Long Range Shooting: Vorbereitungen

Long Range Shooting - Vorbereitungen 10

Nächste Woche ist es wieder soweit: Besuch eines Long Range-Events und Schießen auf Distanzen jenseits von 1000m! Bei der Zusage zum Event bin ich wegen der Jahreszeit eigentlich von „Artic Warfare“ ausgegangen, aber bei der derzeitigen Wetterlage sieht es so aus, als ob der Kelch nochmal an mir vorüber geht. Trotzdem will ich vorbereitet sein und nehme ein paar Dinge mit, die ich hier vorstellen möchte.

Ich bin mir sicher, dass jeder seine Ausrüstung in Schuss hält, aber was man wirklich nicht beeinflussen kann, ist das Wetter. Das wird beim anstehenden Besuch Mitte November auch eine wesentliche Rolle spielen, denn ich rechne in dieser Gegend Deutschlands mit Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt, zumindest in den frühen Morgenstunden.

Wer wie ich also dazu bereit ist, eine lange Autofahrt in Kauf zu nehmen, um mal etwas Außergewöhnliches zu erleben, der will nicht, dass der Spass auch noch im Regen untergeht. Deshalb berichte ich hier von meiner „Trockenübung“ zu hause. Dabei will ich insbesondere auf die sekundäre Ausrüstung eingehen, die ich mir dafür zugelegt habe. Ob sich der ganze Aufwand gelohnt und was er letztendlich gebracht hat, darüber werde ich nach dem Event nochmal ausführlich berichten.

Wer lieber etwas über die primäre (schießsportliche) Ausrüstung auf den Bildern erfahren möchte, kann unter den folgenden Links mehr zu den Themen

Savage Arms 10 BA,

Hera Arms The 15th,

Zeiss Spektiv Diascope 85 mit Leica Laser-Entfernungsmesser CRF 1600-B oder

Digiscope-Adapter zum Zeiss-Spektiv

erfahren.

Beginnen wir mit dem Zelt: Der Markt an Zelten ist gross, da kann man schon einige Zeit mit der Suche nach dem geeigneten verbringen. Meine Kriterien waren folgende: Genügend Platz für Schütze und Spotter inklusive deren Ausrüstung, kleines Packmass und günstiger Preis. Vor allem letzteres, denn das Zelt sollte eine Notlösung sein, ich will ja nicht zum Dauercamper auf dem Event werden (obwohl… eigentlich doch!). Dass ich für günstiges Geld damit rechnen muss, Abstriche zu machen, war von Vornherein klar, es sollte ja auch nur Regen abhalten – im schlimmsten Fall Dauerregen von ca. 6 Stunden. Da das klassische Scharfschützenteam nun mal aus zwei Mann besteht, habe ich ein Iglu Dreimann-Zelt bei ASMC gekauft, schließlich soll man sich in dem Zelt auch noch bewegen können. Das Packmass ist mit ca. 60cm x Durchm. 20cm und 2,4 kg Gewicht nicht übertrieben gross und der Preis hält sich mit knapp 35 Euro stark in Grenzen.

Da der Zeltboden nicht unbedingt der stärkste ist, empfehle ich hier unbedingt noch eine PE-Folie aus dem Baumarkt oder BW-Zeltplanen als Unterlage, damit kleine Unebenheiten nicht gleich zu Löchern führen.

Probeliegen im Zelt hat dann ergeben, dass der Schütze durchaus doch noch nass werden kann, weil vor dem Zelt eben kein Regenschutz vorhanden ist – Ihr könnt das beim Kauf Eures Zeltes ja besser machen als ich. Aus einer früheren Bestellung bei ASMC habe ich aber glücklicherweise noch zwei Poncho-Liner, die man aufknöpfen und als Tarp / Zeltplane benutzen kann. Da sie rundherum nicht nur mit Ösen, sondern auch mit Kordeln versehen sind, habe ich einen davon als zusätzlichen Regenschutz kurzerhand über das Zelt geworfen und mit den dortigen Stangenschlaufen verknotet. Vorne ist er noch mit drei Teleskop-Zeltstangen und etwas Schnur abgespannt. Den zweiten Poncho werde ich bei Regen dann seitlich des ersten anknüpfen und bis auf den Boden abspannen, so ist der Schütze dann auch seitlich vor Regen geschützt.

