Laufinspektion, Teil 2

Fortsetzend zum ersten Teil der Laufinspektion habe ich für diesen Beitrag noch drei weitere Läufe von Innen abgelichtet. Im Gegensatz zum ersten Beitrag habe ich für die nachfolgenden Läufe allerdings die genaue Schussbelastung parat, sodass man zum sichtbaren Grad der Abnutzung wenigstens auch mal eine Vorstellung davon hat, was der Lauf bisher alles ertragen musste. Alle Bilder sind im Abstand von ca. 2-3cm entstanden.

Hera Arms AR-15, 16,75“ SRB-Upper, Belastung 1243 Schuss (.223 Rem.)

Das Upper besitze ich bereits seit einigen Jahren, schieße es aber relativ selten. Es zeigt sich im Bereich direkt hinter dem Patronenlager wieder ein wenig „Krokodilhaut“, allerdings kann der Abnutzungsgrad nicht wirklich hoch sein bei dieser Schussbelastung. Ich habe bei dieser Serie mal versucht, einem bestimmten Zugprofil durch den kompletten Lauf zu folgen. Eher unerklärlich sind für mich die dunklen Streifen in den Zügen, die ca. ab dem letzten Viertel der Lauflänge deutlicher sichtbar sind. Wer dazu mehr weiss, kann sehr gerne einen Kommentar hinterlassen.

Hera Arms AR-15, 16,75“ SPB200, Belastung 408 Schuss (.223 Rem.)

Bei diesem Gewehr, das vorher das von Hera Arms vorkonfigurierte Upper „US100“ mit 18“-Lauf hatte, habe ich nach 3870 Schuss beschlossen, den Lauf auszutauschen zu lassen. Ersetzt wurde er durch das Laufprofil „SPB200“, die restlichen Teile des Uppers wurden beibehalten. Dies hier ist aufgrund der kaum vorhandenen Schussbelastung die langweiligste Bilderserie überhaupt: Noch nicht mal Ansätze von Krokodilhaut sind nach dem Patronenlager zu sehen.

Savage Arms 10 BA, Belastung: 3119 Schuss (.308 Win.)

Ich war seit jeher von diesem Gewehr begeistert und bin es noch! Die Präzision ist auch nach dieser Schussbelastung noch ohne erkennbare Abweichung zum Neuzustand der Waffe!!! Ich habe mich bereits öfter darüber ausgelassen, dass Savage mit seiner Stealth-Reihe – und damit meine ich insbesondere die frühen Modelle – aufgrund der abgespeckten Features aus meiner Sicht leider am falschen Ende gespart hat. Tja, die Konkurrenz durch das Ruger Precision Rifle war einfach zu groß, es musste reagiert werden, um am Markt bestehen zu können. Aber mittlerweile gibt es ja Nachfolger der ersten Stealth-Serie mit denen wieder etwas mehr Zubehör „out of the box“ am Gewehr dran ist. Wenn Savage die Qualität seiner Lauffertigung beibehalten hat, kann man mit einem einem solchen Gewehr meiner Meinung nach kaum etwas falsch machen. Die Bilder vom Laufinneren lassen mich locker bleiben: Ein kleines bischen Krokodilhaut am Anfang, danach aber durchweg scharfe Züge ohne sichtbare Materialschäden. Auch hier im vorderen Bereich zur Laufmündung hin etwas dunklere Spuren in den Zügen. Egal, das Schussbild ist entscheidend. Auffälligstes Merkmal hier sind die zahlreichen Querrillen: Ich kann es nur vermuten, aber da sie sich komplett durch den ganzen Lauf ziehen, handelt es sich dabei möglicherweise um Hinweise auf den Fertigungsprozess eines gehämmerten Laufs. Ich kann mir vorstellen, dass der Abstand zwischen den Querrillen genau dem Vorschub des Innendorns entspricht, der wohl mitwandern muss, wenn von außen gehämmert wird. Wer dazu mehr Infos hat, kann Sie gerne als Kommentar hinterlassen.

