Wiederladen mit 3D-Druckteilen

Ich hatte mir bereits vor langer Zeit Gedanken darüber gemacht, wie man die zahlreichen Arbeitsschritte beim Wiederladen – insbesondere von Langwaffenhülsen – vereinfachen kann. Diese Ideen habe ich im lange zurückliegenden Beitrag Wiederladen – Die Suche nach Komfort bereits vorgestellt. Meine darin gezeigten Hilfsmittel haben sich seither nicht mehr geändert, sie funktionieren nach wie vor zufriedenstellend. Allerdings muss man für die Anfertigung einiger Kleinteile leider eine Standbohrmaschine und eine Drehbank besitzen, wodurch der Nutzerkreis schon stark eingeschränkt ist. Ich habe also nun endlich mal die Zeit gefunden, diese Teile für die Herstellung in einem 3D-Drucker zu modifizieren und stelle sie in diesem Beitrag zur Verfügung. Die Teile sind nach dem Ausdrucken zwar immer noch nicht gebrauchsfertig, aber mit erheblich weniger Werkzeug fertig zu stellen. Ein metrischer Gewindeschneidsatz und eine Handbohrmaschine müssen aber immer noch verfügbar sein.

Wichtig wäre vorab zu erwähnen, dass die Teile zur Verwendung mit einem Lee Perfect Powder Measure und der Pulverwaage „Eliminator“ von Dillon gedacht sind. Außerdem müssen alle heruntergeladenen 3D-Dateien in Ihrer Dateiendung vor dem Drucken von „.docx“ in „.STL“ umbenannt werden!

Um diesen Beitrag in sich schlüssig abzurunden, komme ich leider nicht umher, die Konstruktion ein zweites Mal zu beschreiben. Ich versuche, mich kurz zu fassen:

Dillon Eliminator

 

Ich habe die Pulverwaage an meinem Sitzplatz in Augenhöhe auf eine kleine Plattform montiert. Den Pulverfüller „Lee Perfect Powder Measure“ habe ich mittels einer kleinen Konsole so montiert, dass dessen Pulver direkt in das Schälchen der Eliminator hineinfallen kann. Zum Bestimmen einer geeigneten Position sollte das neue Fallrohr Version 7 bereits montiert sein. Es ersetzt das alte Fallrohr mit seiner Prallhülse aus dem ersten Beitrag.

 

Lee Perferct Powder Measure 1
bisheriges Fallrohr

Fallrohr_V7

 

Das Fallrohr allein bringt schon einen Vorteil in Sachen Handling und Zeitersparnis, noch besser wird es mit dem Powder-Trickler, der das Pulver direkt in das Schälchen der Pulverwaage zuführen kann. Hierzu habe ich eine Version erstellt, die beim Ausdrucken Material spart. Das Zuführrohr sollte nicht gedruckt werden, greift hierzu besser zu einem Metallröhrchen aus dem Baumarkt oder so (Außendurchmesser 5-6mm reicht aus). Die quer liegende Bohrung besitzt einen Durchmesser von 3,9mm und kann leicht auf den Durchmesser des später verwendeten Metallröhrchens aufgebohrt werden. Vergesst nicht, dem Metallrohr später noch eine V-Kerbe zu verpassen – siehe Zeichnung – und das eine Ende mit Klebstoff, Gummi etc. zu verschließen. Die axial liegende Bohrung im Standfuss des Powder Tricklers besitzt einen Durchmesser von 5mm. Hier könnt Ihr noch auf D=5,2mm aufbohren und zur Befestigung ein Gewinde M6 hineinschneiden. Für den Trickler wird außerdem noch das Antriebsrad benötigt. Es besitzt eine umlaufende Ringnut mit Breite 3mm, damit mittels O-Ring oder einer geeigneten Schnur ein Antrieb erfolgen kann. Die axiale Bohrung besitzt 4,1mm Durchmesser und muss ebenfalls auf den Durchmesser des späteren Metallrohrs aufgebohrt werden. Zu Sicherung des Antriebsrads befindet sich noch eine Querbohrung mit D=2mm im vorderen Absatz. Hier ist auf D=2,5mm aufzubohren und eine Gewinde M3 reinzuschneiden. Mittels Madenschraube kann das Antriebsrad dann auf dem Metallrohr fixiert werden. Damit das Pulver überhaupt durch das Rohr rieseln kann, muss der Trickler leicht schräg aufgestellt werden. Legt ihm vor der Befestigung des Standfußes einfach einseitig etwas mit einer Höhe von 1 bis 1,5mm Höhe unter.

