an:

  • Hülse: 6,5×55, Hersteller unbekannt
  • Zündhütchen: Hersteller unbekannt
  • Pulver: Vihtavuori N150
  • Menge: 39,4 gr.
  • Geschoss: Norma HP, 139gr., (Mit Artikel 66517 aus der Datenbank von Quickload bezeichnet)
  • OAL: 78,0mm
  • Crimp: unbekannt
  • V0 (nach Vihtavuori): 779 m/s
  • V0 (nach Quickload): 807 m/s
  • Max. Gasdruck (nach Quickload): 3214 bar
  • Max. zulässiger Gasdruck: 3800 bar

Jetzt sind es sogar nur noch knapp 600 bar zum Maximaldruck.

Sind die Parameter für die Berechnungen mit Quickload alle richtig gewählt, so ist doch schon auffällig, dass es solche Unterschiede in den maximalen Ladeempfehlungen gibt. Für jemanden, der kein Quickload besitzt, erschließen sich diese Unterschiede im Gasdruck überhaupt nicht! Ist das jetzt ein Indiz dafür, dass man Gasdrücke  nahe 3800 bar nicht fürchten muss? Die Antwort folgt weiter unten…

 

Aussichten

Spielen wir mal ein wenig mit den Parametern der Software. Behalten wir dabei immer im Hinterkopf, dass den Ergebnissen nur Rechenalgorithmen zugrunde liegen und die Wirklichkeit anders aussehen kann.

  • „Meine Laborierung“, jedoch nur 37,0 gr. N150 (statt 38,0 gr.):

–> V0 sinkt auf 783m/s, Pmax sinkt von 3069 bar auf 2861 bar.

  • „Meine Laborierung“, jedoch OAL von 78,0mm (statt 76,5mm):

–>V0 sinkt auf 772m/s, Pmax sinkt von 3069 bar auf 2986 bar.

Möchte man den Gasdruck senken, hat es also den größeren Effekt, die Pulvermenge zu reduzieren, statt die Patronenlänge zu erhöhen. Nicht wirklich verwunderlich… Der umgekehrte Effekt tritt erst wieder ein, wenn man das Geschoss bis an die Züge setzt.

Irgendwann will man natürlich zu dem Punkt kommen, an dem man tatsächlich beurteilen kann, ob man sich mit einer Laborierung sicher fühlen kann, oder nicht. Nehmen wir dabei Quickload zu Hilfe und seine Grenzwertbereiche für Gasdrücke, die je nach Gefahrenpotenzial farblich hinterlegt sind (hier bezogen auf den Schweden mit 3800 bar Maximaldruck).

 

Diagramm
Exemplarisches Diagramm

 

  • Ohne Markierung/Weiss: bis 2800 bar

–> Warnmeldung: keine

  • Gelb markierter Bereich: 2800 bar – 3200 bar

–> Warnmeldung: keine

  • Lila markierter Bereich: 3200 bar – 3800 bar

–> Warnmeldung: „WARNUNG: Nahe am höchstzulässigen Gasdruck. Toleranzen können gefährliche Drücke verursachen!“

  • Rot markierter Bereich: >3800 bar

–> Warnmeldung: Hierzu liegt mir keine Info vor, soweit habe ich es nicht kommen lassen.

 

Beschussamt Mellrichstadt

Ich habe kurzerhand mal beim Beschussamt Mellrichstadt angerufen und das Glück gehabt, einen freundlichen Mitarbeiter zu sprechen, der sich für mich Zeit genommen hat. Meine wichtigste Frage wurde mir wie folgt beantwortet: Der Gasdruck nach CIP kann als dauerfest angesehen werden. Allerdings wurde mir auch empfohlen, einen Abstand von ca. 10 Prozent zum maximalen Gasdruck zu wahren, denn eine Materialermüdung kann immer im Bereich des Möglichen sein.