Laufinspektion / Teslong Laufkamera

Aufgrund der noch nicht ganz zufrieden stellenden Streukreise meines Halbautomaten AG42B Ljungmann habe ich mich dazu entschlossen, dessen Lauf mal durch einen Büchsenmacher inspizieren zu lassen. Ich habe bei dieser Gelegenheit auch gleich meinen Schwedenmauser mitgenommen, quasi als „Vergleichsnormal“, da dessen Schussleistung einfach phänomenal ist. Den Besuch habe ich nicht bereut, obwohl er doch meine Befürchtungen bezüglich des AG42B bestätigt hat: Dessen Lauf sieht ziemlich abgenutzt aus. Jener des Schwedenmausers ist hingegen noch ziemlich gut in Schuss, wenn ich mir dieses Wortspiel mal erlauben darf. 😊

Leider konnte ich die Inspektion durch den BüMa nicht wirklich dokumentieren, aber unter Schützenkollegen mal zum Thema Laufkamera nachgefragt, hat sich ausgerechnet Marvin gemeldet, der ebenfalls eine besitzt und freundlicherweise bereit war, sie mir mal auszuleihen.

So ist die Idee zu diesem Beitrag entstanden, denn über die Einschätzungen des BüMa´s will ich hier berichten. Mir ist es außerdem wichtig, dies relativ zeitnah nach dem dortigen Besuch zu machen, denn das Problem, das bei eigenständiger (also in meinem Fall genaugenommen laienhafter) Begutachtung des Laufs nämlich entstehen könnte, ist, dass allein durch die Vergrößerung der Kamera der Eindruck eines total abgenutzten Laufs entsteht. Jeder kleinste Krümel, jeder noch so kleine Kratzer wird einfach dermaßen hervorgehoben, dass man kaum noch hinschauen mag! Dass ein Lauf trotz der vielen sichtbaren Spuren noch absolut in Ordnung ist, fällt dann schwer zu glauben. Am Ende sollte aber immer das Schussbild der Waffe mit Ausschlag gebend sein, denn ohne Laufkamera ist das der einzige Indikator für Eure Zufriedenheit beim Schießen, bzw. Treffen.

Die verwendete Laufkamera

Nach dem Modell der Laufkamera, die bei der Inspektion des BüMa´s verwendet wurde, habe ich leider nicht gefragt, denn ich habe sie von Vornherein als sündhaft teures Spezialzubehör eingestuft. Tja, weit gefehlt! Nach dem Auspacken von Marvin´s Kamera war ich davon überzeugt, dass der BüMa das gleiche Modell verwendet hat! Es handelt sich übrigens um die Laufkamera von Teslong für unter 60€. Wer sie sich auch eine zulegen mag, findet sie sehr leicht beim großen Online-Versandhändler.

Das Set besteht aus der Kamera selbst, die in einen flexiblen Stab integriert ist, einem Verbindungskabel mit USB-Anschluss, sowie einem Adapter von USB auf USB C, um die Kamera auch mit einem Smartphone betreiben zu können.

Ausgehend vom sich verdickenden Ende des Kamerastabs mit seinem Multipol-Stecker bis hin zur Mitte des integrierten Spiegels im Kamera-Kopf messe ich eine Länge von 98cm, die man die Kamera folglich in den Lauf hineinschieben kann. Das ist schon eine ordentliche Strecke von umgerechnet ca. 38,5 Zoll. Wem das immer noch nicht reichen sollte, der kann die Kamera ja zusätzlich auch nochmal von der anderen Laufseite einführen. Das Verbindungskabel zum Laptop oder Smartphone hat dann nochmal eine Länge von 150cm.

Verwendung unter Win10

Das war gar nicht so selbstverständlich, das Ding zum Laufen zu kriegen. Nachdem ich mir von der Herstellerseite aber das Manual heruntergeladen hatte, ging es sehr schnell:

  • Kamera mit dem Rechner verbinden und die Windows-Taste drücken.
  • „Kamera“ eingeben, um die entsprechende App dann per Mausklick zu starten.
  • Rechts oben die Schaltfläche für „Kamera umdrehen“ (quasi Selfie-Modus) anklicken und das Übertragungsbild erscheint.
  • Fotos und Videos werden übrigens automatisch in diesem Pfad gespeichert:

Dieser PC/Bilder/Eigene Aufnahmen

Verwendung mit einem Android Smartphone

Hierfür habe ich mir aus dem Playstore die App „OTG View“ heruntergeladen. Sie war die am häufigsten heruntergeladene App, das ausschlaggebende Argument aber war, dass sie werbefrei ist. Einfach die App starten, die Kamera mittels USB C-Adapter anschließen und den Zugriff auf die Kamera erlauben – einfacher geht´s nicht.