Powder Trickler
bisheriger Powder Trickler

 

 

Powder Trickler - Rohr

Powder Trickler – Basis_3D-Druck

Powder Trickler – Deckel

Antriebsrad_m. Ringnut u. Kernloch f. M3

 

Kommen wir zum manuellen Antrieb. Wenn man den Powder Trickler nahe der Pulverwaage und somit ebenfalls auf Augenhöhe aufgestellt hat, will man ihn nun auch bequem von einer Tischplatte aus bedienen. Dazu benötigten man noch einen manuellen Antrieb. So wie auf dem Bild unten kann er aussehen, muss er aber natürlich nicht. Es bietet sich an, die weiteren Antriebsräder ebenfalls zu drucken. Lediglich bei der aufnehmenden Alustrebe würde ich auch weiterhin Metall verwenden. Das hat den Vorteil, dass Ihr darin eine glatte Bohrung fertigen könnt und sich der Kunststoffzapfen darin eine lange Zeit ohne Probleme drehen wird (bei meinem Prototypen ist eine beschichtete Gleitbuchse eingepresst). Etwas zusätzliches Fett hat aber noch nie geschadet…

Für den manuellen Antrieb muss das oben verlinkte Antriebsrad mit Ringnut also ein weiteres Mal gedruckt werden. Es wird axial diesmal auf einen Durchmesser von D=8mm aufgebohrt und mit dem Zapfen des Hand-Antriebsrads verpresst oder verklebt oder bei Bedarf abermals mit Madenschraube gesichert – kommt ganz auf die Fertigungstoleranz Eures Druckers an.

 

Powder Trickler Antrieb

Handantriebsrad

 

Handantriebsrad

 

Wo auch immer ihr nun das zweite Antriebsrad in Kombination mit dem Handantriebsrad montiert habt, es gilt nun, beide Antriebsräder mit einem O-Ring (Schnurdurchmesser 3mm) oder einer anderen geeigneten Schnur zu verbinden. Ich würde den O-Ring bevorzugen, weil er durch sein Gummi schon sehr guten Grip gewährleistet und man die Schnur nicht mehr zu einem Ring verknoten muss. Je nach baulicher Lage sollte der O-Ring einen Durchmesser von 160-200mm haben. Achtung, im Baumarkt bekommt Ihr sowas jedenfalls nicht mehr…

Hier nochmal die Gesamtansicht mit den alten Teilen aus Metall.

 

Wiederladestation

Wiederladen: Tipps und Tricks

Im Rahmen meines neuen Projekts „Schwedenmauser“ will ich natürlich auch für dieses Kaliber meine Munition selbst laden und so habe ich die langen Wartezeiten dazu genutzt, mir ein paar Gedanken zur Erweiterung meiner Wiederladestationen zu machen. Dabei habe ich den Fokus nicht unbedingt nur auf das neue Kaliber gesetzt, sondern habe mir beispielsweise auch ein paar Gedanken zu den Dingen gemacht, die mich an der einen oder anderen Ladepresse immer schon gestört haben.