 

Mein Fazit

Ich habe mich im Rahmen dieses Beitrags nochmal eingehender mit den Ladedaten befasst, werde aber an meiner Laborierung für den Schweden aus folgenden Gründen festhalten:

  • Alle bisher ca. 600 abgeschossenen Patronenhülsen ließen sich problemlos herausrepetieren.
  • Kein einziges Zündhütchen war derart platt, dass der abgesetzte Ring an der Zündglocke bereits verdeckt war.
  • Vollkalibrieren von abgeschossenen Hülsen bedurfte nie eines erhöhten Kraftaufwands. Die Schleifspuren des Vollkalibrierens waren im Bereich des Hülsenbodens stets minimal, im Bereich des Hülsenhalses naturgemäß deutlich.
  • Alleiniges Halskalibrieren bereits abgeschossener Hülsen mit Anfertigung von Patronendummies ergab keine Probleme beim Laden/Repetieren des Verschlusses – somit keine Hinweise auf „Ausbauchen“ der Hülsen aufgrund erhöhten Gasdrucks.
  • Maximal zulässiger Gasdruck wird um 700 bar (entspricht 18% Differenz zum Maximalwert) unterschritten.
  • Keine Warnhinweise durch Software Quickload.

 

Das war nun ein recht trockener Beitrag zum Thema Wiederladen. Ich halte nicht aus Trotz an meiner Laborierung fest, sondern tue das nach sorgfältiger Auswertung aller Informationen, die ich bekommen konnte. Ich will mit diesem Beitrag auch niemanden dazu animieren, die Ladeempfehlungen der Hersteller generell zu überschreiten, für die meisten Sportschützen ist das auf den disziplinenkonformen Distanzen auch gar nicht notwendig. Sollte ich jemandem mit Long-Range-Ambitionen nützliche Anregungen geliefert haben, so freut mich das. Die letzte beobachtete Reichweite meines Schwedenmausers mit meinen o.g. Ladedaten beträgt übrigens 1350m. Weitere Kommentare oder Anregungen zu diesem Beitrag sind herzlich willkommen!

Rettet den Schweden! Teil 4 – Bettung Nr. 2 ist tot. Es lebe Bettung Nr. 3!

Nachdem in Teil 3 der Schwedenmauser zum zweiten Mal mit Epoxydharz gebettet wurde, zeigt sich auf dem Schießstand, dass das System nach Entfernung des barrel blocks immer noch schief im Schaft sitzt. Scheinbar kam es zu einer Verspannung des Laufes, die vorher nicht festgestellt wurde und auch nicht korrigierbar ist, ohne wieder neu zu betten. Zwar wurde schon im letzten Teil vom letzten Rettungsversuch geschrieben, hier folgt dennoch der Allerletzte.

Also wurde unverrichteter Dinge wieder abgefahren vom Schießstand und direkt an der Fräsmaschine das Harz wieder ausgefräst.

Für Bettung Nummer 3 wird ein neuer Ansatz gewählt:

  1. Das barrel block Unterteil wird nicht nah am System, sondern so weit vorne im Vorderschaft wie möglich eingesetzt und der Lauf entsprechend dort eingelegt.
  2. Es wird nicht mehr vollflächig gebettet sondern nur noch an den Systemschrauben.
    Das dafür mit mehr Epoxydharz als bisher.
  3. Vordere und hintere Systemschraube werden in 2 Schritten mit 24h Abstand gebettet. Beginnend mit der vorderen Schraube, wird der Lauf mit barrel block und hinterer Systemschraube (eingesetzt und handwarm angezogen) ausgerichtet. Im zweiten Schritt wird dann der hintere Abschnitt gebettet, während barrel block eingesetzt ist und die vordere Systemschraube ordentlich angezogen ist.

Das Bild zeigt Schwedenmauser im Schaft bei der Bettung der vorderen Systemschraube. Der barrel block sitzt am vorderen Ende des Schafts, die hintere Systemschraube ist eingeschraubt.

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Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

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Zumindest im relevanten Bereich. Der Rest des Schaftes ist durch wiederholtes Betten und Ausfräsen ziemlich verschandelt.