Für den Liegekomfort des Schützen muss eine Kombination aus simpler Isomatte und darüber liegend eine Bundeswehr-Isomatte herhalten, der Spotter hat es da schon besser: Aus einer Lagerräumung habe ich selbstklebende Matten zur Schalldämmung bekommen, die ich ganz einfach zu einem Würfel zusammengeklebt habe. Auf dem Teil lässt es sich prima sitzen und durch die vielen Poren dürfte das Kissen auch ziemlich isolierend wirken.

Elektronischer Windmesser

Kurz vor dem Event habe ich noch eine wichtige Lieferung bekommen: Meinen Windmesser von Kaindl, den „Windmaster2“ oder auch „Windtronic2“, wie es auf dem Gerät selbst steht. Den gab es inklusive Tasche für 56 Euro bei Amazon.

Kaindl Windmaster2 01

Die Bewertungen waren größtenteils positiv, überzeugend war für mich aber eine Rezession, in der jemand die geringe Abweichung zu einem Laborgerät festgestellt hat. Weitere Vorteile sehe ich darin, dass man den Windmesser nicht in den Wind drehen muss und dass er ein Stativgewinde am unteren Ende besitzt. Wie man sehen kann, habe ich das Stativ meines Billig-Spektivs (Marke Auriol, ca. 30 Euro, nur zum Pistolenschießen) verwendet, um den Windmesser im Gelände zu platzieren.

Kaindl Windmaster2 02

Befestigt habe ich ihn mit der übrig gebliebenen kleinen Stativschraube meines Zeiss-Spektivs. Der Windmaster2 hat ein großes, gut sichtbares Display und zeigt neben dem Momentanwert auch den bisherigen Durchschnittswert, sowie den Maximalwert der Windgeschwindigkeit an. Der Anwender kann dabei zwischen den Einheiten Kilometer pro Stunde, Knoten, Meter pro Sekunde und Meilen pro Stunde wählen.Außerdem befindet sich im linken Bereich des Displays eine Balken-Skala, die die Windstärke noch in Beaufort anzeigt. Man merkt schon, dieses Gerät eignet sich für eine ganze Reihe von Sportarten.

Von Nachteil ist es, dass die Windrichtung nicht angezeigt wird. Da kann man sich aber mit einer improvisierten Windfahne selbst helfen (siehe unten). Die teuren Produkte von Kestrel habe ich mir nicht kaufen wollen. Ich halte diese für nicht unbedingt genauer und die vielen Zusatzfunktionen, wie z.B. hinterlegte ballistische Tabellen, interessieren mich wenig, da ich ja eine Drop Chart erstelle.

Eigenbau Windfahne

Wenn man im Zelt liegen sollte, bedeutet das erstens, dass es regnet und zweitens, dass man die Windfahne am Gefechtsstand nicht mehr sehen wird. Also wird etwas benötigt, das der Spotter beim Schießen vor der Nase hat. Da er sowieso den Wind ermittelt, liegt es nahe, dass die improvisierte Windfahne wieder eine Kombination mit dem Windmesser ergibt. Sie wird später ganz einfach oben auf den Windmesser aufgeklebt.

Verwendet habe ich ein Stück Bremsleitungsrohr von ca. 50mm Länge, an dessen einer Seite ich ein Gewinde M4 hineingeschnitten habe. Dort wird dann eine Rändelschraube M4 oder etwas Vergleichbares mit großer Auflagefläche hinein geschraubt.

Eigenbau Windfahne 01

Mit der Lochzange habe ich dann einen passenden Stopfen aus einer 3mm Gummimatte gestanzt, den ich mit einer Nadel und etwas gelbem Faden durchstoßen habe.

