CZ 75 Shadow 2

Nachdem ich vor mittlerweile fast 2 Jahren meinen Revolver SW 686 verkauft habe, war die 1911er von Les Baer in dieser Zeit meine einzige Kurzwaffe. Da ich am Revolver aber sowieso das Interesse verloren hatte, war das auch nicht weiter schlimm. Nach nun ca. 7 Jahren des Schießsports wollte ich mir schließlich meine erste Kurzwaffe im Kaliber 9mm zulegen und habe mich aus folgenden Gründen für die CZ 75 Shadow 2 entschieden:

  • Eine Polymerwaffe kommt für mich nach wie vor nicht infrage. Die CZ 75 Shadow 2 ist eine Ganzstahlwaffe und ihr Eigengewicht dämpft den ohnehin relativ milden Rückstoß des Kalibers 9mm nochmal zusätzlich. Das Schussverhalten der Shadow 2 kann ich nur als ausgesprochen angenehm bezeichnen.
  • Als Mitglied des BDMP konnte ich diese Waffe über den gleichen Verband für die Disziplin „C9.2 Pistol 1500“ beantragen. Zudem ist sie mit einem etwas kürzeren Magazin (das muss man sich aber erst zulegen) auch für die BDMP-Disziplin „C17 EPP“ zugelassen (das Box-Maß ist zu beachten).
  • Die Pistole ist allgemein sehr vielseitig auch in weiteren Disziplinen anderer Verbände einsetzbar, wie z.B. beim IPSC. Zusätzlich ist für die Shadow 2 mittlerweile auch ein Triarii-System von Hera Arms verfügbar, was seinen ganz eigenen Reiz – und nebenbei bemerkt auch wieder eine eigene Disziplin beim BDS – hat.
  • Der Anschaffungspreis der Shadow 2 ist mit knapp 1.050 Euro relativ niedrig. Eine Pistole im Preissegment einer Les Baer oder gar einer Sig Sauer X war ich nicht bereit, (wieder) zu bezahlen. Im Kaufpreis der Shadow 2 sind ab Werk übrigens ein Transportkoffer, Reinigungsgerät und drei Magazine enthalten.
  • Die Munitionskosten für das Kaliber 9mm sind im Vergleich ebenfalls niedrig, jedenfalls im Bereich der Großkaliber. Ich habe mich auch für das Kaliber 9mm zum Wiederladen entschieden, ganz einfach, weil es mir Spass macht und ich das Zubehör dazu seit den Anfängen meines Schießsports schon im Schrank hatte. Speziell bei diesem Kaliber scheiden sich ja die Geister, ob ein Wiederladen noch zeitlich sinnvoll, bzw. finanziell lohnend ist, aber das soll jeder für sich selbst entscheiden. Würde ich die Shadow 2 z.B. auch für das IPSC-Schießen nutzen wollen, dann sähe die Bilanz durch den zu erwartenden hohen Durchsatz an Munition schon anders aus. Abgesehen davon: Das Tüfteln nach der geeigneten Laborierung macht mir immer wieder Spass, egal für welche Waffe.
  • Die Shadow 2 bietet mit Ihrer Picatinny-Schiene unterhalb des Laufs Potential für weitere Anbauteile, mal schauen, auf was für Ideen ich noch komme… 😊

Marvin besitzt schon seit Längerem eine CZ 75 Shadow SP01, die meines Wissens nach auch ein Abzugstuning von Oschatz aufweist. Diese Pistole konnte ich bereits öfter probeschießen und ich hatte nichts daran auszusetzen. Das hat natürlich auch zu meiner Kaufentscheidung beigetragen, mir das Nachfolgemodell zuzulegen. Das bei meiner Waffe nicht vorhandene Abzugstuning vermisse ich nach ca. 400 Schuss, die mittlerweile durch sind, überhaupt nicht. Allgemein würde ich die Shadow 2 auch einem Anfänger empfehlen. Der Anschaffungspreis und die niedrigen Folgekosten für Munition sind einfach ein unschlagbares Argument für eine Großkaliber-Waffe.