 

Dillon XL 650

Ich mag diese Presse sehr, weil sie für Wiederlader mit normalem bis hohem Munitionsverbrauch ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt und die Technik ausgereift ist. Das Wiederladen betreibe ich jetzt schon knapp 3 Jahre und das vorsorglich gekaufte Ersatzteilkit ist immer noch originalverpackt. In Sachen Robustheit hat Dillon im Vergleich zu Lee für mich z.B. die Nase vorn – dafür sind die Produkte von Lee meist für weniger Geld zu haben. Die Presse von Dillon ist ab Werk schon absolut brauchbar und neben dem vielen – für mich teilweise unsinnigen – Zubehör kann ich lediglich noch den abgewinkelten Griff für diese Ladepresse empfehlen – dieser bringt wirklich nochmals eine Steigerung des Komforts. Wer sich diesen selbst bauen möchte und Zugang zu den entsprechenden Gerätschaften hat, findet hier eine Anleitung dazu.

Kommen wir zu den Nachteilen der Presse und einer der Beweggründe für diesen Blogbeitrag:

Dillon XL 650_1

 

Ich hab´ keine Ahnung, ob ich der Einzige bin, dem diese Bestandteile von alten Zündhütchen andauernd aus der Presse fliegen, aber das nervt gewaltig! Eigentlich sollte ja alles schön in den Abfallbehälter abgeführt werden, aber das klappt leider nicht immer. Die Lösung dafür ist aber denkbar einfach:

Ich habe dazu doppelseitiges Klebeband und einen kleinen Streifen Edelstahlfolie benutzt. Letztere habe ich mithilfe eines Bleistifts so gebogen, dass sie die Kontur des Abfallbehälters angenommen hat (ein Streifen Pappe sollte es auch tun). Lediglich den Überstand muss man in der Höhe ausloten und das Thema von umher fliegendem Schrott ist erledigt…

Ein weiteres Manko ist für mich die Einstellschraube am Pulverfüller. Hier hätte ich mir ein Rändelrad oder Ähnliches gewünscht, aber ok, aus technischer und wirtschaftlicher Sicht ist die Sechskantmutter natürlich unschlagbar. Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, hierfür einen kleinen Sterngriff oder ein Rändelrad im CAD zu modellieren und diesen/dieses mit einem 3D-Drucker dann zu plotten. Die entsprechende Datei werde ich im Bereich Downloads zur Verfügung stellen, wenn es soweit ist.

 

Lee Breech Lock Challenger

Diese Ladepresse benutze ich lediglich für meine Präzisionsmunition für Langwaffen. Das Kaliber .223 Rem. gehört in diesem Fall nicht dazu, auch wenn ich meine beiden ARs für recht präzise halte. Für diese beiden Munitionsvernichter SRB und das 18″-Upper verwende ich die Dillon XL650. Beim Hülsenhalter des für das neue Kaliber 6,5×55 Schwede gekauften Matrizensatzes 13201 von RCBS musste ich für die Verwendung mit der Lee allerdings dessen Durchgangsbohrung auf D=6,5mm aufbohren. Ansonsten hätte der Teller für die Zündhütchen nicht mehr hindurch gepasst. Achtung, es handelt sich beim Hülsenhalter um höherfesten Stahl, auf einen scharfen Bohrer und ausreichend Kühlung ist zu achten!

 

Lee Breech Lock Challenger 1

 

Weiter geht´s mit dem Pulverfüller von Lee, dem „Perfect Powder Measure“. Ein gutes und vor allem günstiges Produkt, das meist für um die 35 Euro zu haben und für die meisten Wiederlader völlig ausreichend ist. Da ich mir für meinen Schwedenmauser ein neues Pulver zugelegt habe (Lovex S065), das ich auf keinen Fall mit meinem bisherigen (Lovex S060) verwechseln wollte, war ich bereit, mir einen weiteren Pulverfüller zuzulegen. Natürlich wollte ich an die alte Bequemlichkeit anknüpfen und auch hier das Pulver direkt in das Waagschälchen leiten, womit die Platzprobleme dann erst so richtig begonnen haben, von der erneuten Bastelei mal ganz abgesehen. Jedenfalls hat es einige Tage gedauert, bis mir die Idee kam, das aktuell verwendete Pulver ganz einfach am Pulverfüller zu kennzeichnen. Dazu waren lediglich zwei Etiketten und zwei kleine Neodym-Magnete notwendig. Und die Sache ist sicher, solange ich der einzige bin, der den Kram benutzt. Von Vorteil ist hierbei, dass sich der Perfect Powder Measure sehr leicht verschliessen und dann entleeren lässt. Daher denke ich, dass ich mit den wenigen notwendigen Handgriffen einen ganz guten Kompromiss gefunden habe.

