Savage Elite Precision .300 PRC, Teil 1

Ich hatte es im letzten Beitrag angedeutet: Meine Savage 110 Elite Precision im Kaliber .300 PRC ist nach nur 4 Monaten Wartezeit dann doch recht zügig geliefert worden. Vom „Unboxing“ und der „Inbetriebnahme“ will ich in diesem Beitrag berichten, weitere Beiträge folgen natürlich noch. Ich habe mit der Entscheidung, eine Waffe im Magnum-Kaliber zu kaufen, tatsächlich jahrelang gehadert und nachdem meine beiden Ljungmans und mein Motorrad nun einen neuen Besitzer haben, wurde ein Teil des Erlöses eben in diese Waffe gesteckt. Auf zu neuen Ufern!

Kurz zu meiner Kaufentscheidung:

Ausschlaggebend war der Umstand, bzw. die Entscheidung, nach langjähriger Pause wieder vermehrt Long Range-Events besuchen zu wollen, wofür ich dann endlich mal ein Magnumkaliber kaufen wollte.

Mit der Marke Savage hatte ich mit meiner 10 BA bereits sehr gute Erfahrungen gemacht und dieses Gewehr besitze ich sogar heute noch. Als Magnumkaliber kamen für mich .300 Win Mag, .338 LM und eben .300 PRC infrage. Von .338 LM bin ich recht zügig wieder abgekommen, da mir hierfür die Wiederladekomponenten zu teuer waren ( 100 Stück Lapua Hülsen habe ich zuletzt mit 400-450 € recherchiert).  Im Vergleich zur .300 Win Mag hatte ich gelesen, dass .300 PRC einen kleinen Tick mehr Präzision verspricht und außerdem hatte ich einfach Lust, mal ein moderneres Kaliber auszuprobieren. Andererseits, .300 Win Mag ist schon lange auf dem Markt etabliert und die vielen verfügbaren Wiederladekomponenten wären hingegen sicherlich wirtschaftlich gewesen.

Gekauft habe ich die Waffe übrigens bei der Firma Waffen Wagner.

Unboxing / Systembeschreibung:

Das System besitzt als Abzug den bewährten und einstellbaren Accu-Trigger, wobei die Abzugssicherung wieder im hinteren oberen Bereich der Systemhülse zu finden ist.

Die Picatinny-Schiene auf der Systemhülse ist aus Stahl und besitzt eine Vorneigung von 20 MOA.

Der Lauf ist aus Edelstahl mit mattem Finish, hat einen Drall von 1:8,5 , am System einen Durchmesser von ca. 28,3mm, ist 30“ lang und hat an der Mündungsschulter (wo die Schraubkappe demontiert ist) einen Durchmesser von 25,2mm. Das Mündungsgewinde beträgt 5/8“x24 im Durchmesser und ist 16mm lang. Die Waffe wird inklusive einem Magazin verkauft, aber leider ohne eine Mündungsbremse ausgeliefert.

Das komplette System sitzt in einem MDT-Schaft, der genaugenommen zweiteilig ist: Der Hinterschaft ist an seiner Schnittstelle zum Basisschaft mit einer Schraube verbunden (der Schaft ist bei Auslieferung bereits zusammengeschraubt).

Im vorderen Bereich gibt es etliche M-LOK-Nuten und unterhalb des Schafts auf voller Länge eine ARCA-Schiene, zudem noch etliche Bohrungen für Senkschrauben M5, sowie weitere M-LOK-Nuten. Der Vorderschaft ist so imstande, Zusatzgewichte für eine bessere Balance oder einen ausgewogeneren Rückstoß aufzunehmen.

Im hinteren Bereich des Schafts befindet sich leider kein Gelenk, um diesen abzuklappen, dafür aber eine Längen- und Höhenverstellung der Schaftkappe, sowie eine Längen- und Höhenverstellung der Schaftbacke – diese ist sogar mit Moosgummi beklebt und mit einer Aussparung zur Entnahme des Kammerstengels versehen.

Der Griff ist ebenfalls von MDT und lässt sich geschätzte 10mm längs entlang der Waffe verstellen. Er ist, verglichen mit einem Griff von Hogue, als eher dick zu bezeichnen, was aber keineswegs unkomfortabel ist. Der Magazinlösemechanismus lässt sich beidhändig bedienen.

