CZ 75 Shadow 2-Tuning

Ich habe mich vor ca. zwei Wochen sehr spontan dazu entschlossen, nochmal etwas Geld in das Tuning meiner CZ 75 Shadow 2 zu stecken, nachdem ich durch puren Zufall mal die getunte Shadow 2 eines Schützenkollegen schießen durfte. Mit etwas anderen Griffstücken und einem völlig anders konzipierten geraden Abzug lag diese Waffe schonmal sehr gut in der Hand. Das Schussverhalten hat mich dann aber restlos überzeugt! Als längjähriger Schütze einer Les Baer 1911 war der für mich eher späte Umstieg auf das Kaliber 9mm sowieso schon eine spürbare Erleichterung, was den Rückstoß angeht. Aber diese getunte Waffe zu schießen war regelrecht angenehm! Ich weiß kaum, wie ich diesen Unterschied genau beschreiben soll: Da war zum einen der gerade Abzug mit wirklich wenig Vorweg, der zudem nach Überwinden des Druckpunkts auch gar nicht mehr gekrochen ist – Abzug und Trigger-Reset waren außerdem spürbar kürzer eingestellt. Hinzu kommt das gesamte Repetierverhalten der Waffe, das ich als schneller und trotzdem weicher vom Rückstoßverhalten empfunden habe. Ich habe es nicht an Ort und Stelle ausprobiert, aber ich glaube, dass das Schießen von Dubletten damit um einiges einfacher sein könnte.

Lucky Delta

Vom besagten Schützenkollegen habe ich dann freundlicherweise auch die Quelle der Tuningteile erhalten: Lucky Delta aus Schwechat in Österreich.

Zu erreichen ist die Homepage über diesen Link: www.luckydelta.com

Hier ist die vom Schützenkollegen überlieferte Liste seiner damaligen Tuningteile, die Benennung ist heute im Shop der Homepage teilweise etwas anderslautend:

  • SA Trigger Alu, gerade, rot
  • CZ 75 SP 01 Trigger Spring
  • Sear Pin Hartmetall poliert
  • SA Custom-Hammer TS Orange
  • Trigger Pin long
  • Trigger Pin short (Hammer Pin)
  • Hammerfeder 10lbs
  • Zündstiftfeder soft
  • Recoil Spring Federset 11lbs und 13lbs (wobei 11lbs in der Waffe verbaut war)

Practical Shooting solutions

Bis ich die o.g. Infos zu den Einzelteilen erhalten hatte, vergingen allerdings einige Tage, und so habe ich mich vorab schonmal im Internet umgeschaut, wo ich auf folgende Seite gestoßen bin:

www.shooting-solutions.de

Die dort angebotenen Produkte sind allesamt von der Firma Eemann Tech und ich bin mir sicher, dass es mit deren Upgrade-Kits und den vielen Einzelteilen dieses Shops ebenfalls möglich sein wird, zum gleichen Tuning-Ziel zu kommen. Was mir hier besonders positiv aufgefallen ist, ist die Vielzahl von Abzügen für die Shadow 2, die sogar auf verschiedenartige Fingerlängen abgestimmt sind.

Ich habe übrigens mit beiden Shopinhabern telefoniert – teilweise sogar am Wochenende außerhalb der Öffnungszeiten – und kann nur positiv von deren Beratung berichten.

Für den Fall, dass man den Umbau selbst machen möchte, war bei Practical Shooting Solutions zu einem der Eemann Tech-Produkte ein ausgesprochen hilfreiches Youtube-Video verlinkt, dass ich hier ebenfalls verlinken möchte:

Quelle: http://www.youtube.com , Herausgeber: Eemann Tech

Meine Bestellliste

Entschieden habe ich mich für den Shop von Lucky Delta, weil durch das Schießen mit der Waffe des Schützenkollegen einfach schon der Schalter bei mir umgelegt war, ich wollte keine andere Erfahrung mehr machen.

Ein wichtiger Hinweis noch vorab: Die nachfolgenden Teile machen aus meiner Waffe eine SA-Only-Waffe! Wer das nicht haben möchte, kann sich bei Lucky Delta einen entsprechenden anderen Custom-Hammer aussuchen, wird aber auch bei Practical Shooting Solutions fündig werden.

  • Ultimate Federnsatz & Zündstift, bestehend aus:
  • Ultimate Hammerfeder/Hammer Spring 12lbs

(Weil ich Wiederlader bin und die ZH von Magtech zuverlässig zünden sollen – Empfehlung v. Lucky Delta)

  • Schließfeder/Recoil Spring 11lbs
  • Ultimate Zündstift/Firing Pin + zugehörige Feder/Firing Pin Spring

(Ich denke, die Teile sind aufeinander abgestimmt. Ich kombiniere sie nicht mit Originalteilen.)