Im Netz habe ich zu der Shadow 2 zwei ausführliche Berichte von All4Shooters gefunden, die ich hier verlinken möchte. Der erste Link bietet eine sehr gute Beschreibung der Waffe mit Übersicht der verfügbaren Varianten . Hilfreich ist außerdem die Auflistung der geschossenen Streukreise mit einigen wenigen Munitionstypen. Wer zu den verschiedenen Laborierungen detailliertere Infos über Streukreise haben möchte, kommt an den dort erwähnten Artikeln der Zeitschrift „Visier“ wohl nicht vorbei.

CZ 75 Shadow Line

Der zweite Link führt zu einem Bericht über die Verwendung beim IPSC.

CZ Shadow 2 IPSC

Nachteile

Die gibt es, wenn für mein Empfinden auch nur sehr wenige. Sie sind für mich aber eher vernachlässigbar, weil ich sie zu meiner Zufriedenheit bereits in den Griff gekriegt habe:

  • Erwähnenswert ist für mich das Gewicht der Waffe. Es stellt für mich genaugenommen aber kein Nachteil dar, im Gegenteil. Wie oben bereits geschrieben, ist Masse nach wie vor ein hervorragender Rückstoßdämpfer und ich persönlich komme sehr gut damit klar. Die Pistole ist aber schon spürbar schwerer als z.B. meine Les Baer 1911 und es mag sein, dass man generell eine leichtere Waffe bevorzugt. Selber testen heißt hier also die Devise.
  • Zwischen Schlitten und Griffstück ist ein sehr leichtes Spiel bemerkbar (vielleicht 0,1 bis 0,15 Millimeter?). Wie gesagt, bewegt man sich mit der Waffe auch nicht im hochpreisigen Segment der Pistolen, in dem dieses Spiel eher nicht mehr vorhanden ist. Mein Händler meinte bei Übergabe: „Erwarten Sie keine hochpräzise Waffe.“ Trotzdem bin ich mit der Schussleistung sehr zufrieden und liefere weiter unten auch Schussbilder dazu. Übrigens: Das Spiel an meiner Les Baer empfinde ich mittlerweile – nach ca. 8000 Schuss – als gleich groß und bin nach wie vor überzeugt von dieser Waffe. Auch hierzu gibt es weiter unten ein Schussbild zum Vergleich.
  • Die CZ 75 Shadow 2 hat ab Werk leider keine Mikrometervisierung für die Seitenverstellung, sondern nur für die Höhe. Eine Seitenjustage ist hier also leider etwas aufwendiger, da die Kimme recht stramm in ihrer Nut sitzt.

Da eine Seitenverstellung bei meiner Shadow 2 notwendig war, möchte ich nachfolgend noch beschreiben, wie ich die Sache gelöst habe:

Kimme vermessen

Das Schussbild lag bei mir auf einer Entfernung von 25m ca. 2-3cm außermittig links. Ich will nicht bestreiten, dass ein antrainierter Abzugsfehler ebenfalls an dieser Abweichung beteiligt war, aber dafür ist das Einstellen ja gedacht. Da ich nicht ewig Nachjustieren wollte, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, die Position der Kimme zu vermessen, um von deren Verschiebung in Verbindung mit der neuen Trefferlage dann auf eine Abhängigkeit schließen zu können. Das war erstmal gar nicht so einfach, weil meine Wahl auf einen Messschieber mit Tiefenmessdorn fiel und ich am Pistolenschlitten keine geeigneten Kanten und Flächen fand, mit denen ich zuverlässig und wiederholgenau kleinste Abstände zur Kimme hin ermitteln konnte.