 

Lee Breech Lock Challenger 2

 

Allgemein

Für meinen Eigenbau-Powder-Tickler sieht die Sache schon etwas anders aus, der Aufwand einer Leerung wäre hier schon etwas höher. Da ich rund um die Pulverwaage auch nicht so unter Platzmangel litt, wurde kurzerhand noch ein weiterer Powder-Tickler nachgerüstet. Auch hier wurde wieder brav gekennzeichnet und durch die Tatsache, dass lediglich ein einzelner Drehknopf für beide Tickler existiert, kann man auch nicht versehentlich das falsche Pulver zuführen, wenn die Augen auf der Skala der Pulverwaage ruhen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man wenigstens ein einziges Mal zu Beginn der Arbeiten hinschaut und den „Antriebsriemen“ richtig setzt.

 

 

 

Adaption Lee Pulverfüller an Dillon XL 650

Wie in einem anderen Artikel bereits erwähnt, begann das Wiederladen für mich mit dem Kaliber 9mm Luger, mangels Waffe in diesem Kaliber fristet genau dieses Zubehör aber ein eher karges Dasein. Dann und wann bekomme ich zwar Leihwaffen in 9mm in die Finger, aber das hat bisher nicht ausgereicht, mir NOCH einen Pulverfüller von Dillon zu kaufen. Die Dinger sind ja auch nicht gerade günstig.

Da ich zudem zu bequem bin, die Dillon Pulverfüller umzubauen und auf neue Kaliber zu justieren, beschreibe ich hier also einen Versuch, den eher günstigen Lee Perfect Powder Measure auf die Mehrstationenpresse XL 650 von Dillon zu adaptieren. Dass hier das gesparte Geld einer Mehrarbeit gegenübersteht, liegt natürlich auf der Hand. Mehr Handgriffe bedeuten außerdem auch, dass mehr Konzentration bei der Arbeit notwendig ist.

Den meisten Gewinn aus diesem Artikel erhält also derjenige, der Zugang zu einer Drehbank hat und sich einen Lee Pulverfüller günstig besorgen kann oder noch besser irgendwie einen übrig hat. Mal abgesehen von den Dreharbeiten kommt man selbst bei Neuanschaffung des Lee Pulverfüllers und der Dillon Einschraubmatrize auf lediglich 50% der Kosten eines Pulverfüllers von Dillon. Für mich war dann auch noch der Reiz da, es technisch umsetzen zu können.

Hier ist die Anleitung:

Zunächst muss eine Dillon Einschraubmatrize gekauft werden, sie kostet so um die 15 Euro. Von meinem Conversion Kit hatte ich noch den Pulverfülltrichter Typ F übrig, dieser muss noch modifiziert werden. Ohne den originalen Pulverfüller von Dillon kann sich dieser nämlich in der Einschraubmatrize frei bewegen, das bringt für das Antrichtern der Hülse aber leider gar nichts. Deshalb wird nahe dem Absatz zum polierten Teil ein Einstich für eine Sicherungsscheibe DIN 6799 – 9 gefertigt, wenn das passende Werkzeug vorhanden ist. Bei mir war das leider nicht der Fall, sodass die Ringnut einfach doppelt so breit angefertigt wurde, natürlich sollte man dann auch zwei Sicherungsscheiben einlegen.