Schlussendlich folgt die Bettung der hinteren Systemschraube, hier noch im nassen Zustand kurz nach dem Einsetzen.

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Die Bettung härtet aus, wird gesäubert und dann das System eingesetzt. Passt saugend und gut rein, so weit so gut. Beim Anziehen der Systemschrauben zeigt sich aber wieder das alte Problem: der Verschluss geht nicht ohne Kraftaufwand (bzw. mit wesentlich mehr Kraftaufwand im Vergleich zu außerhalb des Schaftes) zu. Damit ist auf den ersten Blick erst mal nichts gewonnen und die Motivation entsprechend niedrig.

Für das Probeschießen wird noch ein bisschen getüftelt und folgender Ansatz gewählt: die durch den Griff / Abzugsbügel überdeckte, hintere Systemschraube wird mit gut 7 Nm angezogen, die Vordere mit 3 Nm. Der Kraftaufwand für das Schließen des Systems hält sich dadurch in akzeptablen Grenzen. Bei Bedarf kann die zugängliche, vordere Schraube noch angezogen / gelockert werden. Der barrel block wird nicht eingesetzt.

Die Ergebnisse auf dem Schießstand zeigen eine klare Verbesserung zu vorher, allerdings sind die Gruppen immer noch zu groß. Da auch ich Lovex S065 in der 6,5×55 verwende, über diese Kombination wurde im Blog ja schon ausführlich berichtet, wird kurzerhand die neue Laborierung des Kollegen mit Vihtavuori Pulver ausprobiert. Es zeigt sich auch dadurch keine solche Verbesserung, die zufriedenstellt.

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Rettet den Schweden! Teil 3 – Neue Bettung

Nach dem sehr aufschlussreichen Probeschiessen des Schwedenmauser mit barrel block in Teil 2 der Serie und dem Entschluss zur erneuten Bettung des System mit Epoxyd-Harz hier nun ein kleiner Zusammenschrieb des Bettungsvorgangs vor dem darauffolgenden, nächsten Probeschießen mit Epoxyd-Harz-Bettung und barrel block.

Für die Bettung wird Loctite EA 3471 verwendet. Das ist ein 2-Komponenten Epoxyd-Harz, das laut Produktmarketing:

„[…] ein metallähnliches Aussehen erzielt und maschinelle Bearbeitung, Bohren, Gewindeschneiden oder Feilen ermöglicht.“

Das hört sich gut an, hält auch was es verspricht und ist darüber hinaus mit Stahlpulver gefüllt. 2x 250g (Komponente A und B) kosten aber auch ca. 50€. Für die Bettung werden ca. 50g angerührt und, nach Vorbereitung von barreled action und Schaft, im Schaft verteilt.

Zur Vorbereitung wird der Abzug von der Systemhülse demontiert, der Verschluss eingesetzt, geschlossen und über den Sicherungsflügel verriegelt. Magazinschacht und sonstige Öffnungen an der Unterseite werden mit Modellierungsmasse verschlossen um eine Fixierung der barreled action im Schaft nach der Aushärtung des Harzes aufgrund von Eindringen in Hinterschneidungen etc. zu verhindern.

Anschließend wird ein Trennmittel (Wachs in Lösungsmittel gelöst) auf die Hülse mehrschichtig aufgetragen um ein Anhaften des Harzes zu verhindern. Die gewachsten Bereiche sind im folgenden Bild gut an der matteren, helleren Oberfläche zu erkennen. Besonders gut an der Laufwurzel zwischen Systemhülse und barrel block.

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Am Schaft werden, höchst-professionell mit Paketband, die Oberflächen des Schafts rund um die Öffnung für die Systemhülse abgeklebt und auch hier Löcher, wie etwa die Bohrungen für die Systemschrauben oder ZF-Brücken-Schrauben, mit der Modellierungsmasse verschlossen.