Bei Mikrometervisierungen ist ein Verstellen ja vergleichsweise einfach, denn die „Schrittweite“ der Verstellung ist meist durch einen „Klick“ spürbar. Das Resultat wird auf der Scheibe dann schon nach wenigen Schüssen sichtbar. Bei einer durchgehenden Nut wie bei der Shadow 2 wollte ich mir also durch Nachmessen zu einem Fixpunkt behelfen, so hätte ich die Kimme im Zweifelsfall auch wieder ein gewisses Stück zurückstellen können, ohne ständig im Dunkeln zu tappen. Nachjustieren zuhause und Probeschießen auf dem Stand im Wechsel haben das in diesem Fall letztendlich ein bischen in die Länge gezogen…

Ich habe mir schließlich mit einer Fühlerlehre und einem Dentalwerkzeug, das ich für die Reinigung von schwierigen Stellen nutze, weitergeholfen. Die Fühlerlehre habe ich an der Kimme angelegt und mit dem Dentalwerkzeug dann quasi den Übergang zum Schlitten ertastet. Wenn das ohne spürbaren Absatz möglich war, hatte ich mein gesuchtes Abstandsmaß anhand der Dicke der Fühlerlehre. Ich habe das Mass vorsichtshalber auf beiden Seiten der Kimme vermessen.

Kimme justieren

Fest stand, dass ich die Kimme der Pistole nach rechts verschieben musste. Bei meiner Waffe war der Abstand zwischen Schlittenfläche und Kimme auf der rechten Seite um 0,1mm größer, als auf der linken Seite (Die Kimme war folglich um 0,1mm über die Mitte nach links verschoben). Um den oben beschriebenen Versatz des Schussbilds von „2-3cm links“ auf 25m zu korrigieren, war bei meiner Shadow 2 letztendlich eine Verschiebung der Kimme um 0,2mm nach rechts notwendig (Endposition war dann 0,1mm nach rechts über Mitte).

Die Einstellungen von Kimme und Korn folgen dabei immer dieser Logik:

Kimme verschiebbar, Korn fest (so auch bei der Shadow 2)
  • Einschussloch liegt links: Kimme ist nach rechts zu stellen
  • Einschussloch liegt rechts: Kimme ist nach links zu stellen
  • Einschussloch liegt oben: Kimme ist tiefer zu stellen
  • Einschussloch liegt unten: Kimme ist höher zu stellen
Kimme fest, Korn verschiebbar
  • Einschussloch liegt links: Korn ist nach links zu verstellen
  • Einschussloch liegt rechts: Korn ist nach rechts zu verstellen
  • Einschussloch liegt oben: Korn ist höher zu stellen
  • Einschussloch liegt unten: Korn ist tiefer zu stellen

Für das Verschieben der Kimme sind auf ihrer Oberseite zunächst die beiden Klemmschrauben zu lösen.

Anschließend habe ich die Waffe mit einem Kunststoffkeil (hier zum Verlegen von Laminat) unterlegt und dann mit einer Schraubzwinge (mit Schutzkappen!!!) am Tisch fixiert.

Zum Treiben der Kimme hätte ich gerne wieder einen Stab aus Kunststoff genommen, der stand aber leider nicht zur Verfügung, also habe ich 10mm Rundstahl dafür verwendet. Um die Brünierung nicht zu beschädigen, habe ich doppelseitiges Klebeband auf die Kimme geklebt und die Schutzfolie nicht abgezogen (gerne auch mehr als nur eine Schicht verwenden). Die Aktion verlief gut, ohne Spuren an der Waffe zu hinterlassen. Die Klemmschrauben der Kimme sind danach wieder anzuziehen.

Und hier sind die erwähnten Schussbilder mit der Waffe, allesamt 20 Schuss auf 25m:

Schussbild CZ 75 Shadow 2 auf 25m

Les Baer 1911 auf 25m am gleichen Tag:

Schussbild CZ 75 Shadow 2 auf 25m mit Irisblende

Die Ladedaten gibt es dazu natürlich auch:

Achtung! Es wird keine Garantie für die Richtigkeit der Wiederladedaten übernommen – Wiederlader handeln auf eigenes Risiko!