  • Ultimate Schlösschenfeder/Sear Spring
  • Ultimate Abzugsfeder/Trigger Spring
Sear Spring: Links neu, rechts original
  • CZ Floating Trigger Pin

Dieser Pin ersetzt den originalen „Trigger-Pin long“ des Abzugs. Er besitzt in der Mitte eine Verjüngung, um die Montage der Abzugsfeder leichter zu gestalten.

  • Sear Pin Hartmetall poliert

Dieser Pin ist im Außendurchmesser besser an die Bohrung angepasst, wodurch sich Spiel minimieren lässt (Info & Empfehlung Lucky Delta).

  • Hammer Pin/Trigger Pin Short

Man kann hier auch den originalen Pin wiederverwenden, aber da er in der vom Schützenkollegen übermittelten Liste war, ist er mit in den Warenkorb gewandert. Der Kauf dieses zusätzlichen Pins hat mir später noch den Tag gerettet, mehr dazu weiter unten.

  • Custom Hammer SA CZ75 TS Orange

Keine Angst, der passt ohne Nacharbeit in die Shadow 2. Es entfällt allerdings der sogenannte Unterbrecher (es gibt an diesem Hammer einfach keine dritte Bohrung mehr, an dem der Unterbrecher montiert werden könnte), weshalb die Waffe nach dem Umbau nicht mehr Double Action schießen kann.

Hammer: Links der originale, rechts der neue der TS Orange

  • SA Abzug Tactical Sports, schwarz

Der SA-Trigger (er ist komplett gerade) war leider nicht mehr lieferbar, so habe ich diese Alternative gewählt. Auch hier kann man den Vorzugsweg und den Trigger Reset mittels Madenschrauben einstellen. Die breite Auflagefläche für den Abzugsfinger kann dabei helfen, Abzugsfehler zu verindern.

  • Kimme SW verstellbar

Hier war nur der Wunsch nach mehr Komfort ausschlaggebend,  auch die Seitenverstellung endlich mal per Klickverstellung machen zu können.

  • Sonstiges

Mit 5 Stück Ersatzpuffern der Dicke 2mm und einer weiteren Zündstiftfeder, die ich noch versehentlich im Warenkorb hatte, bin ich auf eine Rechnungssumme von knapp 315€ inklusive Versand nach Deutschland gekommen. Drei kleine Madenschrauben gab es freundlicherweise noch kostenlos dazu.

Hilfsmittel/Werkzeuge

Zuallererst muss ich mal das oben verlinkte Video von Eemann Tech loben! Es zeigt alles, was wichtig ist und ist eine wirklich hervorragende Anleitung, den Umbau auch selbst zu machen. Das Video ist auf englisch – wer die Sprache weniger gut versteht, wird dafür aber mit einer sehr detailreichen Anleitung entschädigt. Es zeigt zudem die Verwendung zweier sinnvoller Werkzeuge für die Platzierung von Abzugsfeder und der Feder des Sears beim späteren Zusammenbau. Beide Werkzeuge erleichtern die Arbeit, kosten aber auch jeweils knapp unter 30€ in beiden Onlineshops. Ich hab´ auf einen Kauf beider Werkzeuge verzichtet und es beim Wiedereinbau der Sear Spring – aber speziell beim Wiedereinbau der Abzugsfeder – ganz schön bereut.

Ansonsten habe ich die Demontage mit einem Satz Durchschläge, einem Hammer,  einem feinen Elektroniker-Schlitzschraubendreher, einer Pinzette  und meinem Dental-Werkzeug in knapp 40 Minuten erledigt.

Weitere Infos:

Ein wichtiger Punkt zum Thema Zusammenbau der Pistole: Es geht wirklich jeder Pin ohne nennenswerte Gewalt wieder zurück in seine Bohrung. Den Hammer habe ich später zugunsten eines Kunststoffklotzes beiseite gelegt und fortan damit die Pins eingeschlagen. Sollte ein Pin mal nicht bündig in seiner Bohrung verschwinden wollen, ist er so gut wie immer nicht mit seiner Bohrung fluchtend. Das ist meist dann der Fall, wenn die Bohrung durch zwischenligende Teile oder Ausfräsungen unterbrochen ist.

Zum Einstellen beider Madenschrauben am Abzug empfiehlt Lucky Delta hochfeste Schraubensicherung zu verwenden. Jene Schraube für den Vorzugsweg ist dabei schwierig einzustellen, weil man sie lediglich von oben bei demontiertem Schlitten erreichen kann. Man muss bei dieser Schraube also zügig mit dem Zusammenbau und der Erprobung sein, bevor der Klebstoff trocknet. Lucky Delta empfielt hier,  einen Vorzugsweg von 1,5-2mm zu belassen.