Anschließend wird das Harz großzügig im Schaft verteilt, die barreled action eingesetzt und mittels barrel block positioniert und zentriert. Die Lage der Gewindebohrungen in der Systemhülse und der korrespondierenden Bohrungen im Schaft wurde zuvor abgeglichen und der barrel block entsprechend am Lauf geklemmt. Dieser wird mit 2 Schrauben im Vorderschaft verschraubt.

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24h später werden die Schrauben wieder gelöst, die Hülse mit wenig Gewalt und viel Angstschweiss aus dem Schaft entfernt und bei näherer Betrachtung der Hülse kurz durchgeatmet. Nur minimale Anhaftungen von Harz an der Hülse, die Wachsschicht wurde flächendeckend und in ausreichender Dicke aufgebracht.

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Das Harz härtet noch eine Weile vollständig aus, anschließend werden Überstände im Magazin- und Abzugsschacht entfernt, die Löcher für die Systemschrauben durchbohrt und sauber angesenkt sowie die Modellierungsmasse aus Schaft und Systemhülse entfernt und letztere mit Lösungsmittel vom Wachs befreit.

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Die Qualität der Bettung lässt sicher etwas zu wünschen übrig, Geld würde ich dafür auch nicht bezahlen. Im vorliegenden Fall eines verzweifelten, letzten Rettungsversuchs lasse ich mir das aber mal durchgehen.

Nach der Aufbereitung und Reinigung wird die barreled action wieder im Schaft montiert. Das funktioniert tadellos und lässt hoffen. Der Rest des Schafts wird ebenfalls montiert und dann geht’s in Teil 4 auch schon weiter mit dem Einschießen mit Epoxyd-Harz Bettung und barrel block.

Rettet den Schweden! Teil 2 – Einschießen mit Barrelblock

Nachdem der Schwede eine ganze Weile nicht geschossen hat (ca. 10 Monate seit dem Erlebnis beim Long Range Event aus Teil 1), wird, vor dem Einschießen mit barrel block, natürlich als erstes ein Patch durch den Lauf geschoben.

Dabei zeigt sich die erste Überraschung des Tages:

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Der Lauf ist angerostet, nach einigen Hoppes No.9 und Öl-Patches sind die Patches aber wieder einigermaßen sauber. Es zeigen sich zumindest keine rostig-rotbraunen Ablagerungen mehr.

Also auf der 50 m Bahn eine Scheibe aufhängen, ZF montieren und, durch den Lauf schauend, grob auf die Scheibe ausrichten. Mit ein paar Schuss wird das ZF feinjustiert und dann eine Gruppe geschossen. Anstatt einer schönen Gruppe zeigt sich aber ein Streukreis von ca. 40 mm auf 50 m (Die Scheibe wird verständlicherweise sofort vernichtet!) und ein metallisches Klong bei jedem Schuss ist zu hören.

Die Vermutung ist, dass, durch die sehr weit vorne liegende Aufnahme des Systems  im barrel block, etwa auf Höhe des Übergangskonus von Patronenlager zum Lauf, auch die Systemhülse schwingt. Dies so stark, das sie auf den Aluschaft und / oder die ZF-Brücke schlägt. Der vorhandene barrel block, ohne Fixierung des Systems über die Systemschrauben, ist also keine Option und der Schwedenmauser bleibt vorerst im Schrank. Das nur die, wegen des barrel blocks, veränderte / verkürzte frei schwingende Länge des Laufes die auf die eigentliche Lauflänge abgestimmte Laborierung dermaßen schlecht aussehen lässt erscheint unwahrscheinlich. Zumal in Zusammenhang mit dem metallischen Klong.

Geplant wird daraufhin eine nochmalige Bettung des Systems mittels Epoxyd-Harz. Allerdings diesmal ordentlich ausgerichtet mit Hilfe des barrel blocks. Ziel ist es herauszufinden, ob die Aufhängung des Systems für die schlechte Schussleistung verantwortlich ist oder der Lauf durch den Rost so beschädigt ist, dass er nicht mehr verwendet werden kann. Mehr dazu in Teil 3 der Serie.