  • Hülse: S&B
  • Pulver: 4,0 gr. Vihtavuori N320
  • Geschoss: H&N HP HS, 125 gr.
  • Zünder: Magtech 1 1/2″
  • OAL: 28,4mm

Picatinny-Montageschiene für 1911er, Teil 2

Wie angekündigt, habe ich das Thema weiterverfolgt und einen Prototypen fräsen lassen, der nur die wichtigsten Bohrungen beinhaltete. Da ich auf weitere Verstiftungen oder sonstige Befestigungen verzichten wollte, musste das Abstandsmaß für die beiden Bohrungen zur Befestigung der Griffschale so gewählt sein, dass sie sich perfekt mit den beiden Gewindebuchsen der Griffschrauben decken. Ich war echt überrascht, dass der Prototyp bereits das perfekte Maß aufwies: Sowohl der Prototyp, als auch die spätere fertige Montagebrücke passen spielfrei an das Griffgehäuse! Um sie abzuziehen, sind sogar beide Hände notwendig, damit es nicht zum ungewollten Verkanten kommt.

Prototyp

Wie auch zuvor, habe ich auf der Rückseite hochwertiges Doppelseitiges Klebeband aufgeklebt, von dem ich die Trennfolie nicht abgezogen habe. So vermeide ich, dass die Brünierung der Waffe im Laufe der Zeit unter Umständen doch etwas abgetragen wird, sollte sich im Schuss etwas bewegen oder aneinander reiben.

Auf ausreichend Spielraum zu angrenzenden Bauteilen habe ich geachtet: An meiner 1911er kann ohne weiteres das serienmäßige Korn und die Bo-Mar-Visierung montiert bleiben.

Um das System auch im Schuss testen zu können, habe ich mir diesmal ein Docter-Sight II („plus“ oder „C“ ist aktuell nicht bekannt) mit 7 MOA-Dot ausgeliehen. Marvin´s Burris Fast Fire III musste ich wieder zurück geben.

Kleiner Exkurs:

Das Docter-Sight (jetzt Noblex) ist für mich das erste Reddot überhaupt, bei dem ich den Rotpunkt nicht ausgefranst sehe! Ich war von dem 7-MOA-Punkt schon sehr begeistert, habe aber gemerkt, dass die Variante mit 3,5-MOA-Punkt noch heller leuchtet und somit zum Schießen auf Ziele mit Tageslicht (oder in Hallen mit starker Zielbeleuchtung) für mich besser geeignet ist . Zum Schießen mit einer Kurzwaffe wird eher das Rotpunktvisier mit größerem Punkt empfohlen, für Langwaffen entsprechend eher das mit 3,5-MOA-Punkt. Da LW ja häufiger auf größeren Distanzen eingesetzt werden, würde der größere Punkt dann höchstwahrscheinlich zu viel von der Zielmitte verdecken. Das Schießen mit Kurzwaffen und 3,5-MOA-Punkt ist aber auf Distanzen von 25m immer noch sehr gut möglich. Ich werde mir ein solches zulegen und habe dann immer noch die Möglichkeit, es auf der LW zu montieren.

Um die Montagebrücke anbringen zu können, muss bei meiner Les Baer Premier II der rechte Sicherungsflügel entnommen werden. Kein wirklicher Aufwand, denn das Teil ist nur hinein gesteckt. Da ich für die linke Seite bisher noch keine zweite Alu-Griffschale hab´ anfertigen lassen, ist dort wieder die alte aus Holz montiert.

Das Aufwurffenster ist der Vorlage nachempfunden und weist auch nach ca. 250 Schuss keinerlei Spuren von Kollision mit ausgeworfenen Hülsen auf.

Ihr wolltet Spass…

Natürlich habe ich die Montagebrücke mit Reddot auch noch mit dem Anschlagschaft kombiniert!

