Remington 700 wird ein Bullpup: Teil 2 – Überlegungen zum Konzept

Bullpup-Gewehre, also solche, deren System/Magazin hinter dem Griff/Abzug sitzt, faszinieren mich schon lange. Die Idee einer kurzen Gesamtlänge, bei gleichzeitig verhältnismäßig langem Lauf, spricht dabei für sich.

Natürlich bringt das System auch Nachteile mit sich, vor allem was die Benutzbarkeit durch Rechts- und Linkshändern angeht bzw. der Wechsel zwischen dem Schießen mit starker und schwacher Hand. Für halbautomatische Gewehre (FAMAS, SA-80, Steyr AUG, IWI Tavor, Desert Tech MDR, Kel-Tec RDB und RFB usw.) stellt sich in diesem Zusammenhang natürlich besonders die Frage des Hülsenauswurfs. Dabei gibt es zum Teil hervorragende Ingenieurs-technische Lösungen.

Leider sind diese, abgesehen vom Steyr AUG Z Sport, für Sportschützen in Deutschland keine Option. Vor einiger Zeit hatte ich allerdings die Gelegenheit, das Kel-Tec RFB eines Jägers mit Schalldämpfer und Unterschall-Munition auf 300m zu schiessen, einfach traumhaft. Abgesehen vom Geschossabfall natürlich!

Während der Konzeptentwicklung für die Remington 700 als Bullpup habe ich mich intensiv mit bestehenden Bullpup-Repetierbüchsen beschäftigt. Wenn diese nicht mit solch heftigen Preisschildern versehen wären, hätte ich wahrscheinlich einfach ein solches gekauft. Allerdings war das nicht im Budget. Aus dieser Phase ergaben sich sowohl ein Pflichtenheft für das Gewehr als auch Hürden, die es durch die Konstruktion zu meistern galt.

Pflichtenheft & Hürden:

  1. Gesamtlänge nicht größer als 42″ / 106 cm (Damit es in den Peli 1720 passt)
  2. max. mögliche Lauflänge
  3. Magazin
  4. vernünftiger Abzug
  5. gute Ergonomie (LOP / Abstand Magazin & Griff)
  6. Der Kammerstängel sitzt bei (als solche entwickelten) Bullpup-Repetierern direkt hinter den Verriegelungswarzen, für einen möglichst ergonomischen / „normalen“ Repetierweg.
  7. Der ausgewählte Lauf (siehe Teil1) wiegt 3,9 kg und soll nicht ausschließlich am kurzen Systemgewinde aufgehängt werden.

Lösungen:

  • Bei vollständig zurückgezogenem Verschluss ergibt sich mit dem 28″ / 71cm Lauf eine Gesamtlänge von knapp 100cm.
  • Ein Airsoft HK417 Magazin wird zu einem einreihigen 10er Magazin umgebaut.
  • der Remington Abzug wird durch einen Timney Tactical ersetzt. Dieser besitzt ein sehr einfach demontierbares Abzugszüngel und kann daher, aufgrund fast halbierter Bauhöhe, einfacher im Schaft versteckt und besser angesteuert werden.
    Timney_Tactical_trigger
    Copyright © 2018 Timney Triggers

     

  • Die Festlegungen in Bezug auf Abstände / Ergonomie wurden auf Basis eines Vergleichs verschiedenster Bullpup-Gewehre und der entsprechenden LOPs und Magazinabstände getroffen.
Modell length of pull [mm] Abstand Magazin-Griff [mm]
DSR-precision DSR 1 421 44
desert tech SRS A1 395 37
Bor (Polen) 476 68
Walther WA-2000 340
Steyr AUG 400 64
FAMAS 384 62
VHS-2 (Kroatien) 414 65
IWI Tavor 406 78
Kel-Tec RDB 370 58
SA-80 / L85 414 61
Festlegung 400 60
  • Durch den Büchsenmacher wurde der vorhandene Kammerstängel abgefräst und im verbliebenen Stummel ein Gewinde M6 eingebracht. Mit diesem wird eine System-umgreifende Hülse mit dem Verschluss verbunden und an dieser, auf Höhe des vorderen Endes der Systemhülse, der neue Kammerstängel angebracht.
  • Da ähnlich lange und schwere Läufe oft bei F-Class, Benchrest bzw. Rail-Guns zum Einsatz kommen, habe ich mich mit den dort typischen Methoden zur Befestigung des Laufes / Systems bzw. der Bettung im Schaft beschäftigt. Hier wird oftmals auf massiv schwere und große Systemhülsen, welche die Remington Hülse im Vergleich eindeutig nicht ist, zurückgegriffen. Da dies keine Option war, bliebt noch die eines Barrel-Blocks. Dieser kommt vor allem bei Rail Guns zum Einsatz und umschließt den Lauf ab der Systemhülse für eine Länge von typischerweise 6″ / 150mm. Der Block ist geteilt oder geschlitzt und klemmt den Lauf in einer runden Bohrung oder V-Aussparung ein. Oftmals ist zwischen Lauf und Block noch eine Kunststoff-Hülse eingebaut.
    Mit der Verwendung des Barrel-Block können hier gleich mehrere Probleme gelöst werden: das Gewinde in der Systemhülse wird entlastet, die Montage / Konstruktion der umgreifenden Hülse wird einfacher, die ZF-Montageschiene kann in passendem Abstand zur Schulteranlage montiert werden und die frei schwingende Länge des Laufes wird nahezu auf das, aus dem Houston Warehouse überlieferte, Optimum von 21 3/4″ reduziert.

Mehr zur Detailplanung in Teil 3.

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