Manch einer mag Bilder wie nachfolgend zum ersten Mal sehen und deshalb werde ich das Bildmaterial so gut es geht auch beschreiben: Die Kamera ist mit ihrem Objektiv fest nach vorne ausgerichtet, man schaut also in die Laufbohrung hinein. Koaxial zur Kamera befindet sich in ca. 1cm Abstand aber ein kleiner Spiegel im Winkel von 45°, mit dem man quasi seitlich an die Innenwand des Laufs schauen kann. Dieser Bereich wird im Video und auf den Bildern immer scharf in der Mitte dargestellt. Möchte man sich an einer bestimmten Stelle im Laufinneren die gesamte Laufoberfläche ansehen, so muss die Kamera ohne weiteren Vorschub an Ort und Stelle gedreht werden. Das Bildmaterial, das man etwas unschärfer – also um die Bildmitte herum – sieht, kann zur Orientierung dienen, falls man bestimmte Stellen im Lauf finden will.

AG42B Ljungman

Los geht´s auch gleich mit dem Negativbeispiel schlechthin. Ich habe hierzu ein kleines Video gedreht, dass einen langsamen Vorschub der Kamera für die ersten ca. 10cm ab der hinteren Lauföffnung zeigt. Dort, wo ich innehalte und die Kamera ein wenige hin und her rotiere, gibt es nennenswerte Orientierungspunkte im Lauf.

Abschnitt 01

Zeit 00:00:09 bis 00:00:18 zeigt den Bereich bis einschließlich Hülsenschulter. Im Bereich der Hülsenschulter wird der Lauf konisch – genau wie die Patrone auch.

Zeit 00:00:18 bis 00:00:21 zeigt einen zylindrischen Bereich des Laufs, hier befindet sich der Hülsenhals der Patrone mit dem darin sitzenden Geschoss.

Zeit 00:00:22 bis 00:00:29 zeigt den sog. Übergangskonus des Laufs. Auf diesen Übergang trifft das aus der Patrone austretende Geschoss nach einem kurzen Weg des Freiflugs und wird anschließend in den Bereich mit beginnendem Feld/Zug-Profil auftreffen. Der Übergangskonus ist beim AG42B schon ordentlich von Rissen gezeichnet.

Zeit 00:00:30 bis 00:00:35 zeigt den Übergang in das Feld/Zug-Profil. Die Felder des Laufs sind eher hell, das Zugprofil ist dunkel abgesetzt. Schon in diesem Bereich findet sich reichlich „Krokodilhaut“ im Lauf, also jene zerfurchten und rissigen Stellen im Metall, die Hinweise auf eine Abnutzung geben. Direkt nach dem Patronenlager steigt der Druck der beim Schuss freigesetzten Gase ja auch erstmal stark an, bis er schließlich langsam über die Lauflänge abfällt. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Waffen im Bereich kurz nach dem Patronenlager die stärksten Abnutzungserscheinungen zeigen. Das muss noch lange nicht heißen, dass eine Waffe nicht mehr gut schießen wird, doch dazu später mehr.

Zeit 00:00:35 bis 00:00:47 zeigt schließlich noch eine kleine Umsicht des Laufinneren kurz nach dem Patronenlager.

Abschnitt 02

Mittig im Bild befindet sich ein Feldprofil, dass ich über einige Zentimeter bei einer Lauflänge von ca. 25cm nach dem Patronenlager filme. Man beachte die zahlreichen kleinen Krater.

Abschnitt 03

Eine Aufnahme der Gasabnahmebohrung. Beim Ljungman kommt sie nach ca. 38cm Wegstrecke des Projektils.

Abschnitt 04

Tja, es wird leider nicht besser: In der Begrenzung von blauer bis zur grünen Pfeilspitze sieht man längs von oben nach unten das Zugprofil verlaufen. Im linken Bereich der blauen Pfeilspitze ist bei noch gut erhaltenen Läufen eine scharfe Kante zwischen Feld- und Zugprofil zu sehen. Hier kann man schon erahnen, dass sich Felder und Züge im Durchmesser immer mehr annähern, was natürlich einer Abnutzung entspricht. Wie auf einigen Videos vorher auch schon zu sehen war, befindet sich mittig – und zwar in jedem Zugprofil – auch noch eine längs des gelben Pfeils verlaufende Schleifspur. Nicht gut!