Die Präzision, die man erreichen kann, wenn man konzentriert schießt, ist bemerkenswert! Beim ersten Schussbild auf 25m habe ich zügig geschossen, beim zweiten auf 15m habe ich mir mehr Zeit gelassen.

25m, 25 Schuss

15m, 20 Schuss

Anschlagschaft für Colt 1911, Teil 3

Was das Projekt „Anschlagschaft“ angeht, bin ich endlich am Ende angelangt und möchte hier kurz das Endergebnis präsentieren.

Nach nur einem Prototypen habe ich das Design radikal geändert, sodass jetzt wirklich nur noch das Nötigste vorhanden ist: Keine Längenverstellung und keine Wangenauflage mehr. Der Anschlagschaft besteht lediglich noch aus der PRS-2-Schaftkappe von Magpul, einer massiven Alustrebe, der Kontermutter aus Stahl und dem verlängerten Hauptfedergehäuse, ebenfalls aus Stahl. Letzteres geht spielfrei in das Griffstück der 1911er, die Einpassarbeiten mussten dafür erstmalig durch Handarbeit erledigt werden. Das ermittelte Fertigmass wurde für Nachfertigungen dann in die Konstruktionsdateien übertragen.

Dadurch, dass in beide 1911er-Modell „Government“ und Commander“ das gleiche Hauptfedergehäuse im Griffstück verbaut ist, kann der Anschlagschaft somit natürlich auch für beide Modelle verwendet werden. Er ist im Hauptfedergehäuse bereits mit allen Einzelteilen für das Spannen des Abzugs ausgerüstet (siehe nachfolgendes Bild) und wird lediglich durch einen einzigen Sicherungsstift gehalten. Alle auftretenden Rückstoßkräfte werden durch Nut und Feder des Hauptfedergehäuses, bzw. der Griffstücks aufgenommen und wie bei einer Langwaffe über den Schaft in die Schulter eingeleitet.

Der Anschlagschaft bietet schon jetzt eine erhebliche Unterstützung beim Zielen mit Kimme und Korn. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich ihn zusätzlich mit der eigens für die 1911er konstruierten Picatinny-Montage kombinieren.

Irisblenden-Aufkleber

Vor einiger Zeit habe ich beim Stöbern im Online-Shop von Frankonia eine interessante Schießbrille gesehen. Die meisten sehen heutzutage ja taktisch-cool aus, aber diese hatte eine raffinierte Eigenschaft: Eine ihrer Gläser war mit einem Lochmuster gerastert. Sinn und Zweck der gar nicht teuren Brille (ich meine, der Preis lag bei ca. 30 Euro) war, eine Irisblende zu immitieren. Leider war die Brille ausverkauft, sonst hätte ich sie mal ausprobiert. Für diejenigen, die bisher noch nie mit einer Irisblende geschossen haben, eine kurze Info zur Funktionsweise: Für das Auge ist es nicht möglich, beim Schießen sowohl Kimme und Korn, als auch das Ziel scharf zu sehen. Mit einer Irisblende – die nichts Anderes als eine Lochblende ist – gelingt dies aber doch. Einen kleinen Nachteil hat das Ganze dann aber doch noch: Die gewonnene Sehschärfe in der Distanz geht zu Lasten der Helligkeit und wie ich meine gelesen zu haben, auch ein wenig zu Lasten der Farbsehtauglichkeit. Letzteres hat sich bei mir jetzt noch nicht so gezeigt, aber das Manko mit der verminderten Helligkeit kann ich bestätigen.

Nun habe ich mich an einen Schützenkollegen erinnert, der mal erwähnt hat, dass er sich einen Plotter zugelegt hat, es handelt sich übrigens um das Modell „Cameo 4“ der Marke Silhouette. Da lag es auf der Hand, sich von ihm mal eine selbstklebende Rasterfolie für die eigene Schießbrille anfertigen zu lassen.

