Rettet den Schweden! Teil 5 – Bettung Nr. 3+

Mit dem Ergebnis aus Teil 4 der Serie sind zwei Dinge klar:

  1. Die Bettung ist immer noch mittelmäßig, die Schwergängigkeit des Verschlusses eine Zumutung (auch wenn ein Teil davon ganz klar dem Abzug zuzuordnen ist)
  2. Das Pulver spielt eine größere Rolle als gedacht, auch wenn sich dieser Verdacht nach den Ergebnisses des Kollegen schon früher hätte aufdrängen sollen.

Für Punkt 1 wird für den nächsten Ausflug auf die Schießbahn eine Misch-Ansatz gewählt: hintere Systemschraube nur locker mit der 10er Nuss und den Fingern anziehen, vordere Systemschraube mit den 7 Nm anziehen und den barrel block einsetzen. Das Ergebnis ist ein Verschluss der sich im eingebauten Zustand des Systems beinahe genau so gut schließen lässt wie im  ausgebauten Zustand ohne jegliche äußere Krafteinwirkung. Dafür tritt jetzt in der Wahrnehmung der Abzug noch stärker nach vorne. Überfahren des Sear (amerikanischer Timney Abzug für den 96er, da heißt das so ;)) aus der geschlossenen in die offene Stellung ist ein Kraftakt, der Kraftaufwand für das Spannen der Feder ist auch nicht zu verachten. Hier wird noch etwas überarbeitet werden müssen.

Da nicht klar ist, ob der Schwedenmauser jemals vernünftig schießt, wird eine Tikka T3x Varmint als potentieller Nachfolger im Kaliber 6,5×55 auserkoren. Da diese lediglich über einen 600 mm langen Lauf verfügt, wird über Quickload ein Pulver ausgewählt, dass auch aus dieser Lauflänge 830+ m/s für die 140 gr Hornady BTHP Geschosse in .264″ liefert. Die Wahl fällt auf Vihtavuori N550.

Für den folgenden Ausflug zur Schießbahn werden einige Schuss mit der bekannten Lovex S065 Ladung geladen sowie weitere mit N550, gleiche Pulvermenge und Patronenlänge. Dazu kommen noch einige Schuss 6,5×55 mit N160 vom Kollegen.

Die ersten Ergebnisse sind wieder mal enttäuschend bis grauenhaft. Alle gezeigten Gruppen wurden so vermessen, dass die 2 am weitesten entfernten Löcher abzüglich Kaliber angegeben sind. Angabe ist nicht der Durchmesser des Kreises über alle Einschusslöcher!

Gruppe mit S065, nicht der Rede wert:

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Gruppen N160, durchwachsen:

Gruppen N550, auch nicht besser:

Da die geschossenen N160 und N550 Laborierung im Schwedenmauser des Kollegen gute Ergebnisse liefern, wird kurzerhand das einzige, was die beiden Gewehre jetzt noch wesentlich unterscheidet auf meinen Schwedenmauser montiert: Der Schwedenmauser des Kollegen verfügt über ein Sightron ZF statt des TacVector ZF und durch die Montage auf dem Schaft mittels der Picatinny-Brücke, ist der Umbau auf meinen Schweden-Schaft eine Sache weniger Minuten.

Gruppe N550 aus Patient Schwedenmauser mit „implantiertem“ Austausch ZF:

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Die letzten 6 Schuss der Laborierung mit dem neuen Pulver N550 liefern ein wahnsinnig gutes Schussbild. Bei der Scheibenbeobachtung auf 100 m wird vor dem Einholen davon ausgegangen, das nur 2 Löcher vorhanden sind und der Rest sich wieder sonst wo verteilt hat.

Diese Gruppe mit 6 Schuss lässt doch sehr hoffen und so geht es nun, mit neuen Patronen mit gleicher Laborierung, demnächst wieder auf den Schießstand um zu prüfen, ob das Zielfernrohr jetzt noch der wesentliche Teil des Problems ist.

Remington 700 wird ein Bullpup: Teil 2 – Überlegungen zum Konzept

Bullpup-Gewehre, also solche, deren System/Magazin hinter dem Griff/Abzug sitzt, faszinieren mich schon lange. Die Idee einer kurzen Gesamtlänge, bei gleichzeitig verhältnismäßig langem Lauf, spricht dabei für sich.

Natürlich bringt das System auch Nachteile mit sich, vor allem was die Benutzbarkeit durch Rechts- und Linkshändern angeht bzw. der Wechsel zwischen dem Schießen mit starker und schwacher Hand. Für halbautomatische Gewehre (FAMAS, SA-80, Steyr AUG, IWI Tavor, Desert Tech MDR, Kel-Tec RDB und RFB usw.) stellt sich in diesem Zusammenhang natürlich besonders die Frage des Hülsenauswurfs. Dabei gibt es zum Teil hervorragende Ingenieurs-technische Lösungen.