Zubehör zur Waffe:

Wenn das Gewehr erstmal da ist, will man ja nichts weiter, als schnellstens loslegen. Im Hinblick auf eine lange Lieferzeit (ursprünglich hatte ich mit 6 Monaten gerechnet) wurde also vorab schonmal folgendes Zubehör besorgt:

  • Bei Brownells ein zum MDT-Schaft passendes Zweitmagazin mit der Bezeichnung „LA 3.850 CIP 300PRC“ und der Brownells-Artikelnummer EU2007779.
  • Eine Mündungsbremse von X-Out mit passendem Gewinde in Form eines Barrel-Tuners.

Für die Montage der Mündungsbremse habe ich das Gewehr mit Schraubzwingen auf die Tischkante gespannt (Schonbacken oder Ähnliches nicht vergessen!), sodass die Bremse frei lag und mit einem Maulschlüssel SW36 festgezogen werden konnte. Die waagrechte Ausrichtung habe ich im Anschluss mit einer auf der Bremse aufgeklebten Aluplatte geprüft (letztes Bild).

  • Weil die Mündungsbremse eine Kontermutter für einen Laufdurchmesser 30mm hat, die Schulter am Mündungsgewinde des Laufs aber wie oben erwähnt nur 25,2mm im Durchmesser aufweist, habe ich vor der Mündungsbremse noch einen Crush Washer von JP mit der Bezeichnung „5/8 x 24 .750“ (JP-Artikelnummer JPCW58B.750) auf das Mündungsgewinde geschoben. Während die Kontermutter bei einem Laufdurchmesser von 30mm die komplette Bremse auf dem Mündungsgewinde kontern kann, wird in diesem Fall dann die Bremse gegen den Crush Washer gekontert und die Kontermutter anschließend dafür genutzt, den unschönen Spalt zu verdecken. Ja, der Spalt entsteht dann natürlich an anderer Stelle an der Bremse, aber für mich wirkt das optisch etwas harmonischer.
  • Dazu habe ich eine Blockmontage von Era Tac mit verstellbarer Vorneigung mit der Artikelnummer T5072-0020 montiert. Hier hätte ich gerne eine mit Verstellung in MOA passend zum ZF gehabt, allerdings gab es bei eGun kurzzeitig ein sehr gutes Angebot zum Sofortkauf mit Verstellung in MRAD – da hab´ ich einfach zugeschlagen. Am Ende macht es sowieso keinen Unterschied, denn die Verstellung der Vorneigung ist meist einmalig und lässt sich auch problemlos umrechnen. So sind bei mir aktuell 5 MRAD eingestellt, was ca. 17 MOA entspricht, zusätzlich zur vorgeneigten Schiene von 20 MOA. Die Bauhöhe beträgt 20mm und ist damit exakt gleich wie an der Blockmontage meiner Savage 10 BA, gleiches gilt für die Aufnahme des ZFs – hier sind es 30mm und gekontert wird die Blockmontage mit Muttern SW12.
  • Das ZF ist ein Sightron S-III LR Tactical 8-32×56 mit MOA-2 absehen – eben jenes, das ich vom Projekt AG42-B noch übrig hatte.
  • In Sachen Zweibein bin ich aus Gründen der Stabilität von Harris abgekommen und habe mich für ein Fortmeier („6 Uhr“, Höhe 184mm) entschieden. Hierzu habe ich provisorisch eine Aluplatte in den Vorderschaft gelegt und daran eine kurze Picatinny-Schiene aus Aluminium befestigt. Die Picatinny-Schiene ist die kurze Variante mit 87mm Lochabstand vom Hersteller Otto Repa, erhältlich bei Begadi.
  • Zum Zeitpunkt dieses Beitrags ist es noch ein Ausblick, aber künftig wird die Aluplatte durch eine Stahlschiene ersetzt werden, die sich durch den gesamten Vorderschaft zieht und weitere 940g Gewicht zur Rückstoßdämpfung beitragen wird. Als Werkstoff habe ich E295+C gewählt.
  • Auch dieses weitere Zubehör ist aktuell in der Planung und leider noch nicht verfügbar: Eine verstellbare Bagrider-Kufe, die ich einfach mal ausprobieren will. Im linken oberen Bereich ist der Schaft-Dummy abgebildet.