Bei meiner Schießbrille handelt es sich um das Modell „Alpha“ von DAA, seinerzeit bei sportshooter.de gekauft. Sie kommt im Set mit einigem an Zubehör und zusätzlich 5 verschiedenen Wechselgläsern – da fällt es leicht, ein Wechselglas mal temporär für ein Experiment zu verwenden. Für die Rasterfolie habe ich mir ein kreisrundes Lochmuster und ein lineares Lochmuster ausgesucht, beide jeweils als Variante mit Löchern 1,5mm und 2,0mm im Durchmesser. Beim Abziehen einer der fertigen Folien habe ich beim Durchschauen bereits gemerkt, dass die kleinen Löcher derart eng beieinander lagen, dass ich meine komplette Umgebung sehen konnte und keinesfalls den Effekt einer Lochblende hatte. Also habe ich eine der Folien auf dem Träger geopfert und nur ein kleines Stück herausgeshnitten. Das habe ich dann auf eines der Lochmuster geklebt, damit dort alle geplotteten Löcher beim Abziehen des Aufklebers erhalten bleiben. Lediglich jenes in der Mitte habe ich dann letztendlich entfernt. Ich habe mich zunächst für das kreisrunde Lochmuster mit Löchern im Durchmesser 2mm entschieden.

Das bleibt übrig, wenn man die die Folie einfach so vom Träger abziehen würde:

Ein wesentliches Problem ergibt sich bei der Verwendung einer Klebefolie, denn es ist recht schwierig, die exakte Position der Lochblende, bzw. der Pupille auf dem Brillenglas zu bestimmen. Ich verweise hier mal kurz auf meine klappbare Irisblende von Gehmann, seinerzeit ebenfalls bei Frankonia gekauft. Neben der verstellbaren Irisblende besteht hier zusätzlich die Möglichkeit, die Blende durch einen Exzenter auf die Pupille auszurichten. Mit etwas Geduld kann so eine perfekte Einstellung auf das Auge erfolgen. Hier besteht wiederum der Nachteil, dass genau dieses Modell der Irisblende – einmal auf das Auge justiert – immer exakt an der gleichen Position auf der Brille montiert werden sollte. Bei meiner Brille mit stark gekrümmten Gläsern und einer ordentlichen Schutzkante am oberen Rand ist das ein schwieriges Unterfangen, da ich mich damals für eine Variante mit gefederten Klemmen entschieden habe. das Problem besteht bei einer ausgewiesenen Schießbrille mit fest installierter Irisblende natürlich nicht; der obere Brillensteg ist hier dann quadratisch im Profil, daran kann man jegliches Zubehör mit einer Schraube festklemmen, ohne dass sich etwas löst. Der experimentelle Aufkleber hat jetzt natürlich den Vorteil gegenüber der Version mit Federklemme, dass er an der festgelegten Position fixiert bleibt – aber die für die Pupille korrekte Position zu finden, bleibt erstmal Glück.

Alle nachfolgenden Schussbilder sind mit meiner 1911er von Les Baer auf 25m entstanden, der Haltepunkt war stets Mitte-Mitte.

25 Schuss, 25m indoor

Die Tefferdichte ist gut und dafür, dass ich nicht lange gezielt habe, bin ich damit richtig zufrieden. Ich hätte ein ähnliches Schussbild auch unter normalen Umständen mit Kimme und Korn hingekriegt (da ich mich nicht für den schlechtesten Pistolenschützen halte) aber ich hätte mit Abstand wesentlich länger dafür benötigt. Das Schussbild zeigt mir jedenfalls, dass die Folie Ihren Zweck erfüllt. Ich habe im Anschluss daran versucht, durch Auswahl eines anderen „Gucklochs“ auf der Folie, das Schussbild zu verlagern. Es lag zu hoch und zu weit links, sodass ich das nächstliegende geplottete Loch in genau diese Richtung (Blickrichtung durch die Brille) also links oben freigemacht habe. Jenes in der Mitte wurde mit einem „Reservepunkt“ wieder zugeklebt.