Auch die Schrauben der Griffschalen waren mit Klebstoff gesichert. Dem Kraftaufwand beim Öffnen zufolge schätze ich, dass hier nur „normale“ Schraubensicherung verwendet wurde.

Der im Youtube-Video sogenannte Hammer Pin-Pin, also der Pin zur Sicherung des Hammer-Pins (links), lässt sich leicht mit dem Trigger-Pin/Hammer Pin (rechts) verwechseln, weil die Durchmesser übereinstimmen.

Montage der Sear Spring ohne Spezialwerkzeug

Verdammt nochmal – ich hab´ locker eine ganze Stunde herumprobiert, bis ich geschnallt habe, dass der Zusammenbau mit herkömmlichem Werkzeugen gar nicht zu schaffen ist!!! Ohne Gewalt kommt man nicht weiter, als man es  auf dem nachfolgenden Bild sehen kann. Die Feder stellt sich minimal schräg und die erste Federwindung will sich einfach nicht über den Pin zentrieren lassen. Das Bild zeigt den Sear von unten.

Nach einer Pause ist mir dann die entscheidende Idee gekommen:

Die neue Sear Spring ist im Durchmesser ja etwas kleiner, man kann es oben am Bild bei der Komponentenbeschreibung sogar erkennen. Die Feder mit einer Pinzette so einzulegen, dass das kleine Federbein vorgespannt ist und nicht nach unten durchfällt ist schon ein kleines Geduldsspiel für sich. Durch die gesamte Feder (mit ihrem kleineren Innendurchmesser) aber dann noch den „Sear Pin Hartmetall poliert“ korrekt zu führen, ist eigentlich unlösbar. Ich habe mir damit beholfen, dass ich den originalen Sear Pin von CZ einfach gleichzeitig von der anderen Seite her eingeführt habe. Der Sear wird dabei schonmal perfekt ausgerichtet. Die neue Sear Spring wird dann in die Lücke zwischen den Pins zugeführt (ein klein wenig Druck von oben auf die Windungen ist schon notwendig) und vorläufig mit dem originalen Sear Pin von CZ zentriert, bis man mit diesem auf den „Sear Pin Hartmetall poliert“ stößt. Mit dem originalen Sear Pin ist mir die Zentrierung durch die neue Sear Spring stets leichter gefallen, vielleicht besitzt dieser ja ein wenig mehr Fase, sodass die Feder besser drüberrutscht? Jedenfalls kann jetzt auf den „Sear Pin Hartmetall poliert“ geschlagen werden, bis der originale Sear Pin komplett ausgetrieben ist. Durch die gegenüberliegende Zentrierung mittels altem Sear Pin (Bild unten, links) flutscht der neue (Bild unten, rechts) regelrecht durch.

Blauer Pfeil: Richtung der Waffenmündung

Gelber Pfeil rechts oben: Drahtende des langen Schenkels der Sear Spring

Gelber Pfeil unten: Nicht sichtbares Drahtende des kurzen Schenkels der Sear Spring

Montage der Abzugsfeder ohne Spezialwerkzeug

Auch hier habe ich etwas Zeit beim Probieren verloren, allerdings hielt es sich diesmal in Grenzen. Während man bei der Montage des kompletten Sears vielleicht den Gedanken entwickelt hat, den neuen Sear Pin einfach mit einem kräftigen Schlag durch die neue  Sear Spring durchzutreiben, kommt man bei der Montage der Abzugsfeder noch nicht mal so weit, dass man diese auch nur annähernd so einlegen kann, dass man einen Pin durchtreiben kann.

Nur mal zur Veranschaulichung:

  • Grüner Pfeil: Kurzer Federschenkel, der innen am Abzug senkrecht nach unten ragen muss
  • Gelber Pfeil: Langer Federschenkel, der in die Auskerbung (Flucht mit gelber Linie) eingelegt sein muss
  • Blaue Pfeile: Die Achse der dann vorgespannten Feder (!) muss auch noch mit den Bohrungen von Abzug und Griffstück fluchten, damit am Ende der Pin durchgetrieben werden kann.

Probiert´s ruhig mal aus und macht Euch anschließend auf die Suche nach der weggeflogenen Abzugsfeder…

Auch hierfür habe ich eine Lösung gefunden, aber glücklicherweise nur, weil ich zufällig einen „Hammer Pin/Trigger Pin Short“ gekauft habe (s.o. Bestelliste), den ich normalerweise nicht gebraucht hätte. Ich habe diesen Pin speziell für den neuen Custom-Hammer gekauft und später erst gemerkt, dass er identisch mit dem Pin des originalen Hammers von CZ war. Die Namensgebung im Shop von Lucky Delta ist aber auch nicht zufällig: Der gleiche Pin kommt ebenso in den Abzug rein, siehe nachfolgendes Bild, gelber Pfeil. Aber damit nicht genug: Die obere Bohrung des Abzugs (blauer Pfeil; hier kommt normalerweise der „Trigger Pin long“, bzw. der „CZ Floating Trigger Pin“ durch und steckt ebenfalls auch noch im Griffstückgehäuse) besitzt zufällig den gleichen Durchmesser, wie die untere Bohrung.