Zubehör zum Wiederladen:

  • Redding Typ S dreiteiliger Matritzensatz Artikel-Nr. 78776 für .300 PRC  mit Titanium Nitride Bushing Nr. .335 (es ist das gleiche Bushing, wie für das Kaliber .308 Win.).
  • Redding Hülsenhalter Nr. 6
  • Optional: Redding Ausstoßerstifte 10er Pack, Artikel-Nr. 01060

Zubehör zum Reinigen:

Hier konnte ich wenigstens wieder die Putzstockführung, Patches und Bürsten vom Kaliber .308 nutzen. Lediglich ein neuer und längerer Putzstock Artikel-Nr. 30C44 von Dewey war wegen des längeren Laufs notwendig („Putzstock ab Kaliber .270, Länge 112cm“).

Nachteile der Waffe:

Dass ich den einen oder anderen Kompromiss eingehen muss, habe ich vorher schon gewusst, insbesondere, weil ich den MDT-Schaft bereits kannte. Keine der unten aufgeführten Punkte war aber so gravierend, dass ich ernsthaft von einem Kauf Abstand genommen hätte.

  • Ich habe es bereits erwähnt, eine Mündungsbremse wäre wirklich „nice to have“ gewesen.
  • Das Abzugsgewicht lässt sich einstellen, allerdings muss die Waffe dazu ausgeschäftet werden, schade.
  • Die Verstellung der Schaftkappe und Schaftbacke finde ich technisch billig gelöst. Es funktioniert alles, aber hochwertig finde ich die Lösung nicht. Statt anständiger Führungen gibt es hier Klemmschrauben, damit im Betrieb nichts klappert.
  • Die Aussparung an der Schaftbacke zur leichteren Entnahme des Verschlusses ist beim Magnumkaliber leider nutzlos. Beim Kaliber .300 PRC (und vermutlich auch bei anderen Magnumkalibern) ist der Verschluss derart lang, dass die Schaftbacke trotz allem nach unten verstellt werden muss.
  • Zur Entnahme des Verschlusses sind der Abzug und ein Verriegelungsmechanismus an der rechten Seite der Systemhülse gleichzeitig zu betätigen. Der Hebel für die Verriegelung kratzt leider an der Innenseite des MDT-Schafts entlang, das spürt man. Kleiner Trost: Er kratzt im Inneren und nicht sichtbaren Bereich.

Nachtrag Dez. 2025: Ich habe das mit der Taschenlampe nochmal näher untersucht und die Verriegelung kratzt nicht am Schaftinneren. Vielmehr hakt der Mechanismus in sich etwas, wenn man zusätzlich den Abzug nicht perfekt gerade betätigt.

  • Für die Länge der Waffe, insbesondere wenn noch eine Mündungsbremse dazu kommt, hätte der Schaft ruhig ein Gelenk haben können. Für diejenigen, die sich einen Klappschaftadapter nachträglich kaufen wollen: Es gibt ihn nicht einzeln für diesen Schaft!!!
  • Egal, was Ihr im Internet bei MDT auch an Varianten „Fix to Fix“ findet, es wird nicht passen. Nicht, dass es ihn nicht gibt, aber ihr könnt den Adapter ausschließlich in Verbindung mit einem zusätzlichen Hinterschaft für 700€+ kaufen. MDT, was soll das?Nur zur Info: Soweit mir bekannt ist, ist der an der Waffe verbaute Hinterschaft einer vom Typ SRS-XF. Die spätere Variante SRS-XF Premier ist dazu im Vergleich deutlich abgespeckt und wird durch Spacer in seiner Länge verstellt. Warum bringt man eigentlich derart hässliche Lösungen auf den Markt?
  • Die Waffe ist mit dem auf mich eingestellten Hinterschaft inklusive Mündungsbremse satte 141cm lang, was den einen oder anderen Waffenschrank an sein Limit bringen könnte. Das ist natürlich kein richtiger Kritikpunkt, weil man ja vorher recherchieren kann, worauf man sich einlässt. Allerdings war klar, dass mir das in Sachen Transport noch vor dem ersten Schuss etwas Kopfzerbrechen bereiten würde:

Ich hab´ dann kurzerhand die günstige Lösung mit Bohrmaschine, Kreisschneider und Lötkolben gewählt, für ein Explorer Case „Long“ (380€) oder Peli Case „Air Lang“ (830€) war mir das Geld dann doch zu schade.

