DIY Hülsenfett zum Wiederladen

Nachdem ich in den letzten Monaten meine Langwaffenpatronen fleißig heiß entladen habe, steht in logischer Konsequenz auch das Aufmunitionieren wieder auf dem Plan. Bei mir heißt das natürlich wiederladen statt kaufen. Das dazu benötigte Hülsenfett habe ich bisher von Dillon gekauft und war damit eigentlich recht zufrieden. Eigentlich, bis auf den Preis…

Die beiden zuletzt gekauften Pumpflaschen habe ich zu je 17€/230ml (zzgl. Versand) bei Egun gekauft. Macht zusammen also 34€ für 460ml Hülsenfett. Gehalten haben die beiden Flaschen schätzungsweise 2 Jahre, eine kleine Restmenge von vielleicht 50ml ist aktuell noch übrig.

Schaut man sich die Inhaltsangabe der Flasche an, so fällt diese äußerst kurz aus: Lanolin und Alkohol. Lanolin ist hierzulande auch unter dem Begriff „Wollwachs“ bekannt und ist ein natürliches Produkt, das bei der Haltung von Schafen gewonnen wird, soweit meine Recherche bei Wikipedia. Alkohol kennen die meisten auch, hier wird aber eine hohe Konzentration für eine technische Anwendung benötigt. Aus steuerlichen Gründen wird der hergestellte Alkohol dazu „vergällt“, d.h., er wird durch Zusatzstoffe für den Genuss unbrauchbar gemacht. Ansonsten wäre er in der benötigten Konzentration preislich uninteressant.

Wer das Hülsenfett von Dillon oder anderen Herstellern ebenfalls benutzt, wird wohl kaum andere oder mehr Inhaltsstoffe auf der Verpackung finden und so dürfte die eigene Herstellung dieses Hülsenfetts keine große Aktion werden und genau davon berichte ich in diesem Beitrag.

Für den Kauf der nachfolgenden Produkte habe ich mich entschieden:

  • 100g Lanolin (rein und wasserfrei) aus der Apotheke für 5€.
  • 1 Liter Isopropanol (99,9%) von Amazon für 8,90€ inkl. Versand für Prime-Kunden.

Sowohl Lanolin als auch Alkohol sind natürliche Produkte und können im Rahmen unserer Verarbeitung und späteren Anwendung als ungefährlich eingestuft werden. Von dem Verzehr des Alkohols rate ich vorsorglich mal ab…

Für das Wiederladen der Langwaffenhülsen wird eigentlich nur das Lanolin benötigt. Wäre das Auftragen des reinen Fetts auf die Hülsen nicht so umständlich, könnte auf den Alkohol auch ganz verzichtet werden, aber er dient als Trägerstoff für das darin gelöste Fett und macht das Ganze durch eine Pumpflasche erst leicht anwendbar.  Aus dem Grund lässt man die eingesprühten Hülsen auch einige Minuten ruhen, bevor man sie zum Wiederladen weiterverwendet: Der Alkohol verflüchtigt sich dank seiner hohen Konzentration recht schnell und übrig bleibt ein hauchdünner Film Lanolin auf der Oberfläche der Hülse. Bei meiner Recherche im Internet bin ich auf verschiedene Mischungsverhältnisse gestoßen: Manche Anwender empfehlen 1 (Lanolin): 8 (Alkohol), andere wiederum 1:12. Ich habe mich wegen der 0,5 Liter fassenden Vorratsflasche für das Verhältnis 1:8 entschieden. Die Flasche wird durch 50g Lanolin und 400ml Isopropanol dann fast voll. Nebenbei ergibt das 450ml Hülsenfett und man erhält einen direkten Preisvergleich zu den Produkten von Dillon (s.o.): Statt 34€ für rund einen halben Liter von Dillon, entstehen bei der DIY-Variante so lediglich Kosten von 7€. Ja, auf einen geschätzten Zeitraum von 2 Jahren sind auch 34€ wirklich erträglich, aber mir geht es auch darum, es mal selbst auszuprobieren…

Ich habe mir zwei Weithalsflaschen besorgt, in denen ich das Hülsenfett anmischen werde. Das Lanolin ist zwar noch recht fest, aber man kann es durch die große Öffnung der Flasche gut portionieren. Auch der Alkohol kann dadurch später ohne einen Trichter hinzu gegossen werden. Die Abmessung kann durch eine Haushaltswaage oder nach Augenmaß erfolgen. Ich habe die komplette Dose Fett übrigens mit einem Cuttermesser halbiert und die Halbschalen dann damit ausgekratzt. Mit einer langen Klinge kann man das Fett auch gut im Flascheninneren abschütteln und es bleibt nur wenig davon am Flaschenhals haften. Vom Alkohol wird zunächst nur die Hälfte der geplanten Gesamtmenge von 400ml dazugegeben.