Abschnitt 05

Ein kurzer Blick auf die serienmäßigen Kompensatorbohrungen mit Fasern von Reinigungspatches.

Abschnitt 06

Zu sehen ist das Innengewinde M12x1 an der Mündung.

Abschnitt 07

Das letzte Bild zeigt die innere Oberfläche meines aufgeschraubten Laufgewichts.

Schwedenmauser M63

Abschnitt 01

Das nächste Video zeigt den Übergangskonus des Schwedenmausers, es ist vergleichbar mit dem obigen Video „Abschnitt 1“ des AG42B im Zeitraum 00:00:22 bis 00:00:29. Auffällig ist hier, dass der Bereich auffallend glänzender ist, als beim Ljungman.

Abschnitt 02

Auch hier ist wieder einiges an „Krokodilhaut“ zu sehen, der Kommentar des BüMa´s lautet, dass der Bereich „noch OK aussieht“. Deutlich erkennbat sind hier noch die Tombak-Ablagerungen in den beiden Zügen links und rechts.

Abschnitt 03-09

Ich will Euch nicht mit zu vielen Details langweilen, daher hier noch eine Galerie mit Bildern, die ich ca. alle 10cm gemacht habe. Wie man erkennen kann, ist auch hier Krokodilhaut zu sehen, allerdings bei Weitem nicht so ausgeprägt, wie im direkten Bereich hinter dem Patronenlager und außerdem relativ gleichbleibend „milde“ im Erscheinungsbild. Erwähnenswert wäre noch, dass sich zwischen Feld- und Zugprofil noch eine deutliche scharfe Kante erkennen lässt, sodass von einem ausgeschossenen Lauf hier nicht die Rede sein kann. Zudem befindet sich entlang des Zugprofils auch keine mittig liegende Schleifspur – beim Ljungman war die ja leider sehr deutlich zu sehen.

Abschnitt 10

Wie im Beitrag zur Eigenbau-Mündungsbremse zu lesen, ist diese beim M63 nur geklemmt. Diesen Bereich direkt nach der Mündung mit seinem kleinen Spalt habe ich im letzten Abschnitt fotografiert und darin eine abgelöste Messingborste entdeckt.

Ich habe durch den Besuch beim BüMa nun ein klein wenig an Erfahrung gewonnen und einige Hinweise darauf erhalten, den Verschleiß eines Laufs erkennen zu können. Auf jeden Fall ist eine solche Laufkamera eine gute Investition, wenn man den Kauf einer gebrauchten Waffe plant, denn eines habe ich auf jeden Fall gerlernt: So gut wie jeder Lauf glänzt und sieht klasse aus, wenn man mit einer Taschenlampe hinein leuchtet, egal wieviele tausend Schuss bereits durch sind! Die Anschlussmöglichkeit der Kamera an ein Smartphone erleichtert die Handhabung enorm und so kann man vor einem Gebrauchtkauf im Zweilfel immer mal einen schnellen Blick in den Lauf werfen. Eines muss aber auch klar gesagt werden: Entscheidend für die Beurteilung des Laufzustands einer Waffe sollte immer noch das Schussbild sein, denn viele Läufe sehen im Bereich direkt nach dem Patronenlager nur mittelmäßig aus, haben im weiteren Verlauf der Lauflänge aber noch durchaus scharfe Züge und können das Projektil hervorragend führen. Das ist genau so z.B. auch bei meinem Schwedenmauser der Fall.

Da ich die Schussbelastung für den Ljungman überhaupt nicht kenne und jene vom Schwedenmauser nur grob mit 3000- 4000 Schuss abschätzen kann, habe ich mich für einen Folgebeitrag entschlossen, in dem ich noch einige Bildergalerien zur Savage 10 BA, meinem AR-15 und dem Wechselsystem veröffentliche. Für diese letztgenannten Läufe kenne ich die Schussbelastung aufgrund des Rohrbuchs, das ich führe, nämlich exakt.