Das habe ich mir zunutze gemacht und hier den überzähligen „Hammer Pin/Trigger Pin Short“ eingesetzt (im weiteren Verlauf „provisorischer Pin“ genannt), die Feder damit schonmal zentriert, bzw. befestigt und sogar das kurze Federbein im Abzug etwas vorgespannt.

Der Abzug wird dann eingesetzt und im Griffstück ausgerichtet. Auch der „Trigger Pin long“ (original) oder „CZ Floating Trigger Pin“ (neu) wird in eine Bohrung am Griffstück eingesetzt. Jetzt ist eine starke Lichtquelle hilfreich, die durch die andere, freie Pin-Bohrung im Griffstück erkennen lässt, wann der provisorische Pin im Abzug mit der Bohrung im Griffstück fluchtet. Ist das der Fall auf der Seite, die man aktuell betrachtet, ist das auch auf der abgewandten Seite der Fall, in der der lange Trigger Pin bereits halb eingesteckt wurde. Jetzt kann das gesamte Griffstück mit allen zuvor eingesetzten und ausgerichteten Teilen z.B. auf die Tischplatte gedrückt werden, wodurch sich der lange Trigger Pin weiter eindrückt und letztendlich den provisorischen Pin im Abzug in Richtung des Betrachters verdrängt. Mit ein paar weiteren leichten Schlägen auf den langen Trigger Pin lässt sich der provisorische Pin dann komplett durchtreiben.

Noch ohne den Schlitten zu montieren, können jetzt noch alle Madenschrauben am neuen Abzug erreicht werden, um Vorzugsweg und Trigger Reset einzustellen.

Äußerlich sichtbar nur am Abzug verändert, sieht die Shadow 2 nun so aus:

Nachtrag

Bei der ersten Erprobung kam es manchmal vor, dass eine Patrone über den Abzug nicht mehr abgefeuert werden konnte, obwohl der Repetiervorgang der Patrone problemlos war. Das kam davon, dass ich den Vorzugsweg am Abzug zu knapp eingestellt habe. In diesem Zustand entladen und mit demontiertem Schlitten habe ich die entsprechende Madenschraube dann weiter nach links gedreht. Ein leises Klicken und es war deutlich, dass der Abzug wieder funktioniert. Zur Sicherheit habe ich noch eine viertel Umdrehung weiter gedreht und ich bin froh, dass ich die Madenschrauben nicht schon vor der Erprobung im scharfen Schuss mit der Schraubensicherung eingeschraubt habe!

Die Schraube zur Einstellung des Vorzugswegs ist im nachfolgenden Bild zu sehen. Ist der Abzug erstmal komplett eingebaut, kann diese Madenschraube nicht mehr verloren gehen, da sie beim Versuch komplett herauszudrehen, an der gekennzeichneten Stelle vom Metallbügel blockiert wird.

Funktioniert die Waffe im scharfen Schuss zuverlässig, sollte die Position des Abzugszüngels vor dem Herausdrehen der Schraube markiert werden, ich habe das mit Malerkrepp und einem Stift folgendermaßen erledigt:

Um jetzt noch an das Gewinde der Schraube zu gelangen, musste ich mir mit einem sehr dünnen Pinsel aus Modellbauzeiten behelfen. Es reicht wirklich eine kleine Menge Schraubensicherung. Eine halbe Umdrehung weiter und man erreicht dann auch die andere Seite des Gewindes mit der Schraubensicherung. Ich habe folgendes Produkt von Loctite verwendet (hochfest, Farbe ist grün):

Der letzte Schritt war, auch noch die Schraube des Trigger-Resets einzukleben. Hier habe ich die Schraube ebenfalls nicht komplett rausgedreht, sondern aus der bereits gefundenen Position um 6 Umdrehung gelöst. Loctite drauf, Schraube rein und fertig.