Aus reiner Vorsicht wurde am anderen Ende durch Nachsetzen mit einem Senker die schmale Ringfläche etwas verkleinert, sodass eine scharfe Kante entsteht, an der keine Pulverkörner hängen bleiben sollen. Wenn der Pulvertrichter nun von oben in die Einschraubmatrize gesteckt wird, sorgen die Sicherungsscheiben DIN 6799 – 9 dafür, dass dieser nach wenigen Millimetern nicht weiter hoch gedrückt werden kann und die von unten nachdrückende Hülse angetrichtert wird.

Sofern alle anderen Matrizen korrekt ausgerichtet sind, sollte die Einschraubtiefe an der Station zum Trichtern/Pulverfüllen jetzt so justiert werden, dass die Hülse wie gewünscht angetrichtert wird. Das Resultat sieht bei mir so aus:

Als nächstes wird das Bauteil „Trichteraufnahme“ laut nachfolgender Zeichnung angefertigt. Alternativ kann das Teil auch aus der Zeichnung „Indikatoraufnahme“ aus dem Artikel „Optischer Powder Check“ nachgearbeitet werden – das war bei mir der Fall.
Trichteraufnahme

Nachfolgend also links die Indikatoraufnahme“ und rechts die „Trichteraufnahme“.

Die Trichteraufnahme wird über das Gewinde des Lee Pulverfüllers geschoben (Achtung: Presssitz! Bei Bedarf können die Gewindeflanken noch leicht angeschliffen und/oder Klebstoff zur Fixierung verwendet werden) und das Ganze wird dann auf die Einschraubmatrize gesteckt, wo es an der oberen Ringfläche mit Sekundenkleber fixiert wird. Die Einschraubmatritze mit Trichter muss vorher justiert werden, da ein Verdrehen mit dem aufgeklebten Pulverfüller kaum mehr möglich ist.

Sofern alle Stationen auf das Kaliber justiert sind, kann jetzt das Wiederladen beginnen. Im oberen Totpunkt der Presse wird ab sofort halt nochmal kurz der Pulverfüller von Lee betätigt.

 

Wiederladen: Die Suche nach Komfort

Faulheit kann den Erfindergeist ganz schön beflügeln! Die vielen Handgriffe beim Wiederladen von Langwaffenpatronen und der relativ beengte Platz in meinem Hobbyraum haben mich dazu bewegt, die nachfolgend beschriebenen Vorrichtungen zu bauen. Ausschlaggebend war die lange Zeit, die das Wiederladen von Langwaffen-Patronen in Anspruch nimmt, wenn man jede Pulverfüllung einzeln abwiegt, nur um sich Präzision und Gleichmäßigkeit beim Schießen zu erhoffen.

Los geht´s mit der Pulverwaage:

Ich benutze eine „Eliminator“ von Dillon. Diese habe ich mir erst mal auf Augenhöhe montiert, damit ich die Anzeige besser anpeilen kann. Um Ungenauigkeiten zu vermeiden, sollte der Stand nochmal mit einer Wasserwaage kontrolliert werden, wenn z.B. eine Plattform wie bei mir verwendet wird. Bei der Positionierung der Pulverwaage und der nachfolgenden Komponenten, sollte bei der Verwendung einer Plattform darauf geachtet werden, dass das Waagschälchen überhängt – das erhöht später den Bedienkomfort.