Im nächsten Beitrag berichte ich dann über die getesteten Laborierungen.

Laufinspektion, Teil 2

Fortsetzend zum ersten Teil der Laufinspektion habe ich für diesen Beitrag noch drei weitere Läufe von Innen abgelichtet. Im Gegensatz zum ersten Beitrag habe ich für die nachfolgenden Läufe allerdings die genaue Schussbelastung parat, sodass man zum sichtbaren Grad der Abnutzung wenigstens auch mal eine Vorstellung davon hat, was der Lauf bisher alles ertragen musste. Alle Bilder sind im Abstand von ca. 2-3cm entstanden.

Hera Arms AR-15, 16,75“ SRB-Upper, Belastung 1243 Schuss (.223 Rem.)

Das Upper besitze ich bereits seit einigen Jahren, schieße es aber relativ selten. Es zeigt sich im Bereich direkt hinter dem Patronenlager wieder ein wenig „Krokodilhaut“, allerdings kann der Abnutzungsgrad nicht wirklich hoch sein bei dieser Schussbelastung. Ich habe bei dieser Serie mal versucht, einem bestimmten Zugprofil durch den kompletten Lauf zu folgen. Eher unerklärlich sind für mich die dunklen Streifen in den Zügen, die ca. ab dem letzten Viertel der Lauflänge deutlicher sichtbar sind. Wer dazu mehr weiss, kann sehr gerne einen Kommentar hinterlassen.

Hera Arms AR-15, 16,75“ SPB200, Belastung 408 Schuss (.223 Rem.)

Bei diesem Gewehr, das vorher das von Hera Arms vorkonfigurierte Upper „US100“ mit 18“-Lauf hatte, habe ich nach 3870 Schuss beschlossen, den Lauf auszutauschen zu lassen. Ersetzt wurde er durch das Laufprofil „SPB200“, die restlichen Teile des Uppers wurden beibehalten. Dies hier ist aufgrund der kaum vorhandenen Schussbelastung die langweiligste Bilderserie überhaupt: Noch nicht mal Ansätze von Krokodilhaut sind nach dem Patronenlager zu sehen.

Savage Arms 10 BA, Belastung: 3119 Schuss (.308 Win.)

Ich war seit jeher von diesem Gewehr begeistert und bin es noch! Die Präzision ist auch nach dieser Schussbelastung noch ohne erkennbare Abweichung zum Neuzustand der Waffe!!! Ich habe mich bereits öfter darüber ausgelassen, dass Savage mit seiner Stealth-Reihe – und damit meine ich insbesondere die frühen Modelle – aufgrund der abgespeckten Features aus meiner Sicht leider am falschen Ende gespart hat. Tja, die Konkurrenz durch das Ruger Precision Rifle war einfach zu groß, es musste reagiert werden, um am Markt bestehen zu können. Aber mittlerweile gibt es ja Nachfolger der ersten Stealth-Serie mit denen wieder etwas mehr Zubehör „out of the box“ am Gewehr dran ist. Wenn Savage die Qualität seiner Lauffertigung beibehalten hat, kann man mit einem einem solchen Gewehr meiner Meinung nach kaum etwas falsch machen. Die Bilder vom Laufinneren lassen mich locker bleiben: Ein kleines bischen Krokodilhaut am Anfang, danach aber durchweg scharfe Züge ohne sichtbare Materialschäden. Auch hier im vorderen Bereich zur Laufmündung hin etwas dunklere Spuren in den Zügen. Egal, das Schussbild ist entscheidend. Auffälligstes Merkmal hier sind die zahlreichen Querrillen: Ich kann es nur vermuten, aber da sie sich komplett durch den ganzen Lauf ziehen, handelt es sich dabei möglicherweise um Hinweise auf den Fertigungsprozess eines gehämmerten Laufs. Ich kann mir vorstellen, dass der Abstand zwischen den Querrillen genau dem Vorschub des Innendorns entspricht, der wohl mitwandern muss, wenn von außen gehämmert wird. Wer dazu mehr Infos hat, kann Sie gerne als Kommentar hinterlassen.