Nachtrag Oktober 2024

Die Kombination aus Verschlussfeder 11lbs und Hammerfeder 12lbs hat bei mir leider relativ regelmäßig zu Störungen geführt: Ca. alle 15-20 Schuss ist es vorgekommen, dass eine leere Hülse nicht korrekt ausgeworfen wurde, während schon wieder eine neue Patrone zugeführt wurde. Aus diesem Grund habe ich mir eine neue Hammerfeder 10lbs bestellt. Noch bevor diese eingebaut wurde, habe ich wieder die originale Verschluss- und Hammerfeder eingebaut und das Phänomen war komplett verschwunden. Der Einbau der Hammerfeder 10lbs (dann wieder in Kombination mit der Verschlussfeder 11lbs) hat zwar zu einer Verbesserung geführt, allerdings gab es immer noch Auswurfstörungen – jetzt allerdings nur noch ca. alle 40-50 Schuss. Beim eingangs erwähnten Schützenkollegen hat die Kombination Verschlussfeder 11lbs/Hammerfeder 10lbs bis heute keine Probleme bereitet. Es ist natürlich möglich, dass das Phänomen seine Ursache in der selbst geladenen Munition hat, allerdings gehe ich bei der Ladeempfehlung mit 4,0gr. N320 schon fast bis an die empfohlene Maximalgrenze von 4,2gr. Ich werde noch eine Versuchsreihe mit einer 13lbs starken Verschlussfeder durchführen und dann berichten, wie es ausgegangen ist.

Remington 700 wird ein Bullpup: Teil 2 – Überlegungen zum Konzept

Bullpup-Gewehre, also solche, deren System/Magazin hinter dem Griff/Abzug sitzt, faszinieren mich schon lange. Die Idee einer kurzen Gesamtlänge, bei gleichzeitig verhältnismäßig langem Lauf, spricht dabei für sich.

Natürlich bringt das System auch Nachteile mit sich, vor allem was die Benutzbarkeit durch Rechts- und Linkshändern angeht bzw. der Wechsel zwischen dem Schießen mit starker und schwacher Hand. Für halbautomatische Gewehre (FAMAS, SA-80, Steyr AUG, IWI Tavor, Desert Tech MDR, Kel-Tec RDB und RFB usw.) stellt sich in diesem Zusammenhang natürlich besonders die Frage des Hülsenauswurfs. Dabei gibt es zum Teil hervorragende Ingenieurs-technische Lösungen.

Leider sind diese, abgesehen vom Steyr AUG Z Sport, für Sportschützen in Deutschland keine Option. Vor einiger Zeit hatte ich allerdings die Gelegenheit, das Kel-Tec RFB eines Jägers mit Schalldämpfer und Unterschall-Munition auf 300m zu schiessen, einfach traumhaft. Abgesehen vom Geschossabfall natürlich!

Während der Konzeptentwicklung für die Remington 700 als Bullpup habe ich mich intensiv mit bestehenden Bullpup-Repetierbüchsen beschäftigt. Wenn diese nicht mit solch heftigen Preisschildern versehen wären, hätte ich wahrscheinlich einfach ein solches gekauft. Allerdings war das nicht im Budget. Aus dieser Phase ergaben sich sowohl ein Pflichtenheft für das Gewehr als auch Hürden, die es durch die Konstruktion zu meistern galt.

Pflichtenheft & Hürden:

  1. Gesamtlänge nicht größer als 42″ / 106 cm (Damit es in den Peli 1720 passt)
  2. max. mögliche Lauflänge
  3. Magazin
  4. vernünftiger Abzug
  5. gute Ergonomie (LOP / Abstand Magazin & Griff)
  6. Der Kammerstängel sitzt bei (als solche entwickelten) Bullpup-Repetierern direkt hinter den Verriegelungswarzen, für einen möglichst ergonomischen / „normalen“ Repetierweg.
  7. Der ausgewählte Lauf (siehe Teil1) wiegt 3,9 kg und soll nicht ausschließlich am kurzen Systemgewinde aufgehängt werden.

Lösungen:

  • Bei vollständig zurückgezogenem Verschluss ergibt sich mit dem 28″ / 71cm Lauf eine Gesamtlänge von knapp 100cm.
  • Ein Airsoft HK417 Magazin wird zu einem einreihigen 10er Magazin umgebaut.
  • der Remington Abzug wird durch einen Timney Tactical ersetzt. Dieser besitzt ein sehr einfach demontierbares Abzugszüngel und kann daher, aufgrund fast halbierter Bauhöhe, einfacher im Schaft versteckt und besser angesteuert werden.