Leider sind diese, abgesehen vom Steyr AUG Z Sport, für Sportschützen in Deutschland keine Option. Vor einiger Zeit hatte ich allerdings die Gelegenheit, das Kel-Tec RFB eines Jägers mit Schalldämpfer und Unterschall-Munition auf 300m zu schiessen, einfach traumhaft. Abgesehen vom Geschossabfall natürlich!

Während der Konzeptentwicklung für die Remington 700 als Bullpup habe ich mich intensiv mit bestehenden Bullpup-Repetierbüchsen beschäftigt. Wenn diese nicht mit solch heftigen Preisschildern versehen wären, hätte ich wahrscheinlich einfach ein solches gekauft. Allerdings war das nicht im Budget. Aus dieser Phase ergaben sich sowohl ein Pflichtenheft für das Gewehr als auch Hürden, die es durch die Konstruktion zu meistern galt.

Pflichtenheft & Hürden:

  1. Gesamtlänge nicht größer als 42″ / 106 cm (Damit es in den Peli 1720 passt)
  2. max. mögliche Lauflänge
  3. Magazin
  4. vernünftiger Abzug
  5. gute Ergonomie (LOP / Abstand Magazin & Griff)
  6. Der Kammerstängel sitzt bei (als solche entwickelten) Bullpup-Repetierern direkt hinter den Verriegelungswarzen, für einen möglichst ergonomischen / „normalen“ Repetierweg.
  7. Der ausgewählte Lauf (siehe Teil1) wiegt 3,9 kg und soll nicht ausschließlich am kurzen Systemgewinde aufgehängt werden.

Lösungen:

  • Bei vollständig zurückgezogenem Verschluss ergibt sich mit dem 28″ / 71cm Lauf eine Gesamtlänge von knapp 100cm.
  • Ein Airsoft HK417 Magazin wird zu einem einreihigen 10er Magazin umgebaut.
  • der Remington Abzug wird durch einen Timney Tactical ersetzt. Dieser besitzt ein sehr einfach demontierbares Abzugszüngel und kann daher, aufgrund fast halbierter Bauhöhe, einfacher im Schaft versteckt und besser angesteuert werden.
    Timney_Tactical_trigger
    Copyright © 2018 Timney Triggers

     

  • Die Festlegungen in Bezug auf Abstände / Ergonomie wurden auf Basis eines Vergleichs verschiedenster Bullpup-Gewehre und der entsprechenden LOPs und Magazinabstände getroffen.
Modell length of pull [mm] Abstand Magazin-Griff [mm]
DSR-precision DSR 1 421 44
desert tech SRS A1 395 37
Bor (Polen) 476 68
Walther WA-2000 340
Steyr AUG 400 64
FAMAS 384 62
VHS-2 (Kroatien) 414 65
IWI Tavor 406 78
Kel-Tec RDB 370 58
SA-80 / L85 414 61
Festlegung 400 60
  • Durch den Büchsenmacher wurde der vorhandene Kammerstängel abgefräst und im verbliebenen Stummel ein Gewinde M6 eingebracht. Mit diesem wird eine System-umgreifende Hülse mit dem Verschluss verbunden und an dieser, auf Höhe des vorderen Endes der Systemhülse, der neue Kammerstängel angebracht.
  • Da ähnlich lange und schwere Läufe oft bei F-Class, Benchrest bzw. Rail-Guns zum Einsatz kommen, habe ich mich mit den dort typischen Methoden zur Befestigung des Laufes / Systems bzw. der Bettung im Schaft beschäftigt. Hier wird oftmals auf massiv schwere und große Systemhülsen, welche die Remington Hülse im Vergleich eindeutig nicht ist, zurückgegriffen. Da dies keine Option war, bliebt noch die eines Barrel-Blocks. Dieser kommt vor allem bei Rail Guns zum Einsatz und umschließt den Lauf ab der Systemhülse für eine Länge von typischerweise 6″ / 150mm. Der Block ist geteilt oder geschlitzt und klemmt den Lauf in einer runden Bohrung oder V-Aussparung ein. Oftmals ist zwischen Lauf und Block noch eine Kunststoff-Hülse eingebaut.
    Mit der Verwendung des Barrel-Block können hier gleich mehrere Probleme gelöst werden: das Gewinde in der Systemhülse wird entlastet, die Montage / Konstruktion der umgreifenden Hülse wird einfacher, die ZF-Montageschiene kann in passendem Abstand zur Schulteranlage montiert werden und die frei schwingende Länge des Laufes wird nahezu auf das, aus dem Houston Warehouse überlieferte, Optimum von 21 3/4″ reduziert.