Taktischer Schaft für Schwedenmauser, Teil 5

M63 LRS_41

 

Vor einigen Tagen habe ich endlich die fertig eloxierten Teile meines selbstkonstruierten Schafts zurück erhalten und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Oberfläche ist ein absolut gleichmäßiges samtig-mattes schwarz ohne jegliche Macken, Farbnuancen, Schattierungen oder Abdrücke – einfach perfekt!

 

 

 

Die Schaftbacke ist höhenverstellbar und Schaftkappe mitsamt Hinterschaft  lassen sich durch die Klemmnaben in Länge, Höhe und Neigung sehr individuell einstellen. Die aktuellen Dimensionen habe ich von meiner Savage 10 BA übernommen und nach diesem Vorbild eingestellt, da ich mich an dessen Handhabung bereits gewöhnt habe.

 

 

 

Auf die um 30 MOA vorgeneigte Picatinny-Schiene habe ich bereits das neue Tac Vector Optics Taurus 5-30×56 FFP mit beleuchtetem Absehen montiert. Ich erhoffe mir von dem Glas eine Reichweitensteigerung gegenüber dem Everest 3-18×50 vom gleichen Hersteller. Wer sich für die Produkte von Tac Vector Optics interessiert, erreicht mit diesem Link die Homepage des Importeurs.

 

M63 LRS_46

 

Ab Mitte Juni 2017 rechne ich mit dem Eintreffen des Systems, das wegen einer Nacharbeit am Kammerstengel aktuell beim Beschussamt ist. Anschließend erfolgt dann die Endmontage und eine ca. 4-wöchige Laborierungsphase. Die bisherige Erprobung von Ladungen verlief zwar erfolgreich, aber ich will die Patrone diesmal auf maximale Reichweite trimmen. Sofern nichts dazwischen kommt, ist dann Mitte Juli wieder der Besuch eines Truppenübungsplatzes angesagt. Dort wird sich dann zeigen, ob das Projekt die Mühe wert war…

Zum Vergleich nochmal ein Bild des neuen Schafts mit der Savage 10 BA. Der Schaft selbst ist schon fast so lang, wie die gesamte Savage.

 

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Hier geht es zum sechsten und letzten Teil der Serie…

 

Taktischer Schaft für Schwedenmauser, Teil 3

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Der provisorischen Systembettung aus Kunststoff habe ich ziemlich entgegen gefiebert, umso erstaunter war ich, als ich dann das komplett fertige Bauteil aus Alu erhalten habe. Für den Maschinenbediener war es letztendlich keine große Sache mehr, den Arbeitsablauf des kompletten Teils in die Maschine zu programmieren. Ein Kunststoffteil mit nur den absolut notwendigsten Geometrien wäre für ihn schlichtweg unnütze Mehrarbeit gewesen – schön, wenn er sich seiner Sache sicher ist! Auch für mich.

 

Was bis kurz vor meiner zweiwöchigen Dienstreise leider nicht mehr angefertigt werden konnte, waren die neuen Systemschrauben und kleinere Teile zur Betätigung des Magazins. Dessen Mechanismus zur Arretierung und Lösung hätte ich gerne noch mit getestet, leider muss das nochmal etwas verschoben werden. Was die Systemschrauben angeht, so konnte ich später mithilfe der alten Schrauben und einigen Muttern M8, die ich als Distanzmaterial benutzt habe, Systemhülse und Aluteil provisorisch verschrauben.

Als ich die Systemhülse des M-63 erstmals in das Aluteil legen wollte, hat diese aber leider nicht reingepasst!

Nach einiger Zeit hat sich heraus gestellt, dass der Grund dafür banal war: Das Gehäuse des Matchabzuges hatte ich mit 10mm Breite vermessen, ein Schacht mit 11mm Breite sollte nun auch die letzte CNC-Maschine dieser Erde hinbekommen. So war es auch, aber mir sind leider die beiden kleinen Madenschrauben zu beiden Seiten des Abzugsgehäuses durch die Lappen gegangen, die den Triggerstop gekontert haben: Gesamtbreite 11,4mm! Das Abschleifen der Madenschrauben auf Sandpapier war schnell erledigt und schließlich ging die Systemhülse des M-63 in die Bettung rein.