Das Lanolin ist jetzt noch nicht imstande, sich vollständig in dem Alkohol zu lösen, also helfen wir mit einem heißen Wasserbad etwas nach. Ein großer Topf und ein Wasserkocher erledigen hier die Arbeit für uns. Ich habe gewartet, bis das Wasser gekocht hat und habe es dann in den Topf geschüttet. Achtet darauf, den Deckel der Flaschen zur Druckentlastung zu öffnen oder ganz herunter zu nehmen! Nach 10min Ruhezeit hat sich das Fett verflüssigt und am Boden der Weithalsflasche abgesetzt. Etwaiges Fett, dass beim Einfüllen am Flaschenhals geblieben ist, wird mit  der Zeit ebenfalls flüssig und sinkt zu Boden. Bei der rechten Flasche wurde der Inhalt bereits geschüttelt. Achtet darauf, den Wasserpegel in Eurem Wasserbad nur so hoch wie notwendig zu füllen, da die Flaschen imstande sind, umzukippen.

Anschließend den restlichen Alkohol dazu geben und nochmals durchschütteln – das Hülsenfett ist dann fertig zur Anwendung. Es ist übrigens normal, wenn sich die Bestandteile nach einer gewissen Zeit der Lagerung etwas voneinander absetzen sollten. Das passiert bei den namhaften Herstellern auch – wie gehabt vor Gebrauch einfach etwas Schütteln und die Sache ist erledigt.

Zum Schluss nochmals ein Farbvergleich zwischen Dillon Hülsenfett und dem DIY-Hülsenfett. Man erkennt eindeutig, dass mein Hülsenfett wesentlich gelblicher in der Farbe ist. Das mag am verwendeten Fett oder dem Mischungsverhältnis liegen, wie bereits erwähnt reicht das von 1:8 bis hin zu 1:12.

Burris FASTFIRE 3 – Adapter für co-witness AR-15 Montage

Mein Burris FASTFIRE 3 sitzt nicht nur auf meiner CZ75, sondern auch auf meinem MR223, da ich, vorerst, zu geizig bin, mir ein zweites Rotpunkt zuzulegen.

Damit das FASTFIRE3 auf M1913 Montage-Schienen (a.k.a. Picatinny) montiert werden kann, liefert Burris freundlicherweise einen entsprechenden Picatinny-Adapter inklusive Montageschrauben mit. Allerdings sitzt das FASTFIRE3 damit mehr oder weniger direkt auf der Montageschiene. Als zusätzliches Zubehör gibt es eine sogenannte co-witness Montage für AR-Typ / -Höhe Kimme und Korn. Mit dem Adapter sitzt der Rotpunkt auf der gleichen Höhe wie Kimme und Korn und kann parallel verwendet werden.

Da der Adapter allerdings noch einmal ca. die Hälfte des Rotpunktvisiers kostet und prinzipiell nur ein Höhen-Adapter zwischen FASTFIRE3 und Picatinny-Montage montiert werden muss, versuche ich mich genau daran. In Sketchup entsteht ein Modell für den Höhen-Adapter mit passenden Bohrungen für die Montageschrauben und Pins bzw. passenden Sacklöchern für die Positionierung des FASTFIRE3 auf dem Picatinny-Adapter.

Der mitgelieferte Adapter kommt, als amerikanisches Produkt, mit nicht-metrischen Schrauben. M3 lassen sich zwar einschrauben, bei festerem Anziehen rutschen die Gewinde jedoch durch.

Da durch das FASTFIRE3 keine M4 Schrauben durch passen, muss in den Picatinny-Adapter ein Gewindeeinsatz eingebracht werden. Dazu werden die Gewindelöcher auf 5mm aufgebohrt, ein Konus von der Unterseite eingebracht und ein passender Gewindeeinsatz aus Edelstahl mit M3 Innengewinde hergestellt.

Alle Bauteile für die Montage des FASTFIRE3 auf einem AR in co-wittness Höhe:

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Und die Ansicht von der Unterseite, zusammengesetzt. Die Schrauben sind bündig eingekürzt, da sie direkt auf der Picatinny Schiene aufliegen. Die Gewindeeinsätze sind seitlich abgefeilt, da sie sonst mit der Klemmschraube des Picatinny Adapters kollidieren.

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Das Burris FASTFIRE3 mit Adapter montiert auf einem HK MR223, mit und ohne Schutzhaube.