Dillon Eliminator

Modifikation des Pulverfüllers

Als nächstes habe ich meinen Pulverfüller modifiziert, es ist ein „Perfect Powder Measure“ von Lee. Das Teil kostet um die 30 € und teurere Geräte braucht man meiner Meinung nach wirklich nicht kaufen, weil sie alle volumetrisch abmessen und die Ungenauigkeit durch die Form und Körnung des Pulvers herrührt. Ich wollte mir zudem die Arbeit sparen, die Patronenhülse am Pulverfüller zu füllen, diese dann doch wieder ins Waagschälchen auszuleeren, ggf. nach zu dosieren und schließlich wieder alles zurück in die Hülse zu schütten. Die Idee war also, den Pulverfüller so zu positionieren, dass das Pulver direkt in die Schale der Pulverwaage fällt – und das hört sich erst mal leichter an, als es ist. Bauartbedingt kann man den Pulverfüller nämlich gar nicht so nah an die Waage heran bringen, dass das gesamte Pulver zuverlässig in der Schale ankommt. Dazu habe ich ein Fallrohr entwickelt, dass es erlaubt, das Füllgerät weit genug weg zu montieren und das gleichzeitig verhindert, dass das Pulver beim Fall zu viel kinetische Energie entwickelt, sodass es beim Aufprall auf die Schale wieder heraus fliegt.

Nach einigen Versuchen ist dieses Rohr dabei herausgekommen

Fallrohr

 

Prallhülse

Nach der Installation sollte der Pulverfüller in etwas so aussehen (das schwarze Zeugs ist der Sekundenkleber):

Lee Perferct Powder Measure 1

Lee Perferct Powder Measure 2

Lee Perferct Powder Measure 3

Die Konstruktion besteht im Wesentlichen aus einem einfachen Edelstahlrohr von ca. 120mm Länge, das zunächst auf der Drehbank bearbeitet wird. Dazu muss an einem Ende auf einer bestimmten Länge der Außendurchmesser auf jenen des originalen Kunststofftrichters (der Trichter, aus dem das Pulver unten herausrieselt) angepasst werden. Anschließend wird das Rohr in einem Winkel von 30° gebogen und gekürzt. Nun benötigt man ein Stück Metall, das man so auf das Rohr schweißt, dass es dicht ist. Bestenfalls ist es schon halbrund, ca. 2mm dick und man hat ein (WIG-)Schweißgerät zur Verfügung. Jedenfalls wird am unteren Ende des Rohres mit der Flex wieder ein Schlitz hinein geschnitten, aus dem das Pulver dann herausrieseln kann (Schnittkanten mit einer Feile sorgfältig entgraten!). Ich hätte mich gefreut, wenn die Arbeit hier schon getan wäre, aber das Pulver flog beim Austritt zu stark nach links und rechts. Also habe ich mit Sekundenkleber eine kurze Rohrhülse aus Aluminium an die Austrittsöffnung geklebt, damit seitlich austretendes Pulver gefälligst an die Rohrhülse prallt und dann langsam nach unten fallen kann. Leider hatte das Pulver immer noch zu viel Schwung, sodass ich letzten Endes noch die Rückseite und Teile der Vorderseite der Rohrhülse mit dünnem Blech (ca. 0,3 – 0,5mm dick) zugeklebt habe – danach war endlich Ruhe. Jetzt fliegen ab und an nur noch vereinzelte Körner aus der Waagschale aber damit kann ich leben.

Eigenbau Powder-Trickler

Die nächste Baustelle war die Genauigkeit des Pulverfüllers, aber das Problem ist ja bekannt. Für solche Fälle gibt es ja die Feindosierer („Powder-Trickler“), den könnte man nun kaufen und an die Waagschale stellen – oder anhand folgender Zeichnungen selber bauen. Zur Info: Die Ringnut an der Rändelmutter zu drehen ist nur notwendig, wenn man auch den weiter unten beschriebenen manuellen Antrieb bauen möchte. Genau dann benötigt man die Rändelmutter ( Hersteller: Norelem, Artikelnummer: 06010-1052) mit Nacharbeit auch zwei Mal (davon 1x mit Gewinde M6 und ohne Gewinde M3, bitte weiter unten nachlesen).