    Timney_Tactical_trigger
    Copyright © 2018 Timney Triggers

     

  • Die Festlegungen in Bezug auf Abstände / Ergonomie wurden auf Basis eines Vergleichs verschiedenster Bullpup-Gewehre und der entsprechenden LOPs und Magazinabstände getroffen.
Modell length of pull [mm] Abstand Magazin-Griff [mm]
DSR-precision DSR 1 421 44
desert tech SRS A1 395 37
Bor (Polen) 476 68
Walther WA-2000 340
Steyr AUG 400 64
FAMAS 384 62
VHS-2 (Kroatien) 414 65
IWI Tavor 406 78
Kel-Tec RDB 370 58
SA-80 / L85 414 61
Festlegung 400 60
  • Durch den Büchsenmacher wurde der vorhandene Kammerstängel abgefräst und im verbliebenen Stummel ein Gewinde M6 eingebracht. Mit diesem wird eine System-umgreifende Hülse mit dem Verschluss verbunden und an dieser, auf Höhe des vorderen Endes der Systemhülse, der neue Kammerstängel angebracht.
  • Da ähnlich lange und schwere Läufe oft bei F-Class, Benchrest bzw. Rail-Guns zum Einsatz kommen, habe ich mich mit den dort typischen Methoden zur Befestigung des Laufes / Systems bzw. der Bettung im Schaft beschäftigt. Hier wird oftmals auf massiv schwere und große Systemhülsen, welche die Remington Hülse im Vergleich eindeutig nicht ist, zurückgegriffen. Da dies keine Option war, bliebt noch die eines Barrel-Blocks. Dieser kommt vor allem bei Rail Guns zum Einsatz und umschließt den Lauf ab der Systemhülse für eine Länge von typischerweise 6″ / 150mm. Der Block ist geteilt oder geschlitzt und klemmt den Lauf in einer runden Bohrung oder V-Aussparung ein. Oftmals ist zwischen Lauf und Block noch eine Kunststoff-Hülse eingebaut.
    Mit der Verwendung des Barrel-Block können hier gleich mehrere Probleme gelöst werden: das Gewinde in der Systemhülse wird entlastet, die Montage / Konstruktion der umgreifenden Hülse wird einfacher, die ZF-Montageschiene kann in passendem Abstand zur Schulteranlage montiert werden und die frei schwingende Länge des Laufes wird nahezu auf das, aus dem Houston Warehouse überlieferte, Optimum von 21 3/4″ reduziert.

Mehr zur Detailplanung in Teil 3.

Hiperfire 24c für das AR-15

Der Hiperfire 24c ist ein Tuning-Abzug, der sowohl für das AR-10 als auch für das AR-15 konzipiert ist und folglich in beide Gewehre gleichermaßen eingebaut werden kann. Beim Abzugstuning habe ich mich bisher auf einen Wechsel-Federnsatz von JP beschränkt, der das Abzugsgewicht auf knapp 1600g herab setzt. Der originale Abzug meines HERA AR-15 kroch dann aber doch ein wenig auf den ersten 1-2mm. Gestört hat mich das zuerst nicht, allerdings habe ich durch Zufall miterlebt, welche Schussfolgen mit einem American Gold Trigger möglich sind: 10 Schuss in 1,96 Sekunden – beindruckend! Das hat mich neugierig gemacht und ich habe im Internet Infos über diesen und andere Abzüge gesammelt. Schnell hat man bei Youtube Videos gefunden, in denen verschiedene Abzüge verglichen wurden, wobei auch die hierzulande weit verbreiteten Versionen von Geissele und Timney dabei waren. Ebenfalls vertreten war der Hiperfire 24c, mit dem annähernd die gleiche Schussfolge wie mit dem American Gold Trigger möglich ist und von dem berichtet wird, dass er fast keinen Vorzugsweg hat und nach dem Schuss nicht durchfällt. Diese beiden Argumente haben bei mir den Ausschlag gegeben, denn Abzüge von Geissele und Timney haben durchaus ähnlich gute Bewertungen erhalten, auch was die Feuergeschwindigkeit angeht. Also habe ich ihn (Ihr ahnt es vielleicht) bei www.spartac.de angefragt und bekam diesen Abzug dort lagernd für 288 Euro (aktuelle Preise sind bitte anzufragen) – der American Gold Trigger hätte locker 100 Euro mehr gekostet, bei einer Wartezeit von 4-5 Wochen. Nein danke.

Für diejenigen, die sich den Abzug selbst einbauen wollen, folgt nun eine ausführliche Beschreibung mit Bildern zu jedem Schritt:

Zuerst werden Upper und Lower getrennt, indem man die Sicherungsbolzen (sie stehen aus dem Lower-Gehäuse heraus) durchschiebt. Ich habe mir dafür ein einfaches Werkzeug aus Kunststoff gedreht, das ich im Laufe der Anleitung noch kaputt mache.

Hiperfire 24c 1

Der Bolzen, der die Baugruppe Abzug im Lower sichert, muss nun entfernt werden (auf dem Bild steht er noch heraus), ich habe dafür einen Satz Durchschläge aus Metall und einen Schonhammer benutzt.