 

Der Kammerstengel lag im geschlossenen Zustand knapp oberhalb der neuen Bettung, beim Öffnen des Verschlusses gab es nirgendwo Kollision und das spitze Schraubenende unterhalb des Verschlussfangs auf der linken Seite saß auch perfekt in der Seitenwand – wunderbar!

M63 LRS_20

 

Anschließend wurde es spannend, denn ich habe ein volles Magazin in den neuen Schacht eingeführt. Da ich mein eisernes Prinzip, im eigenen Haus keine Waffe zu laden, bereits zuvor schon einmal gebrochen habe, fiel es mir diesmal auch gar nicht mehr schwer. Ja, ich weiss, das nächste Mal gehe ich dafür zum Nachbarn rüber, der freut sich bestimmt…

Das Magazin ging saugend in den Schacht rein, ganz ohne weitere Anbauteile hat es schon Halt gefunden.

 

Das Magazin stammt von einer Tikka T3 im Kaliber .30-06 und ist lang genug, das Kaliber 6,5×55 Schwede aufzunehmen. Leider gehen nur 5 Schuss rein und noch bedauernswerter ist, dass die Blattfeder innerhalb des Magazins die Patronenmulde nicht auf der kompletten Länge unterstützt. So können z.B. die ersten drei Patronen nach unten verkanten, wenn man die obere am Projektil in das Magazin herunter drückt. Das kommt im normalen Betrieb natürlich nicht vor, ist aber schon auffällig. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Magazinfeder etwas stärker ausgefallen wäre.

Die Patronen werden hingegen leider nicht immer zuverlässig zugeführt. Es passiert manchmal, dass die jeweils zweite im Magazin befindliche Patrone beim Nachladevorgang leicht mit nach vorne gezogen wird und mit der Spitze unterhalb der Laderampe des M-63 endet. Das Resultat ist eine klassische Ladehemmung beim zweiten Schuss. Beim Studium der Ladedaten ist die Patrone meiner favorisierten Laborierung aber später 80mm lang und geht damit noch gerade so in das Magazin rein. Klar, dass sich dann später keine Patrone mehr mit seiner Spitze im Magazin nach vorne bewegen kann, wenn die oberste Patrone geladen wird und beim Repetieren gegen die zweite im Magazin befindliche reibt.

Zurück von der Dienstreise warteten auch schon einige neue Teile auf mich:

Der Mechanismus zum Arretieren und Lösen des Magazins wurde montiert und zudem erhielt ich einige Aufnahmeteile für die neue Picatinny-Schiene. Letztere wurde nachgearbeitet und zentriert sich über eine Passung in Längsrichtung in allen drei Halterungen. Alle Halterungen sind wiederum in die entsprechenden seitlichen Ausschnitte im Basisschaft eingepasst. Die beim Schuss entstehenden Kräfte dürfen eben nicht unterschätzt werden, ein einfaches Zusammenschrauben  kann es hier nicht sein, es liegen also alle Flächen an allen Seiten aneinander an. So wollte ich sicher stellen, dass sich im Betrieb kein Setzverhalten ergibt, das dazu führt, dass das ZF nochmal nachjustiert werden muss. Da beim Büchsenmacher bereits das Umbiegen des Kammerstengels beauftragt wurde, habe ich kurzerhand das ZF meiner Savage 10 BA inklusive ERA-TAC-Montage auf das neue System montiert. Damit lässt sich dann besser beurteilen, ob der Kammerstengel nun kollisionsfrei zu bedienen ist.

 

In Sachen Hinterschaft sind ebenfalls einige Teile fertig geworden. Zu sehen ist hier die höhen- und neigungsverstellbare Endplatte mit Klemmstange, Bagriderkufe und PRS-Schaftkappe von Magpul.