Mehr zur Detailplanung in Teil 3.

Custom Rail Panel

God Mode 4

 

Ich hatte bereits erwähnt, wie sehr ich es bereut habe, nicht noch mehr „Infidel“-Rail Panels aus den Vereinigten Staaten mitgebracht zu haben. Bei dem Versuch, die favorisierten Panels dann nochmals im Internet zu finden, um diese nachzukaufen, dämmerte es mir dann so langsam, dass diese gar nicht mehr aktuell sind, da sie in fast keinem Onlineshop mehr erhältlich waren.

Aus dem Kopf ging mir die Sache trotzdem nicht und es verging noch einige Zeit, bis mir endlich eingefallen ist, dass man die Teile nicht nur durch Spritzgusstechnik, sondern auch mittels 3D-Druckern (Rapid Prototyping) herstellen lassen kann. Dazu sind lediglich wenige Dinge notwendig: Ein mittels CAD-Software erstelltes 3D-Modell und deren Datei im Format „.STL“, sowie ein 3D-Drucker. Die CAD-Software kann bisweilen teuer sein, glücklicherweise steht mir diese schon von Berufs wegen zur Verfügung.

Wäre da noch der 3D-Drucker,  diese sind heutzutage auch schon erschwinglich. Bei meiner Recherche ist mir da besonders der Renkforce von Electronic Conrad aufgefallen, der im Test der „Chip“ ganz gut abgeschnitten hat und den man mit Zubehör von Dremel oder Proxxon auch für Gravuren und leichte Fräsarbeiten nutzbar machen kann.

Wer wie ich das Geld nicht ausgeben möchte, kann sich stattdessen im Internet auf die Suche nach Shops machen, die nach dem Upload solcher Dateien den Druck der Teile übernehmen. Für die Panels kommen dabei zwei Verfahren in Frage: Selektives Lasersintern (SLS) oder das Fused Deposition Modeling (FDM). Letzteres war meine Wahl, dabei wird ein auf einer Rolle aufgewickeltes Kunststofffilament erhitzt und durch eine Düse geleitet. Die Abkühlung erfolgt bald nach dem Auftragen. Dieses Verfahren ist nicht so genau, wie das SLS-Verfahren, aufgrund der äußeren gleichmäßigen Fläche der Panels können diese bei Nichtgefallen aber noch leicht mit feinem Schmirgelpapier nachbearbeitet werden.

 

Prototypen:

Beim ersten Prototyp habe ich ausprobiert, welche Maße meine Funktionsflächen zueinander haben müssen. In diesem Fall saß das Panel leider zu eng auf der Picatinny-Schiene. Also habe ich mit der Lasche gleich noch einen Biegeversuch unternommen und sie abgebrochen.

Custom Rail Panel 1

Übrigens werden die Panels hochkant gedruckt und so sieht man auf den nächsten Bildern weitere maßliche Prototypen mit für den Drucker komplizierten Buchstabengeometrien, verschiedenen Materialien (Linkes Bild, linkes Teil: Colorfabb HT – linkes Bild, rechtes Teil PLA/PHA) und verschiedenen Farben.

Nach einigen Versuchen waren die notwendigen Maße gefunden und das Material PLA/PHA ausgewählt. Wichtig war nur noch, ob die Picatinny-Schiene, auf der das Rail Panel sitzen soll gefräst ist oder ob es sich um ein Strangguss-Profil handelt. Ersteres ist an seinen scharfen Kanten sehr gut zu erkennen, letzteres findet man eher auf Zubehörteilen wie z.B. Picatinny-Risern. Davon abhängig muss bei der Erstellung des 3D-Modells ein einziges Mass angepasst werden.

Das erste brauchbare Rail Panel ist auch gleich ein Tribut an das Computerspiel DOOM.

 

God Mode 3

Betrachtet man die Rückseite, sieht man dort in der Mitte verlaufend eine eher grobe Struktur. Hier wurde eine Stützstruktur für den Nutenstein auf der rechten Seite hinzu gefügt, weil das Panel hochkant gedruckt wurde und die Düse das Material ja nicht in der Luft auftragen kann. Die Stützstruktur wird nach dem Drucken dann einfach weggebrochen. Eine Nacharbeit ist in fast jedem Fall nochmal mit Cuttermesser und Feile notwendig. Möglicherweise könnte diese Nacharbeit beim SLS-Verfahren wegfallen.

Jedenfalls kann man ohne allzu viel Aufwand jede Menge Ideen verwirklichen, wenn man die Basis erst mal konstruiert hat. Dabei spielt es keine Rolle, ob Schriftzüge oder Symbole eingeprägt oder aufgeprägt werden.