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Zu guter Letzt noch ein Blick durch Kimme und Korn mit dem Rotpunkt.

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Remington 700 wird ein Bullpup: Teil 7 – Diät für V1 => V2

Bei weiteren Besuchen auf dem Schießstand mit der V1.0 des Remington 700 Bullpup Schaftes zeigten sich einige verbesserungswürdige Punkte:

  1. Gewicht: Reduktion von ca. 11kg auf max. 10kg, lieber in Richtung 8kg, notwendig. Ein Jagdgewehr ist es damit immer noch nicht, aber bei ~5kg für die barreled action auch nicht zu erwarten.
  2. Das „Hülse in Hülse“ Prinzip für die nach vorne Verlagerung des Kammerstengels ist nicht praxistauglich und wurde von einem anderen Schützen auch prompt beim Schließen des Verschlusses abgerissen.
  3. Eine Abwicklung des Kammergriff ist notwendig, der Winkel ist aktuell zu steil.
  4. Die Zielfernrohrmontage ist zu weit hinten und auch zu niedrig, hier muss eine neue her. ca. 70mm zusätzlicher Abstand von der Schaftkappe sind notwendig.
  5. die „Verschlussplatte“ an der Unterseite des Schaftes ist nicht praktikabel, der Schaft allgemein viel zu hoch. Hier muss noch Aluminium verschwinden und wird durch ein Stück Kunststoff aus dem 3D-Drucker ersetzt werden.
  6. Umrüstung vom Einzellader zum Mehrlader.

Für die Gewichtsreduzierung wird das 3D Modell überarbeitet. Bild zeigt V1 im Hintergrund und geplante V2 im Vordergrund.

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Zu sehen sind darauf, von links nach rechts, folgende Maßnahmen:

  1. Die bag rider Kufe (türkis) musste abspecken. Der Block wog 565 Gramm und nach einer Runde auf der Fräsmaschine liegt er bei 189 Gramm.
  2. Das Aluprofil, an das alles andere angeschraubt wird (gelb) wird in der Höhe stark reduziert. Die darin liegende „Verschlussplatte“ wird durch ein 3D-Druck Teil mit Magazinschacht ersetzt (weiß). Das unter der Verschlussplatte liegende Abzugsgestänge aus Aluminium wird ebenfalls durch ein 3D-Druck Teil ersetzt.
  3. Die äußere Hülse (blau) wird ausgeschnitten (Wandstärke 5mm!) und ein Carbonrohr (hellgrau) eingezogen. die innere Hülse entfällt.
  4. Die ZF-Montageschiene (dunkelgrün) wandert 70mm nach vorne und muss auch noch erhöht werden.
  5. Der Abzugsbügel (orange) erhält geringere Wandstärken.
  6. Der Aluminium Vorderschaft entfällt (894 Gramm!) und wird durch ein Carbonrohr ersetzt (gleiche Dimension wie Punkt 3). Die Aufnahme des bisherigen Vorderschaft wird umgearbeitet und ein Aufnahmeblock für das Carbonrohr mit diesem verbunden (fehlt noch in der Darstellung).

Bilder zum Fortschritt und Details zu den einzelnen Maßnahmen in den nächsten Beiträgen.

Rettet den Schweden! Teil 6: Lokalisierung des Problems

Nach dem tollen Schussbild mit einem Sightron ZF, statt des normalerweise auf dem Schweden zum Einsatz kommenden TacVector, dokumentiert in Teil 5 der Serie, ist das ZF mit Sicherheit ein großer Teil des vorhandenen Streukreis-Problems.

Das ZF bekommt allerdings eine letzte Chance, die Montage wird nochmals stärker angezogen und die Muttern der Ringe mit einer 3D-gedruckten Verdrehsicherung arretiert.

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Das Ergebnis ist dennoch ernüchternd. von einer anfänglichen „kann man auf den Schützen schieben!“-Gruppe entwickelt es sich zu den bekannten Streukreisen aus den vorherigen Teilen fort. (Gruppe 3 ist nicht fotografisch dokumentiert, sie lag außerhalb des Spiegels)

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Gruppe 1

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Gruppe 2

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Gruppe 4, mit Markierung der Schüsse 1 bis 5

Zwischenzeitlich wurde ein Magnetospeed Sporter angeschafft, um die v0 der Geschosse mit den Ergebnissen der Quickload Rechnung vergleichen und die v0 an sich auswerten zu können. Hier zeigt sich ein weiteres potentielles Problem. Die v0 der einzelnen 5er Gruppen als auch die der gesamten Stichprobe von n=20 Schuss ist nicht zufriedenstellend.

