Wiederladen von Hülsen – Wie oft?

Das Wiederladen ermöglicht nicht nur, die auf seine Waffe perfekt abgestimmte Munition herzustellen, es erlaubt auch – eine gewisse Basis-Investition vorausgesetzt – auf längere Sicht Geld zu sparen. Die Einzelkomponenten einer Patrone sind nunmal günstiger zu haben und für denjenigen, der ihren Stundenlohn nicht auch noch in die Herstellung von Munition mit einrechnen, geht die Rechnung am Ende auf.

Wer hat sich da nicht schonmal die Frage gestellt, wie oft eine Hülse wiedergeladen werden kann? Und wie merkt man eigentlich, dass die Hülse besser entsorgt werden sollte? Ich kann leider auch keine endgültige Antwort auf diese Frage geben, allerdings eine einfache Methode vorstellen, die das ggf. rechtzeitig erkennen lässt.

 

Kurzwaffen:

Erstmal ist es sinnvoll, die abgefeuerten Hülsen in einem Tumbler zu reinigen, das gilt auch für Hülsen von Langwaffen. Der Waffe ist es herzlich egal, ob die Hülse hübsch glänzt oder nicht und von innen wird sie auch nie wieder so schön aussehen, wie beim Kauf. Grobe Verschmutzungen sollten hier schon mit Rücksicht auf das Patronenlager beseitigt werden. Bei meinem AR-15 habe ich es irgendwie geschafft, einen kleinen Partikel vom Hülsenhals in das Patronenlager einzubringen. Das Ergebnis war eine klassische Spreng-Platinierung und das Resultat sieht man nun auf den ausgeworfenen Hülsen. Der Effekt baut sich leider nur langsam ab und je nach Material des Schmutzpartikels vielleicht sogar überhaupt nicht mehr.

Jedenfalls halte ich das bei meinen Kurzwaffen-Hülsen einfach: Hülsen reinigen und ungesehen verladen. Ich habe jetzt schon einige Male bemerkt, dass sich bereits gerissene Hülsen beim Setzen des Projektils wie eine knarrende Tür anhören. Es ist natürlich zu wenig, sich hier nur auf sein Gehör zu verlassen, deshalb gibt es bei mir eine 100%-Kontrolle der Kurzwaffenpatronen. Dazu gehört bei mir auch, die Setztiefe des Zündhütchens mit dem Finger zu ertasten (nur Überstand ja/nein). Das mache ich stets am Ende in einem Vorgang mit der fertigen Patrone. NIO-Patronen werden dann kurzerhand aussortiert, wenn mir irgendetwas am Hülsenrand nicht gefallen sollte. So vermeide ich, die Hülse 2x in die Hand zu nehmen. Meine KW-Hülsen habe ich bisher ca. 10x wiedergeladen und ich mache das so lange, bis sie den Geist aufgeben.

 

Langwaffen:

Die Hülsen von LW reißen meines Wissens nach tendenziell eher nicht am Hülsenmund und nur bei den LW-Patronen mache ich mir die Mühe festzuhalten, wie oft eine Patrone bereits geladen wurde. Da in einer LW-Patrone natürlich erheblich mehr Pulver ist, sollte die Kontrolle auch sorgfältiger ausfallen – nur leider sieht man das häufig auch erst, wenn´s zu spät ist.

Vorsorglich kann man also mit einem Winkelschleifer mal stichprobenartig ein oder zwei Hülsen opfern und am Hülsenboden abschleifen – wie man sieht, habe ich sie dazu in einen Schraubstock gespannt. Ich habe das mit den Kalibern .223 Rem. und .308 Win. gemacht, beide Hülsen wurden 8x abgefeuert. Man sollte die Schleifkanten sorgfältig entgraten, damit kein falscher Eindruck entsteht. Danach kann man die Hülsenwand über dem Hülsenboden dahingehend untersuchen, ob sich eine Ausdünnung des Materials ergeben hat. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass beide Hülsen noch ganz gut aussehen, insbesondere der Hülse .223 Rem. ist anzusehen, dass die Wandstärke in Richtung Hülsenboden zunimmt.