Hera Arms AR-15, Laufwechsel

Hier ist mein Erfahrungsbericht zum Laufwechsel an meinem AR-15 von Hera Arms, der durch entsprechend schlechte Schussbilder notwendig geworden ist. Diese Schussbilder sind nicht erst seit Kurzem so, dass sie mir nicht mehr gefallen haben und trotzdem hat es etwas länger gedauert, bis ich das Thema Laufwechsel überhaupt in Erwägung gezogen habe. Übrigens sind fast alle Schussbilder (damals wie heute) sitzend mit Zweibein und Sandsack am Hinterschaft entstanden, nur in wenigen Fällen habe ich den Sandsack mal probehalber weggelassen.

Rückblick: Schussbild und Laborierung der damaligen Neuwaffe (18“-Lauf, US100)

Gekauft habe ich die Waffe mit dem Upper „US100“, das ist im Wesentlichen der schwarze 18“ Matchlauf von Hera. Die Schussbilder sahen mit der entsprechenden Laborierung damals wie folgt aus:

Für mich kein Grund, irgendwas zu bemängeln…

Hier nochmal die zugehörige Laborierung:

  • Hülse: Lapua Match
  • Pulver: 23,5 gr. Lovex S060
  • Geschoss: Hornady Vollmantel-BT, 55gr.
  • Zünder: Federal Ammunition FA 205
  • OAL: 56,6mm
  • Lauflänge: 18 Zoll

Schussbilder nach 3850 Schuss:

Ich habe fleißig Rohrbuch geführt und kann die Belastung des Laufs daher sehr genau angeben. Wie auf den Bildern zu sehen ist, wurden die Streukreise bei ansonsten gleicher Laborierung mit der Zeit größer. Ich habe daraufhin angefangen, mit anderen Geschosstypen (unter Beibehaltung der OAL und der Pulvermenge) zu experimentieren, die Hinweise nahe der Schussbilder sind „H“ für die alte Laborierung mit 55gr. Hornady VMBT-Geschoss, „M“ für 52gr. Sierra Matchking 1410 HPBT und „G“ für 55gr. Sierra Gameking 1390 HPBT.

Ich habe dazu auch verschiedene Anschlagsarten ausprobiert, sodass ich die Waffe mal mehr und mal weniger in die Schulter gezogen habe – das hat aber auch nichts gebracht, außer der Erkenntnis, dass man die Waffe mit diesem Schaft besser doch in die Schulter zieht. Es gab bei allen Geschosstypen durchaus auch gute Streukreise mit knapp über oder unter 22mm (über die Geschossmitten gemessen), die meisten Streukreise maßen allerdings im Bereich >35mm und viel zu häufig auch um die 45mm bis hin zu 50mm. Im Hinblick auf das, was mal an Streukreisen möglich war, war ich von den Ergebnissen wirklich enttäuscht.

Telefonat mit Hera Arms

Daraufhin habe ich bei Hera Arms angerufen und mich mal erkundigt, was mir als Endverbraucher für Optionen offenstehen. Hera hat sich bereiterklärt, sich der Sache anzunehmen und hat mein Upper durch Overnite für eine Inspektion abholen lassen. Ein Probeschießen und eine Laufinspektion sollten auch erfolgen – das alles bis dahin erstmal kostenlos für mich. Da sich die Firma in den Vorbereitungen für das Steelmatch 2020 befand, hat die Befundung zwar etwas länger gedauert, dafür ging der Laufwechsel ab dem Tag der Entscheidung dafür umso schneller.

Laut Hera Arms konnte man also bereits Abnutzungsspuren im Laufinneren erkennen und das von Hera ermittelte Schussbild wurde für diese Sorte Lauf als „grenzwertig“ angesehen. Das hat mich nicht wirklich beruhigt, denn für mich war die Grenze längst überschritten – aber es hat mich in meiner Entscheidung bekräftigt! Geschossen wurde übrigens mit dem hauseigenen ZF der Marke Vortex (5-30×56, wenn ich mich recht erinnere), eigene Gläser oder sonstiges Zubehör sollten vor Einsendung aufgrund eingeschränkter Gewährleistungsansprüche aber demontiert werden.