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Um den Schwedenmauser endlich auf die mit dem geliehenen Sightron ZF erreichte Präzision zu bringen werden in den nächsten Beiträgen mehrere Faktoren getestet und bewertet. Der Schlachtplan beinhaltet:

  1. Austausch ZF inkl. Montage gegen ein anderes TacVector Modell
  2. Austausch der genutzten mechanischen Waage gegen eine elektronische Waage
  3. Austausch der Lee collet Hülsenhalskalibriermatrize gegen eine Redding Vollkalibriermatrize mit Bushing

Rettet den Schweden! Teil 5 – Bettung Nr. 3+

Mit dem Ergebnis aus Teil 4 der Serie sind zwei Dinge klar:

  1. Die Bettung ist immer noch mittelmäßig, die Schwergängigkeit des Verschlusses eine Zumutung (auch wenn ein Teil davon ganz klar dem Abzug zuzuordnen ist)
  2. Das Pulver spielt eine größere Rolle als gedacht, auch wenn sich dieser Verdacht nach den Ergebnisses des Kollegen schon früher hätte aufdrängen sollen.

Für Punkt 1 wird für den nächsten Ausflug auf die Schießbahn eine Misch-Ansatz gewählt: hintere Systemschraube nur locker mit der 10er Nuss und den Fingern anziehen, vordere Systemschraube mit den 7 Nm anziehen und den barrel block einsetzen. Das Ergebnis ist ein Verschluss der sich im eingebauten Zustand des Systems beinahe genau so gut schließen lässt wie im  ausgebauten Zustand ohne jegliche äußere Krafteinwirkung. Dafür tritt jetzt in der Wahrnehmung der Abzug noch stärker nach vorne. Überfahren des Sear (amerikanischer Timney Abzug für den 96er, da heißt das so ;)) aus der geschlossenen in die offene Stellung ist ein Kraftakt, der Kraftaufwand für das Spannen der Feder ist auch nicht zu verachten. Hier wird noch etwas überarbeitet werden müssen.

Da nicht klar ist, ob der Schwedenmauser jemals vernünftig schießt, wird eine Tikka T3x Varmint als potentieller Nachfolger im Kaliber 6,5×55 auserkoren. Da diese lediglich über einen 600 mm langen Lauf verfügt, wird über Quickload ein Pulver ausgewählt, dass auch aus dieser Lauflänge 830+ m/s für die 140 gr Hornady BTHP Geschosse in .264″ liefert. Die Wahl fällt auf Vihtavuori N550.

Für den folgenden Ausflug zur Schießbahn werden einige Schuss mit der bekannten Lovex S065 Ladung geladen sowie weitere mit N550, gleiche Pulvermenge und Patronenlänge. Dazu kommen noch einige Schuss 6,5×55 mit N160 vom Kollegen.

Die ersten Ergebnisse sind wieder mal enttäuschend bis grauenhaft. Alle gezeigten Gruppen wurden so vermessen, dass die 2 am weitesten entfernten Löcher abzüglich Kaliber angegeben sind. Angabe ist nicht der Durchmesser des Kreises über alle Einschusslöcher!

Gruppe mit S065, nicht der Rede wert:

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Gruppen N160, durchwachsen:

Gruppen N550, auch nicht besser:

Da die geschossenen N160 und N550 Laborierung im Schwedenmauser des Kollegen gute Ergebnisse liefern, wird kurzerhand das einzige, was die beiden Gewehre jetzt noch wesentlich unterscheidet auf meinen Schwedenmauser montiert: Der Schwedenmauser des Kollegen verfügt über ein Sightron ZF statt des TacVector ZF und durch die Montage auf dem Schaft mittels der Picatinny-Brücke, ist der Umbau auf meinen Schweden-Schaft eine Sache weniger Minuten.

Gruppe N550 aus Patient Schwedenmauser mit „implantiertem“ Austausch ZF:

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Die letzten 6 Schuss der Laborierung mit dem neuen Pulver N550 liefern ein wahnsinnig gutes Schussbild. Bei der Scheibenbeobachtung auf 100 m wird vor dem Einholen davon ausgegangen, das nur 2 Löcher vorhanden sind und der Rest sich wieder sonst wo verteilt hat.

Diese Gruppe mit 6 Schuss lässt doch sehr hoffen und so geht es nun, mit neuen Patronen mit gleicher Laborierung, demnächst wieder auf den Schießstand um zu prüfen, ob das Zielfernrohr jetzt noch der wesentliche Teil des Problems ist.