Hülsen Wiederladen 223
Lapua Match .223 Rem.

 

Hülsen Wiederladen 308
Lapua Match .308 Win.

Bei der Beurteilung sollte beachtet werden, dass hier die Passgenauigkeit des Patronenlagers und die Qaulität der Hülse ebenfalls eine Rolle spielen. Patronenlager, die eher am Ende der Toleranz angesiedelt sind, erlauben es der Hülse eher, sich zu weiten und zu längen. Durch gute Hülsenqualität kann hier natürlich wieder entgegen gewirkt werden, von einer guten Zylinderform mal ganz zu schweigen, da bin ich von S&B mal sehr enttäuscht worden. Alle meine bisher 8x geladenen Hülsen wurden genau 1x wieder auf Länge getrimmt. Wenn das Trimmen bisher schon häufiger notwendig war, liegt auf der Hand, dass das Material ja von irgenwo her stammen muss. Hier sollten die Kontrollintervalle dann vielleicht häufiger erfolgen. Ich werde die nächsten Hülsen jedenfalls erst wieder nach 12-13x Abfeuern untersuchen.

Eigenbau Pulvertrichter für 6,5×55 Schwedenmauser

Pulvertrichter 6,5x55 Schwede

 

Rund um das Projekt Schwedenmauser – dessen System wegen Nacharbeit des Kammerstengels aktuell auf dem Weg zum Beschussamt ist – gibt es natürlich auch allerhand Dinge, die nun auf das neue Kaliber angepasst werden müssen.

So auch der neue Pulvertrichter, der sich aus den bisherigen Versionen für .308 Win. und .223 Rem. leicht durch Anpassen einiger kaliberrelevanten Maße ableiten ließ:

Trichter6,5x55

Wiederladen: Tipps und Tricks

Im Rahmen meines neuen Projekts „Schwedenmauser“ will ich natürlich auch für dieses Kaliber meine Munition selbst laden und so habe ich die langen Wartezeiten dazu genutzt, mir ein paar Gedanken zur Erweiterung meiner Wiederladestationen zu machen. Dabei habe ich den Fokus nicht unbedingt nur auf das neue Kaliber gesetzt, sondern habe mir beispielsweise auch ein paar Gedanken zu den Dingen gemacht, die mich an der einen oder anderen Ladepresse immer schon gestört haben.

 

Dillon XL 650

Ich mag diese Presse sehr, weil sie für Wiederlader mit normalem bis hohem Munitionsverbrauch ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt und die Technik ausgereift ist. Das Wiederladen betreibe ich jetzt schon knapp 3 Jahre und das vorsorglich gekaufte Ersatzteilkit ist immer noch originalverpackt. In Sachen Robustheit hat Dillon im Vergleich zu Lee für mich z.B. die Nase vorn – dafür sind die Produkte von Lee meist für weniger Geld zu haben. Die Presse von Dillon ist ab Werk schon absolut brauchbar und neben dem vielen – für mich teilweise unsinnigen – Zubehör kann ich lediglich noch den abgewinkelten Griff für diese Ladepresse empfehlen – dieser bringt wirklich nochmals eine Steigerung des Komforts. Wer sich diesen selbst bauen möchte und Zugang zu den entsprechenden Gerätschaften hat, findet hier eine Anleitung dazu.

Kommen wir zu den Nachteilen der Presse und einer der Beweggründe für diesen Blogbeitrag:

Dillon XL 650_1

 

Ich hab´ keine Ahnung, ob ich der Einzige bin, dem diese Bestandteile von alten Zündhütchen andauernd aus der Presse fliegen, aber das nervt gewaltig! Eigentlich sollte ja alles schön in den Abfallbehälter abgeführt werden, aber das klappt leider nicht immer. Die Lösung dafür ist aber denkbar einfach:

Ich habe dazu doppelseitiges Klebeband und einen kleinen Streifen Edelstahlfolie benutzt. Letztere habe ich mithilfe eines Bleistifts so gebogen, dass sie die Kontur des Abfallbehälters angenommen hat (ein Streifen Pappe sollte es auch tun). Lediglich den Überstand muss man in der Höhe ausloten und das Thema von umher fliegendem Schrott ist erledigt…

Ein weiteres Manko ist für mich die Einstellschraube am Pulverfüller. Hier hätte ich mir ein Rändelrad oder Ähnliches gewünscht, aber ok, aus technischer und wirtschaftlicher Sicht ist die Sechskantmutter natürlich unschlagbar. Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, hierfür einen kleinen Sterngriff oder ein Rändelrad im CAD zu modellieren und diesen/dieses mit einem 3D-Drucker dann zu plotten. Die entsprechende Datei werde ich im Bereich Downloads zur Verfügung stellen, wenn es soweit ist.

 

Lee Breech Lock Challenger

Diese Ladepresse benutze ich lediglich für meine Präzisionsmunition für Langwaffen. Das Kaliber .223 Rem. gehört in diesem Fall nicht dazu, auch wenn ich meine beiden ARs für recht präzise halte. Für diese beiden Munitionsvernichter SRB und das 18″-Upper verwende ich die Dillon XL650. Beim Hülsenhalter des für das neue Kaliber 6,5×55 Schwede gekauften Matrizensatzes 13201 von RCBS musste ich für die Verwendung mit der Lee allerdings dessen Durchgangsbohrung auf D=6,5mm aufbohren. Ansonsten hätte der Teller für die Zündhütchen nicht mehr hindurch gepasst. Achtung, es handelt sich beim Hülsenhalter um höherfesten Stahl, auf einen scharfen Bohrer und ausreichend Kühlung ist zu achten!

 

Lee Breech Lock Challenger 1

 

Weiter geht´s mit dem Pulverfüller von Lee, dem „Perfect Powder Measure“. Ein gutes und vor allem günstiges Produkt, das meist für um die 35 Euro zu haben und für die meisten Wiederlader völlig ausreichend ist. Da ich mir für meinen Schwedenmauser ein neues Pulver zugelegt habe (Lovex S065), das ich auf keinen Fall mit meinem bisherigen (Lovex S060) verwechseln wollte, war ich bereit, mir einen weiteren Pulverfüller zuzulegen. Natürlich wollte ich an die alte Bequemlichkeit anknüpfen und auch hier das Pulver direkt in das Waagschälchen leiten, womit die Platzprobleme dann erst so richtig begonnen haben, von der erneuten Bastelei mal ganz abgesehen. Jedenfalls hat es einige Tage gedauert, bis mir die Idee kam, das aktuell verwendete Pulver ganz einfach am Pulverfüller zu kennzeichnen. Dazu waren lediglich zwei Etiketten und zwei kleine Neodym-Magnete notwendig. Und die Sache ist sicher, solange ich der einzige bin, der den Kram benutzt. Von Vorteil ist hierbei, dass sich der Perfect Powder Measure sehr leicht verschliessen und dann entleeren lässt. Daher denke ich, dass ich mit den wenigen notwendigen Handgriffen einen ganz guten Kompromiss gefunden habe.

 

Lee Breech Lock Challenger 2

 

Allgemein

Für meinen Eigenbau-Powder-Tickler sieht die Sache schon etwas anders aus, der Aufwand einer Leerung wäre hier schon etwas höher. Da ich rund um die Pulverwaage auch nicht so unter Platzmangel litt, wurde kurzerhand noch ein weiterer Powder-Tickler nachgerüstet. Auch hier wurde wieder brav gekennzeichnet und durch die Tatsache, dass lediglich ein einzelner Drehknopf für beide Tickler existiert, kann man auch nicht versehentlich das falsche Pulver zuführen, wenn die Augen auf der Skala der Pulverwaage ruhen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man wenigstens ein einziges Mal zu Beginn der Arbeiten hinschaut und den „Antriebsriemen“ richtig setzt.