Hiperfire 24c 2

Viel sieht man auf dem nächsten Bild nicht. Aber es wird ein Teil freigegeben – keine Ahnung, wie man es nennt – das ebenfalls entnommen wird.

Hiperfire 24c 3

Hiperfire 24c 4

Jetzt wird der zweite Bolzen entfernt und die Baugruppe Schlaghammer kann entnommen werden.

Hiperfire 24c 5

Hiperfire 24c 6

Hiperfire 24c 7

An dieser Stelle hätte ich gerne die Baugruppe Abzug entfernt, nur leider war der Bolzen im Weg, der die beidseitigen Sicherungshebel aufnimmt. Zuerst wird also der Sicherungshebel auf der rechten Seite mit einem Inbus-Schlüssel demontiert.

Hiperfire 24c 8

Und anschließend der linke Sicherungshebel, die Schraube ist auf dem Bild bereits lose.

Hiperfire 24c 9

Jetzt wird´s knifflig: Der Bolzen, der beide Sicherungshebel aufnimmt, sieht aus, als ob er hinein gezaubert wurde. Die Lösung ist, auf der rechten Gehäuseseite einen Durchschlag anzusetzen und den Bolzen nach links durch zu treiben. Metall-Durchschläge und Metall-Hämmer sind hier eine ganz schlechte Idee – außer, Ihr wollt Eurer Knarre den originalen 69er Nam Gedächtnis-Look verpassen… Ich hab hier jedenfalls meinen eingangs beschriebene Durchschlag aus Kunststoff geopfert, aber geplant war das ehrlich gesagt auch nicht. Die Schläge müssen kräftig ausgeführt werden, dann löst sich der Bolzen und gibt den Blick auf einen Federstift frei, der beim Zusammenbau in eine Nut des Bolzens rastet (Bildmitte) und ansonsten nicht mehr sichtbar ist. Merkt Euch besser, in welcher Richtung der Bolzen wieder eingesetzt wird.

Hiperfire 24c 10

Nachdem die Abzugsgruppe nun entnommen wird, wäre jetzt mal die Gelegenheit, zu putzen.

Hiperfire 24c 11

Das nachfolgende Bild zeigt von links nach rechts sämtliche Teile und Baugruppen, die bisher ausgebaut wurden, mehr werden es aber auch nicht.

Hiperfire 24c 12

Die vormontierte Abzugsgruppe wird nun eingebaut.

Hiperfire 24c 13

Dazu wird die Baugruppe so eingelegt, dass die Federbeine nach links in den Schacht ragen und sich dann am Boden der gefrästen Tasche im Lower abstützen.

Hiperfire 24c 14

Jetzt könnte man den Abzugsschuh aufziehen…

Hiperfire 24c 15

… wenn der nicht wie ein Billig-Spielzeug aus Fernost daher käme. Ich war echt enttäuscht, als ich den Kunststoffgrat auf dem Teil gesehen habe. Klar, dass fertigungstechnisch irgendwo ein Grat zu finden sein wird, aber direkt auf der Abzugsfläche? Für einen Tuningabzug ist das echt armselig! Also wurde der Feilensatz ausgepackt und vorsichtig nachgeschliffen. Nachpolieren mit Schleifvlies in zwei Körnungen und etwas WD40 ist ratsam. Sobald das Scheißteil glatt war, konnte es dann auch montiert werden.

Hiperfire 24c 16

Jetzt erst wird die Abzugsgruppe mit einem der beiden Bolzen gesichert. Wer dies zu früh macht, bekommt ggf. Probleme, den Abzugsschuh auf den Züngel aufzuziehen, weil der Trigger-Guard im Weg sein dürfte.

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Hiperfire 24c 18

Nun werden die Teile rund um die Abzugssicherung wieder eingebaut. Zuerst der Bolzen und dann die beiden Sicherungshebel. Komischerweise ging der Rückeinbau des Bolzens ausgesprochen leicht: Bolzen bis zum Federbolzen im Lower-Gehäuse vorschieben und dann mit einem Durchschlag größeren Durchmessers den Federbolzen herunter drücken. Den Bolzen so gut es geht nachschieben und dann den Federbolzen mit einem dünneren Durchschlag weiter herunter drücken. Der Bolzen geht dann ziemlich leicht zurück in das Gehäuse und wird verriegelt.

Hiperfire 24c 19

Ein kurzer Zwischenstand:

Hiperfire 24c 20

Anschließend muss die neue Baugruppe Schlaghammer aus den folgenden Teilen vormontiert werden:

Hiperfire 24c 22

Die Feder muss in der gezeigten Lage montiert werden und der kurze Bolzen mit beidseitiger Ringnut wird durch die Bohrung rechts gesteckt. Achtung, der kurze Bolzen ist imstande wieder herauszufallen, bis die komplette Baugruppe im Lower sitzt.