Powder Trickler - Basis

Powder Trickler - Deckel

Powder Trickler - Rohr

Nacharbeit 06010-1052Und so sieht der fertige Powder-Trickler aus:

Powder Trickler

Damit sich die Rändelmutter auf dem Rohr nicht dreht, wird sie mit einem Gewindestift DIN 914 – M3x6 fixiert. Die Basis des Powder-Tricklers besitzt unten zur Befestigung ein Gewinde M6. Mit einem halbierten Kupferdichtring, den ich unter die Basis gelegt habe, habe ich beim Verschrauben des Tricklers dann die gewünschte Neigung des Rohrs erreicht. Ich empfehle, die nicht benötigte Seite des Rohres noch mit einem Stopfen zu verschließen, ich habe dazu mit der Lochzange ein Stück aus einer Gummimatte gestanzt. Einige Zeit vor dem hier beschriebenen Umbau war bereits meine Plattform zur Aufnahme der Ein-Stationen-Presse vorhanden. Die liegt ergonomisch günstig auf Tischhöhe, wahrscheinlich so, wie die meisten Pressen montiert sind. Den Powder-Trickler dann aber auf Schulter- bzw. Augenhöhe zu bedienen ist denkbar ungünstig und kann bei längeren Arbeiten auch anstrengend und damit nervig werden.

Hier schon mal ein Bild des bisherigen Status:

 

Pulverfüllstation

Powder-Trickler: Manueller Antrieb

Aus diesem Grund besitzt die Rändelmutter auch ihre Ringnut: Die Rändelmutter habe ich mir gleich zweimal angefertigt und auf dem erwähnten Plateau für die Ein-Stationen-Presse eine kleine Aufnahme montiert. Mit Hilfe eines großen O-Rings – der Schnurdurchmesser beträgt 3mm, der Innendurchmesser hängt von Euren Begebenheiten ab – habe ich dann die beiden Rändelmuttern verbunden und mir so einen manuellen Antrieb auf bequemer Höhe geschaffen. Da die Aufnahme ganz individuell gestaltet werden kann, verzichte ich hier auf eine Zeichnung und beschreibe lediglich die wichtigsten Schritte. Verwendet habe ich folgende Komponenten: Ein Stück Aluminium mit der Dicke 10mm. Dieses habe ich mit einer Passbohrung vom Durchmesser 8H7 versehen und eine Gleitbuchse (Firma IHG, Typ DU 0610) eingepresst – man erhält ein Durchgangsloch mit Durchmesser 6mm. Durch dieses Loch führt man eine Rändelschraube mit Gewinde M6 (Firma Norelem, Artikel 06090-062×20). Eine der oben erwähnten Rändelmuttern muss jetzt nochmal nachgearbeitet werden: Das Durchgangsloch auf einen Durchmesser 5,2mm aufbohren und ein Gewinde M6 hineinschneiden. Die Rändelmutter wird dann auf das Gewinde der Rändelschraube gedreht, zum Abschluss wird nochmal mit einer Mutter ISO 4032-M6 gekontert. Und so sieht der „manuelle Antrieb“ komplett aus: An der linken Rändelschraube wird per Hand gedreht, rechts wird dann der O-Ring in die Ringnut der Rändelmutter gespannt und das Drehmoment wird nach oben auf den Powder-Trickler übertragen.

Powder Trickler Antrieb

Hier nochmal eine Gesamtansicht:

Wiederladestation

Eigenbau-Pulvertrichter

Das Zurückschütten des Pulvers in die Patronenhülse geschieht bei mir mit meinem Eigenbau-Pulvertrichter. Eine Beschreibung zu den Kalibern .223 Rem. und .308 Win. findet Ihr später ebenfalls auf diesem Blog. Meine Zeitersparnis beim Befüllen der Hülsen beträgt nun locker 50%, ganz zu schweigen davon, dass mit weniger Handgriffen schlichtweg auch weniger Missgeschicke mit dem Pulver passieren.

Nachtrag:

Wer mehr über die Pulvertrichter für die Kaliber .223 Rem. und .308 Win. erfahren möchte, kann in diesem Artikel mehr darüber lesen.

Eine andere Variante für das Kaliber 6,5×55 Schwedenmauser wird in diesem Artikel vorgestellt.