 

 

 

Neue Ladedaten .308 Win. (200gr. HPBT)

Savage 10 BA 8

Rechtzeitig vor meinem nächsten Longrange-Shooting-Event habe ich es noch zum Händler meines Vertrauens geschafft und einige Komponenten für eine 200gr.-Laborierung im Kaliber .308 Win. gekauft, deren Entstehung ich kurz vorstellen möchte. Da es demnächst auf dem Truppenübungsplatz gilt, mit meiner Savage 10 BA endlich die 1000m-Marke zu knacken, wollte ich ein schwereres Geschoss als bisher verwenden, um die Empfindlichkeit gegenüber Seitenwind zu verringern. Dem Wind entsprechend – wie bisher – einfach weiter vorhalten geht natürlich auch, allerdings bedingt Seitenwind auch eine Höhenstreuung der Geschosse und ich hoffe so einfach schneller meine Klickwerte für die Drop-Chart ermitteln zu können.

Ausgesucht habe ich mir für die neue Patrone das Sierra-Matchgeschoss #2230, 200gr.  HPBT. Das von mir bevorzugte Pulver ist ja bekanntlich Lovex S060, die Ladedaten vom Hersteller (Explosia) wurden also erst mal zu Rate gezogen. Anschließend bin ich von der Ladeempfehlung etwas abgewichen und habe mit Hilfe eines Schützenkollegen und seiner Software „Quickload“ verschiedene Ladungen berechnet, diese sind:

Achtung, es wird keine Garantie für die Richtigkeit der Ladedaten übernommen!

Wiederlader handeln auf eigenes Risiko!

1.

  • Hülse: Hornady Match, Kailber .308 Win
  • Zündhütchen: Federal Ammunition FA 210
  • Pulver: LOVEX S060
  • Menge: 36,0 gr.
  • Geschoss: Sierra Matchking  HPBT #2230, 200gr.
  • OAL: 70,0mm
  • Crimp: keiner
  • V0: 708 m/s (berechnet)
  • Pmax: 3400 bar (berechnet)
  • Ladevolumen ca. 90%

 

2.

  • Hülse: Hornady Match, Kailber .308 Win
  • Zündhütchen: Federal Ammunition FA 210
  • Pulver: LOVEX S060
  • Menge: 36,5 gr.
  • Geschoss: Sierra Matchking  HPBT #2230, 200gr.
  • OAL: 70,0mm
  • Crimp: keiner
  • V0: 716 m/s (berechnet)
  • Pmax: 3534 bar (berechnet)

3.

  • Hülse: Hornady Match, Kailber .308 Win
  • Zündhütchen: Federal Ammunition FA 210
  • Pulver: LOVEX S060
  • Menge: 37,0 gr.
  • Geschoss: Sierra Matchking  HPBT #2230, 200gr.
  • OAL: 70,0mm
  • Crimp: keiner
  • V0: 724 m/s (berechnet)
  • Pmax: 3669 bar (berechnet)

Ich empfehle, eine Pulvermenge von 38,5 gr. (V0 748 m/s, Pmax 4105 bar) nicht zu überschreiten.

Zum Vergleich meine Standardlaborierung:

  • Hülse: Lapua Match, Kailber .308 Win
  • Zündhütchen: Federal Ammunition FA 210
  • Pulver: LOVEX S060
  • Menge: 39,3 gr.
  • Geschoss: Sierra Matchking  HPBT #2200, 168gr.
  • OAL: 71,7mm
  • Crimp: keiner
  • V0: 772 m/s (berechnet)
  • Pmax: 3219 bar (berechnet)

 

Die Schiessbahn war in diesem Fall eine Indoor-Halle, geschossen wurden jeweils 5er-Gruppen sitzend aufgelegt auf eine Entfernung von 100m mit Zweibein und Sandsack am Hinterschaft. Hilfreich beim Auswerten war dabei eine Durchmesser-Schablone aus Studienzeiten, ein Messschieber tut es aber auch, diesen sollte eigentlich jeder Wiederlader haben.