Hiperfire 24c 23

Die Baugruppe wird nun wie gezeigt auf das Lower aufgesetzt. Wichtig ist hierbei, dass die Federbeine nach rechts zeigen und beidseitig der Abzugsgruppe liegen. Die Baugruppe Schlaghammer wird nun von rechts oben nach links unten in das Lower-Gehäuse hinein gedrückt, bis man den zweiten Sicherungsbolzen teilweise hindurch stecken kann. Es ist unwahrscheinlich, dass es beim ersten Versuch gelingt, den Bolzen komplett durchzustecken, weil das System bereits durch Federkraft vorgespannt ist und verkanten wird. Wichtig ist, dass Euch die Teile nicht wieder raus fliegen. Das Lower wird nun mit einer Hand von oben gepackt und mit dem Daumen derselben Hand spannt Ihr den Schlaghammer bis fast nach ganz hinten. Jetzt lässt sich das gesamte System etwas besser kontrollieren und so ausrichten, dass die Durchgangsbohrung mit der verbleibenden Bohrung im Lower in Deckung gebracht werden kann – das lässt sich nun von der anderen Seite, an der der Bolzen herauskommen soll, gut beobachten. Der Bolzen lässt sich jetzt sehr leicht mit der freien Hand ganz durchschlagen – ich habe dafür einen Schonhammer benutzt.

Hiperfire 24c 24

Weiter geht´s mit der Installation der Federn. Weil nicht alle Teile für den letzten Schritt für ein brauchbares Foto liegen bleiben, muss hier auch mal die Anleitung herhalten. Die Federführungsbolzen müssen nämlich richtig herum eingesetzt werden, das Detailbild zeigt das nochmal sehr deutlich.

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Hiperfire 24c 26

Jetzt muss man sich langsam für ein Abzugsgewicht entscheiden. Die Federn sind entweder blank oder gelb bzw. blau eingefärbt. Die blanken Federn haben zwar den höchsten Federkennwert, da aber das Federpaar die Abzugsbewegung / Schlagenergie des Hammers unterstützt und ihr nicht entgegen wirkt, hat das den Effekt des geringsten Abzugsgewichts bei höchster Energie des Hammers. Die gelben Federn bewirken etwas mehr Abzugsgewicht und die blauen Federn das höchste (das bei Verwendung der blauen Federn immer noch knapp unter 1600g liegen dürfte). Die Abzugsgewichte der einzelnen Federn hätte ich gerne recherchiert, diese hängen aber auch noch von der Position des Abzugsschuhs auf dem Züngel ab. Für diesen gibt es 5 Rastpunkte, die in Kombination mit den drei Federpaaren zu 15 verschiedenen Abzugsgewichten führen.

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Auf jeden Fall werden die Federn auf die Führungsbolzen aufgefädelt und mit dem letzten verbleibenden Teil aus der Packung komprimiert, bis dieses dann unter dem gegenüber liegenden Rasthaken der Abzugsgruppe einrastet.

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Jetzt sollte noch eine Funktionsprüfung – auch in Verbindung mit der Abzugssicherung – durchgeführt werden. Dazu kann man den Hammer gegen ein Stück Kunststoff oder Gummi prallen lassen, wenn es zur Hand ist.

Upper und Lower werden wieder zusammen gesetzt und der Spass kann losgehen !

Mein Fazit nach dem ersten Einsatz:

Sehr lohnenswert investiertes Geld! Der breite Abzugsschuh ist sehr bequem und es gibt einen kaum spürbaren Vorzugsweg. Wenn ich diesen abschätzen sollte, dann wären es vielleicht 0,2mm bis höchstens 0,3mm, gemessen habe ich ihn nicht. Der Schuss bricht sofort, sowas hab´ ich noch nicht erlebt. Direkt nach dem Schuss gibt es für den Abzug nur noch eine Richtung: Vorwärts, denn durchfallen tut er fast gar nicht! Gemessen an der möglichen Schussfrequenz braucht sich der Hiperfire 24c nicht hinter dem American Gold Trigger zu verstecken, aber das war sowieso nicht mein Kaufkriterium. Mir kam es darauf , dass der Abzug so gut wie keinen Weg vor und nach dem Schuss macht, und dieses Merkmal ist voll erfüllt!

Nachtrag vom 13.12.2015:

Ich bin endlich mal dazu gekommen, ein kurzes Video vom Abzug zu machen. Es zeigt bis 0:11 den Vorzugsweg mit offenem Verschluss und ab diesem Zeitpunkt den Vorzugsweg mit geschlossenem Verschluss und anschließendem „Durchfallen“ des Abzugs, sofern man davon reden kann.