Die zweite Serie ergab dann dieses Schussbild:

25 Schuss, 25m indoor

Ohne weitere Veränderungen an der Brille oder der Folie entstand schließlich noch folgendes Schussbild, diesmal allerdings auf einem Schiessstand bei Tageslicht.

20 Schuss, 25m outdoor

Diese Trefferdichte gefällt mir schon wesentlich besser! Ich werde als Nächstes mal die Postition der Lochblende auf dem Brillenglas vermessen und mir einen weiteren Aufkleber plotten lassen. Dieser neue Aufkleber wird dann nur noch ein einziges Loch besitzen und in seiner äußeren Form kreisrund sein. Wenn der äußere Durchmesser nicht allzu groß wird, kann man ihn auch so auf das gekrümmte Brillenglas kleben, dass keine hässlichen Falten entstehen (siehe oben) und trotzdem genügend vom Sichtfeld abgeklebt wird. Ich werde besagtem Schützenkollegen eine neue Zeichnung zukommen lassen und ihn bitten, mir seine Vektor-Datei zur Verfügung zu stellen. Auf einer DIN A4-Seite sollten dann Kreis- und Linearmuster sowie kleine „Ersatzpunkte“ zum Ermitteln der Pupillenposition enthalten sein, zusätzlich aber auch der finale kreisrunde Aufkleber. Wenn alles klappt, wird die Datei dann hier und in der Rubrik „Downloads“ zur Verfügung stehen.

So, der Aufkleber ist fertig, er wurde gemustert und füllt nun eine komplette DIN A4-Seite.

Um die gewünschte Klebeposition auf dem Brillenglas besser anpeilen zu können, hat der Aufkleber am Rand nun einige Markierungen bekommen. Mir ist allerdings etwas Besseres eingefallen: Ich habe das ehamalige Loch – das es mit neuem Aufkleber auch wieder werden soll – einfach wieder mit einem Punkt zugeklebt, genau an der Spitze des Dental-Werkzeugs.

Der große Aufkleber wurde entfernt, die kleinen Punkte blieben natürlich kleben… Sie wurden – natürlich bis auf den zuletzt aufgeklebten – mit dem Fingernagel einfach abgekratzt und haben dabei leider Schlieren vom Klebstoff hinterlassen. Diese Schlieren konnten mit etwas Spiritus, einem Wattestäbchen und einem Reinigungspatch dann restlos entfernt werden. Übrig blieb ein einzelner Punkt, den ich durch den neuen Aufkleber sehr gut anpeilen konnte.

Dazu habe ich wegen des erhöhten Kontrasts einfach ein Reinigungspatch auf mein Bein gelegt und das Brillenglas darüber platziert. Anschließend hatte ich beide Hände frei, den neuen Aufkleber mit seiner Mitte direkt auf dem Punkt zu platzieren. Der neue Aufkleber wird nur bis zur Hälfte aufgeklebt, denn der Punkt muss ja noch weg. Nochmal Spiritus, Wattestäbchen und Patch und der neue Aufkleber kann ganz angedrück werden. Da er kleiner ist, wirft er auf dem gekrümmten Glas auch keine hässlichen Falten mehr.

Die beiden Plotter-Dateien könnte Ihr direkt hier herunterladen, sie befinden sich im nachfolgenden Zip-Ordner. Der Dateityp ist „.svg“.

Zum Download hier klicken!

Anschlagschaft für Colt 1911, Teil 2

Die Anfertigung des Prototypenschafts hat diesmal leider sehr lange gedauert, obwohl die Anzahl der zugehörigen Teile doch recht überschaubar ist. Es geht halt leider nicht immer alles nach Plan…

Der Zusammenbau war recht einfach, ich verweise nochmal kurz auf den ersten Beitrag zum Anschlagschaft, in dem ich durch die CAD-Software schonmal einen Ausblick auf dessen späteres Aussehen gewährt habe:

Nach dem Zusammenbau hat sich recht schnell heraus gestellt, dass die verstellbare Wangenauflage zwar ein gut gemeintes Feature war, aber durch Ihre Lage für den Schützen leider nur durch eine Verrenkung zu erreichen ist. Ich hatte mich damals zu sehr an der Konstruktion für den taktischen Schaft des Schwedemausers orientiert und dabei völlig außer Acht gelassen, dass die Körperhaltung bei Benutzung einer Kurzwaffe eigentlich eine ganz andere ist: Bei der Langwaffe ist der Ellenbogen der Schusshand meist hinter der Schulter oder zumindest auf deren Höhe. Man hat dadurch die Möglichkeit, den Oberkörper nach Vorne zu verlagern und legt den Kopf ganz anders ab, als beim Schießen mit der Kurzwaffe. Wenn überhaupt, dann bei Benutzung einer Kurzwaffe direkt an der Schulter der Schießhand, da zum Zielen meist beide Arme nach vorne gestreckt sind. Die Teile wurden also wieder demontiert und der komplette Anschlagschaft so mit auf den Schiessstand genommen, wie im Beitragsbild zu sehen ist. Nachfolgend nochmal:

Beim Schießen hat sich dann schnell heraus gestellt, dass die Körperhaltung im Anschlag noch bequemer sein könnte: Die Langlochfräsung mit dem innen liegenden Nutenstein, die eine Höhenverstellung der Schaftkappe ermöglicht (rechts im oberen Bild), müsste eigentlich im oberen/äußeren Bereich sein, da die Visierung der Pistole noch leicht zu tief lag. Ich musste zum Schießen an diesem Abend also den Kopf etwas einziehen…

Hier die Schussbilder auf den verschiedenen Distanzen:

15 Schuss, Distanz 10m

15 Schuss, Distanz 15m

15 Schuss, Distanz 20m

15 Schuss, Distanz 25m

Hier und da sind natürlich Ausreißer dabei. Ich habe recht zügig geschossen und nicht in Präzisionsmanier für jeden Schuss ausgeruht und neu angelegt. Man merkt sofort, dass man mit Waffe inklusive Anschlagschaft nun erheblich ruhiger zielen kann. Der entstehende Rückstoß wird natürlich komplett von der Schulter aufgenommen. Wer viel trainiert, ist natürlich imstande, die oben gezeigten Schussbilder auch ohne den Anschlagschaft zu reproduzieren, ich will ihn hier auch nicht als ultimatives „Must-Have“ preisen. Aber es freut mich, dass die Umsetzung der Idee so gut geklappt und sich der Nutzen des Anschlagschafts auf Anhieb gezeigt hat!

Künftige Verbesserungen

Eine Verbesserung habe ich schon einen Tag nach der Erprobung auf dem Schiessstand im CAD konstruiert. Über eine Kombination mit einem kleinen Aufnahmewinkel kann künftig die Wangenauflage sehr nahe an der Schaftkappe montiert werden – dort wo man sie auch bequem mit dem Kopf erreichen kann. Im darauffolgenden Design ist dann die in der Schaftkappe vorhandene Langlochfräsung mitsamt dem Nutenstein entfallen. Es gibt jetzt nur noch eine einzige Gewindebohrung, die die lange Schaftstrebe aufnimmt und den kleinen Winkel gleich mit fixiert. Diese Gewindebohrung habe ich im Schaft vorab bereits selbst gefertigt und festgestellt, dass die Körperhaltung beim Anvisieren nun so bequem ist (ganze 30mm habe ich an Höhe gewonnen), dass die Wangenauflage auch komplett entfallen kann. Es wird in absehbarer Zeit also noch einen dritten Beitrag zum Anschlagschaft geben, der dann hoffentlich das letzte Design zeigt. Die Einzelteile werden dann bereits schwarz eloxiert sein, sodass sich ein einheitliches Bild mit der 1911er ergibt. Als Endkappe dient übrigens das Modell PRS2 von Magpul in der langen Version.

Zum dritten und letzten Teil des Beitrag, bitte hier klicken.