Im Beratungsgespräch nach der Befundung habe ich dann mal nach Erfahrungswerten für die Haltbarkeit von Läufen gefragt und das Gespräch kam sehr schnell auf das Thema Laufreinigung, die daran einen großen Anteil haben kann. Eine Schussbelastung von knapp 3800 Schuss ist nun wirklich nicht allzu viel und es kam der Gedanke auf, dass der Lauf vielleicht „kaputtgeputzt“ wurde. Das war mir erst nicht schlüssig, denn alles, womit ich in und an den Lauf gehe, ist definitiv weicher, als der Laufstahl selbst. Sei es nun die Messingdrahtbürste oder jene aus Nylon. Eine Sache ist aber nicht von der Hand zu weisen und ist bei nachträglicher Betrachtung auch schlüssig: Die Tatsache, dass ich ca. alle 200 Schuss die Kupferablagerungen der Geschosse im Lauf mit 25%igem Ammoniak löse, könnte zur frühzeitigen Abnutzung desselben geführt haben.

Ich habe schon öfter von anderen Schützen gehört, dass die Verwendung von Ammoniak generell als schädlich für den Lauf angesehen wird. Allerdings habe ich auch gehört, dass das nur dann der Fall ist, wenn man das Ammoniak im Lauf trocknen lässt und sich dadurch feine Kristallstrukturen auf der Oberfläche bilden, die dann mit dem nachfolgenden Schuss zu Beschädigungen führen. Ich war der Meinung, dass eine nachträgliche gründliche Trocknung mit mehreren Patches und einer ordentlichen Ölung des Laufs im Anschluss an die Behandlung mit Ammoniak aber genau das verhindern sollten. Ich weiss es auch nicht besser und Sagen und Mythen haben natürlich auch ihren Platz im Schießsport, also lassen wir das mal so stehen…

Hera Arms hat mir hingegen erklärt, dass die Einlagerungen von Messing imstande sind, kleinere Unebenheiten (übrigens mikroskopisch klein und in der Werkstoffkunde auch „Pittings“ genannt) zu füllen. Das Entfernen dieser Einlagerungen mit Ammoniak löst diese Füllung aber heraus und gibt die darunter liegende Oberfläche wieder den nachfolgenden Brenngasen preis. Da das Pitting mit einem Schlagloch vergleichbar ist, ist klar, dass es bei regelmäßigem Auswaschen der Füllung mit der Zeit eigentlich nur noch größer werden kann, weil die Angriffsfläche für die Brenngase immer wieder freigelegt wird.

Für mich stand also schnell fest, dass ich einen neuen Lauf haben möchte. Zwei Läufe standen für mich zur Auswahl: Abermals der „alte“ 18-Zöller oder der relativ neue SPB200 Matchlauf mit einer Lauflänge von 16,75“. Mit Letzterem wurden laut Hera in einigen Fällen sogar engere Streukreise geschossen, als mit dem 18“-Lauf. Ich habe auf diese Meinung vertraut und das „Go“ für den Einbau des SPB200 gegeben. Nach nur ca. 1,5 Wochen konnte ich mein Upper dann inkl. allen notwendigen Arbeiten und mitsamt neuem Beschuss auf dem Steelmatch in Philippsburg abholen. Die Kosten für den Laufwechsel mit einmaligem Transport durch Overnite und Neubeschuss beliefen sich auf ca. 320 € – ein super Preis! Der Verschlusskopf war noch in entsprechend gutem Zustand und musste nicht getauscht werden, der Verschlussabstand hat nach dem Laufwechsel ebenfalls noch gestimmt.

Schussbilder mit 23,5 gr. S060 und Lauf SPB200

Ich habe zwar von der alten Munition (23,5 gr. Lovex S060 mit 55gr. Hornady Vollmantel-BT) noch einiges übrig, aber diese Sorte kam erstmal nicht zum Einsatz. Priorität hatte erstmal wieder die Erprobung der „Neuen Geschosse“ 55gr. Siera HPBT Game King und 52gr. Sierra HPBT Matchking. Sie wurden abermals mit der Pulvermenge von 23,5gr. S060 kombiniert und um möglichst gute Bedingungen zu schaffen, habe ich als Zweibein eines von Harris genutzt, statt weiterhin dessen Klon zu verwenden. Das Ergebnis war gar nicht mal so schlecht, hat mich jetzt aber auch nicht wirklich in Begeisterung versetzt. Immerhin besser als vorher…