.308 Win. 200gr. BTHP 10

Erwähnenswert wäre noch, dass die Schussgruppen unabhängig von der Laborierung mit der Zeit enger geworden sind, ich bin wohl etwas zur Ruhe gekommen. Glücklicherweise habe ich mit zunehmender Pulvermenge zunächst immer nur auf das linke Schusspflaster angehalten. Im zweiten Durchgang war dann jeweils das rechte dran und man kann bei jeder einzelnen Pulvermenge eine Verbesserung erkennen – ansonsten wäre die 36,0-Grain-Laborierung wohl gleich wegen der anfänglichen Aufregung rausgefallen. Da ich noch keine Klickwerte für 100m und 200gr.-Geschosse hatte, liegen die ersten Schussgruppen auch noch unterhalb des Pflasters.

36,0 Grain

Streukreis 36mm (19mm) und 18mm

 

36,5 Grain

Streukreis 27mm und 17mm

 

37,0 Grain

Streukreis 22mm und 19mm

 

Meine Wahl fiel schließlich auf die Laborierung mit 37,0 Grain Pulver. Im Vergleich zur Laborierung mit 36,5 Grain (und dem engsten Streukreis) hat sie zwar einen etwas größeren Streukreis, diesem Umstand messe ich jetzt aber nicht allzu viel Bedeutung bei. Ausschlag gebend für die Wahl war ein gleich guter Streukreis bei höherer Mündungsgeschwindigkeit. Künftig wird diese Laborierung dann auch wieder in eine Hülse von Lapua geladen. In einem anderen Beitrag hatte ich bereits erwähnt, dass meine 168gr.-Standardlaborierung bei 1200m wieder die Schallgrenze erreicht. Da das 200gr.-Geschoss die Mündung im Vergleich schon mit weniger Geschwindigkeit verlässt, wird sich noch zeigen, ob die verringerte Seitenwindempfindlichkeit der einzige Vorteil ist und dass Geschoss möglicherweise nur noch schlapp auf 1000m ankommt (oder vielleicht gar nicht). Ich werde noch berichten, wie sich die Patrone auf lange Distanzen bewährt hat.

 

Nachtrag:

Mittlerweile bin ich vom Truppenübungsplatz zurück und kann sagen, dass die 168-Grain-Laborierung gerade so für Distanzen bis 1000m ausreicht. Sicherlich würde das Geschoss noch weiter fliegen, aber ab dieser Distanz ist der sog. „Bullet-Trace“ leider nur noch schlecht zu erkennen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass das Geschoss bei dieser Entfernung scheinbar in den Unterschallbereich kommt. Die theoretisch berechneten Werte sagen das zwar erst für eine Distanz von 1200m voraus aber ok, sie sind halt eben doch nur berechnet.

Nur auf den ersten Blick ist es überraschend, dass die 200-Grain-Laborierung aber bis zu einer Entfernung von 740m mithalten kann und zuverlässige Klickwerte für´s ZF liefert. Bei Betrachtung der obigen Ladedaten sieht man aber, dass die 168-Grain-Laborierung nicht gerade stark geladen ist und dadurch ihre Grenze für wiederholgenaue Entfernungen selbst setzt. Rückblickend betrachtet bot der Einsatz der schweren Geschosse keinen merklichen Vorteil, was die Empfindlichkeit gegen Seitenwind angeht. Ich werde sie aus diesem Grund für das Long-Range-Schießen verwerfen.

Wer sich für die aktuelle Drop-Chart interessiert, findet sie im Bereich Downloads.

Adaption Lee Pulverfüller an Dillon XL 650

Wie in einem anderen Artikel bereits erwähnt, begann das Wiederladen für mich mit dem Kaliber 9mm Luger, mangels Waffe in diesem Kaliber fristet genau dieses Zubehör aber ein eher karges Dasein. Dann und wann bekomme ich zwar Leihwaffen in 9mm in die Finger, aber das hat bisher nicht ausgereicht, mir NOCH einen Pulverfüller von Dillon zu kaufen. Die Dinger sind ja auch nicht gerade günstig.