 

Zuletzt noch der Zweibein-Adapter inkl. Riemenbügelöse und Zweibein für die Montage an die Unterseite des Vorderschafts:

 

Es bleibt nach wie vor spannend. Sobald alles passgenau zusammengeschraubt werden kann, ist erstmal ein Probeschießen angesagt. Verläuft das zufrieden stellend, dann wird wieder alles demontiert und die Teile können zum Eloxieren und Brünieren. Lange wird es bestimmt nicht mehr dauern…

 

Hier geht es zum vierten Teil der Serie…

Christensen Arms CR-10

Christensen Arms CR-10 01

 

Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, ein AR-10 (Kaliber .308 Win.) von Christensen Arms schießen zu dürfen. Laut Besitzer ist es in Deutschland recht selten zu finden, weil die Herstellerfirma kaum Exemplare hierher ausliefert. Ich hab´ die Gelegenheit daher gleich genutzt und noch einige Bilder gemacht. Dazu habe ich noch einen Artikel aus dem DWJ erhalten, der jeweils AR-10 und AR-15 aus dem Hause Christensen Arms beschreibt (dort CR-10 und CR-15 genannt). Ich wollte mich daher in diesem Beitrag kurz halten und hier das entsprechende PDF zur Verfügung stellen, DWJ hat mir aber leider keine Freigabe zur Veröffentlichung deren Artikel erteilt und daran halte ich mich lieber. Wer sich für den DWJ-Artikel interessiert, findet ihn in der Ausgabe 05/2015.

 

Zu einigen wenigen Punkten will ich aber doch noch etwas schreiben: Das AR-10 ist dank seiner Karbonteile bemerkenswert leicht, der Rückstoss ist aber vergleichsweise härter als z.B. bei meiner Savage 10 BA. Das rührt wohl daher, dass dem System weniger Masse als Dämpfung zur Verfügung steht, der Mündungsfeuerdämpfer (übrigens aus Titan) kann das nicht komplett kompensieren. Dass die Karbonteile eine Gewichtsersparnis bringen, liegt auf der Hand. Der Lauf ist hingegen – laut Aussage des Besitzers – nur mit Karbon ummantelt, weil dieser dadurch eine gute Wärmeabfuhr erfahren soll. Das AR kommt ab Werk schon mit einem Matchabzug, an dem es absolut nichts auszusetzen gibt: Er ist leichtgängig ohne Kratzen und Haken bis zum Druckpunkt und bricht sauber nach Überwinden des Abzugsgewichts. Letzteres ist mir leider nicht bekannt, ich schätze es aber im Bereich um die 1600 g. ein. Jedenfalls gibt es keinerlei Notwendigkeit, hieran noch etwas zu ändern.

Sehr erwähnenswert ist noch die auf den Bildern zu sehende  Zieloptik, es handelt sich dabei um ein Vortex Razor HD Gen. II 1-6×24. Mir persönlich sind solche schwächer vergrößernden Optiken einfach zu wenig, aber neben dem wirklich guten Bild hat mich besonders die Tatsache beeindruckt, dass das Aluminiumgehäuse am Objektiv sehr dünn ausgefallen ist. Schaut man hier durch das ZF, dann ist die Möglichkeit, das Gefechtsfeld weiter zu beobachten nahezu hervorragend!!! Ich hatte tatsächlich den Eindruck, durch eine Art Monokel zu blicken – die Aluminiumfassung der Austrittslinse wurde fast nicht wahrgenommen, so dünn ist sie. Am Glas selbst gibt es dazu noch einen (optional montierbaren) Klemmring mit einer abstehenden Nocke, die eine bequeme Verstellung der Vergrößerung mit nur einem Finger ermöglicht.

Nach der ersten Gelegenheit, das CR-10 auf 50m zu schießen, ergab sich für mich einige Wochen später eine weitere, es auch auf Distanzen von 100m und 300m zu schießen. Hierfür hat der Besitzer das Vortex Razor HD Gen. II 1-6×24 gegen ein Vortex Razor HD Gen. II 4,5-27×56 getauscht, man gönnt sich ja sonst nichts…

Für diese Distanzen war das für mein Empfinden eine gute Entscheidung. Die Güte der Zieloptik war und ist einfach sehr gut und das Absehen war angenehm, weil nur wenig vom Sichtfeld verdeckt wurde und nicht zu viel Informationsflut darin enthalten war. Zum Einschießen des ZFs wurden vorsorglich nochmal alle Schrauben angezogen, hierbei ist mir dann aber aufgefallen, dass man das bei einer Picatinny-Rail aus Karbon schon mit Bedacht tun muss!

Gekauft wurde das CR-10 bei Arms 24 zu einem Preis von 4000 Euro (ohne Zubehör).