Schussbilder mit 24,0 gr. S060 und Lauf SPB200

Wo ich schonmal beim Ausprobieren war, habe ich zu den Geschossen „Matchking“ und „Gameking“ natürlich auch mal die Pulvermenge von 23,5 auf 24,0 gr. erhöht – das Ergebnis war genau das, was ich mir erhofft hatte! Wie man auf der Auswertung sehen kann, waren Streukreise („über Mitte“) von 9-14mm auf eine Entfernung von 100m möglich. Klar, man sieht in fast jedem Schussbild noch einen Ausreißer, aber diese habe ich selbst verursacht. Das soll heißen, ich habe im Schuss bereits gemerkt, dass ich das AR meist nicht richtig fixiert habe.

Um sicher zu gehen, ob es notwendig ist, nun dauerhaft auf die relativ teuren Geschosse von Sierra umsteigen, habe ich die 24 gr.-Laborierung natürlich auch mit den „alten“ Geschossen von Hornady (=H) aber auch mit den Gameking (=GK) von Sierra ausprobiert (linkes Bild). Im rechten Bild sieht man eine 9er- und zwei 10er-Schussgruppen mit Hornady VMBT, Sierra Gameking und Sierra Matchking.

Es wurden zwar auch mit den Geschossen von Hornady vereinzelt sehr gute Streukreise geschossen, allerdings war die Tenzend zu besseren Schussbildern eher bei Sierra zu sehen. Preislich unterscheiden sich Gameking und Matchking kaum. Da der Streukreis mit Matchking-Geschoss im letzten Bild allerdings etwas enger ist und der Preis sogar einen Ticken geringer als beim Gameking-Geschoss, ist meine Entscheidung für das Sierra Matchking 1410 52gr. HPBT-Geschoss gefallen. Nebenbei bemerkt, war das ebenfalls jenes Geschoss, mit dem auch Hera Arms in Verbindung mit dem SPB200 die besten Streukreise erzielt hat, dort allerdings mit Fabrikmunition S&B Match oder GGG (beide waren sehr gut getestet, aber nur eines hat das 52gr. Sierra-Geschoss, wenn ich mich recht erinnere).

Der Vollständigkeit halber nochmal die neue Laborierung:

  • Hülse: Lapua Match
  • Pulver: 24,0 gr. Lovex S060
  • Geschoss: Sierra Matchking 1410 HPBT, 52gr.
  • Zünder: Federal Ammunition FA 205
  • OAL: 56,6mm
  • Lauflänge: 16,75 Zoll (Matchlauf)

Schussbild mit 24,0 gr. S060 und SRB-Upper

Wo ich schonmal dabei bin, gehe ich den Weg auch zu Ende und jage meine Laborierungen auch nochmal durch das SRB-Upper von Hera Arms

Schussbild mit 23,5 gr. S060 und SRB-Upper

Wie auf dem Bild ersichtlich, besitzt das SRB ein leistungsschwacheres ZF. Es hat nur einen 12-fachen Zoom, der für die Erprobung voll aufgedreht war und zudem ein Mil-Dot-Absehen mit einem Fadenkreuz, das das Schusspflaster auf 100m schon komplett verdeckt. Unter diesen Bedingungen bin ich mit dem zweiten Schussbild unter Verwendung der alten Laborierung ziemlich zufrieden.

Mein Fazit:

Im SPB200 16,75″ verwendet man besser 24,0 gr. S060, die Sierra-Geschosse Matchking und Gameking sind fast gleich gut.

Im SRB 16,75″ ergibt eine Pulvermenge von nur 23,5gr. S060 die besseren Streukreise. Andere Geschosse als das Hornady 55gr. VMBT-Geschoss wurden bisher noch nicht getestet.

Mit dem 18″-Matchlauf wurden damals sehr gute Streurkreise mit der Laborierung ganz oben (23,5 gr. S060) erzielt. Ob ich vor dem Laufwechsel vielleicht noch etwas mit einer 24 gr.-Laborierung und eventuell einem anderen Geschoss etwas zum Besseren hätte verändern können, werde ich leider nicht mehr erfahren – da war ich zu voreilig…