Da ich zudem zu bequem bin, die Dillon Pulverfüller umzubauen und auf neue Kaliber zu justieren, beschreibe ich hier also einen Versuch, den eher günstigen Lee Perfect Powder Measure auf die Mehrstationenpresse XL 650 von Dillon zu adaptieren. Dass hier das gesparte Geld einer Mehrarbeit gegenübersteht, liegt natürlich auf der Hand. Mehr Handgriffe bedeuten außerdem auch, dass mehr Konzentration bei der Arbeit notwendig ist.

Den meisten Gewinn aus diesem Artikel erhält also derjenige, der Zugang zu einer Drehbank hat und sich einen Lee Pulverfüller günstig besorgen kann oder noch besser irgendwie einen übrig hat. Mal abgesehen von den Dreharbeiten kommt man selbst bei Neuanschaffung des Lee Pulverfüllers und der Dillon Einschraubmatrize auf lediglich 50% der Kosten eines Pulverfüllers von Dillon. Für mich war dann auch noch der Reiz da, es technisch umsetzen zu können.

Hier ist die Anleitung:

Zunächst muss eine Dillon Einschraubmatrize gekauft werden, sie kostet so um die 15 Euro. Von meinem Conversion Kit hatte ich noch den Pulverfülltrichter Typ F übrig, dieser muss noch modifiziert werden. Ohne den originalen Pulverfüller von Dillon kann sich dieser nämlich in der Einschraubmatrize frei bewegen, das bringt für das Antrichtern der Hülse aber leider gar nichts. Deshalb wird nahe dem Absatz zum polierten Teil ein Einstich für eine Sicherungsscheibe DIN 6799 – 9 gefertigt, wenn das passende Werkzeug vorhanden ist. Bei mir war das leider nicht der Fall, sodass die Ringnut einfach doppelt so breit angefertigt wurde, natürlich sollte man dann auch zwei Sicherungsscheiben einlegen.

Aus reiner Vorsicht wurde am anderen Ende durch Nachsetzen mit einem Senker die schmale Ringfläche etwas verkleinert, sodass eine scharfe Kante entsteht, an der keine Pulverkörner hängen bleiben sollen. Wenn der Pulvertrichter nun von oben in die Einschraubmatrize gesteckt wird, sorgen die Sicherungsscheiben DIN 6799 – 9 dafür, dass dieser nach wenigen Millimetern nicht weiter hoch gedrückt werden kann und die von unten nachdrückende Hülse angetrichtert wird.

Sofern alle anderen Matrizen korrekt ausgerichtet sind, sollte die Einschraubtiefe an der Station zum Trichtern/Pulverfüllen jetzt so justiert werden, dass die Hülse wie gewünscht angetrichtert wird. Das Resultat sieht bei mir so aus:

Als nächstes wird das Bauteil „Trichteraufnahme“ laut nachfolgender Zeichnung angefertigt. Alternativ kann das Teil auch aus der Zeichnung „Indikatoraufnahme“ aus dem Artikel „Optischer Powder Check“ nachgearbeitet werden – das war bei mir der Fall.
Trichteraufnahme

Nachfolgend also links die Indikatoraufnahme“ und rechts die „Trichteraufnahme“.

Die Trichteraufnahme wird über das Gewinde des Lee Pulverfüllers geschoben (Achtung: Presssitz! Bei Bedarf können die Gewindeflanken noch leicht angeschliffen und/oder Klebstoff zur Fixierung verwendet werden) und das Ganze wird dann auf die Einschraubmatrize gesteckt, wo es an der oberen Ringfläche mit Sekundenkleber fixiert wird. Die Einschraubmatritze mit Trichter muss vorher justiert werden, da ein Verdrehen mit dem aufgeklebten Pulverfüller kaum mehr möglich ist.

Sofern alle Stationen auf das Kaliber justiert sind, kann jetzt das Wiederladen beginnen. Im oberen Totpunkt der Presse wird ab sofort halt nochmal kurz der Pulverfüller von Lee betätigt.