Eigenbau Windfahne 02

Jetzt muss nur noch der Gummistopfen in das andere Ende des Bremsleitungsrohres gepresst werden und das Teil ist fertig.

Eigenbau Windfahne 03

Viele Wege führen hier übrigens nach Rom, man verwendet einfach das, was im Haushalt so rumliegt…

Für das unmittelbare Wohlbefinden sollte im November auf ausreichend warme und/oder mehrschichtige Kleidung geachtet werden, denn großartige Bewegungen sind beim Schießen nun mal nicht drin und man läuft Gefahr, schnell auszukühlen. Wer ab und an auch mal im Herbst oder Winter Wandern geht, dürfte in dieser Hinsicht aber sowieso gut ausgerüstet sein.

Es kann losgehen!

 

Digiscope-Adapter zum Zeiss Diascope 85

Zeiss Digiscope Adapter 8

Bei meiner Suche nach einem geeigneten Spektiv hatte ich – wie bereits im vorigen Artikel (hier nachlesen) erwähnt – damals auch die Marke Swarovski ins Auge gefasst. Als Zubehör habe ich dabei für sehr viel Geld einen Digiscope-Adapter für diese Marke gefunden, der mich dazu inspiriert hat, auch einen für meine Digitalkamera zu konstruieren. Wer meinen mit jenem von Swarovski vergleicht, wird übrigens schnell merken, dass das Teil von Swarovski wesentlich professioneller und zudem für hochpreisige Kameras vorgesehen ist. Mein Adapter ist jedenfalls für eine einfache Digitalkamera – hier die Casio Exilim EX-ZS100 – konzipiert.

Die Installation ist dabei denkbar einfach und bemerkenswert stabil: Der Digiscope-Adapter kann leicht auf das Okular des Spektivs aufgeschoben werden und wird am hinteren Teil desselben mit drei Kugeldruckschrauben ausgerichtet und geklemmt. Die das Spektiv berührenden Teile der Schrauben sind dabei übrigens aus Kunststoff. Die Augenmuschel des Okulars besteht aus einem leicht konischen Gummiring durch den eine Klemmung herbeigeführt werden kann: Der erste Aluring mit größerem Durchmesser wird einfach darüber geschoben, der zweite hingegen ist untermaßig und klemmt beim Aufschieben. Sollte der Adapter nicht ideal koaxial zum Okulartubus liegen, kann nun an den Kugeldruckschrauben vorsichtig nachjustiert werden. Kameraspezifisch ist nur das Bauteil „Aufnahme“, hier finden sich zwei Bohrungen mit Durchmesser 12mm, durch die später eine ¼“-Stativschraube zur Klemmung der Kamera durchgeführt wird. Die Positionen der Bohrungen sind auf die Position des Kamera-Stativgewindes und der Objektivlänge bei minimalem und maximalem Zoom abgestimmt. Die übergroßen Durchmesser von 12mm ermöglichen es später, die Kameralinse korrekt am Okular des Spektivs noch horizontal auszurichten, wenn der Bildausschnitt nicht mittig liegen sollte.

Für den Digiscope-Adapter werden folgende Teile benötigt:

  • 1x Klemmring
  • Klemmring
  • 1x Klemmring Okular
  • Klemmring Okular
  • 1x Aufnahme
  • Aufnahme
  • 2x Verbindungsbolzen
  • Verbindungsbolzen
  • 3x Kugeldruckschraube Norelem (Gewinde M6), NLM 07110-70620
  • 3x Kugelkopf Norelem (Gewinde M6), NLM 06250-11606
  • 3x Sechskantmutter (flach) DIN439 M6-A2
  • 4x Senkschraube ISO 10642 M3x10-A2
  • 2x Zylinderkopfschraube ISO 4762 M3x12-A2
  • 1x Stativschraube ¼“, Gewinde ca. 17mm lang

Der Zusammenbau ist denkbar einfach:

Einfach die beiden Verbindungsbolzen in den Klemmring einschrauben. Ich habe auf gefräste Schlüsselflächen verzichtet, deshalb sollte etwas Schraubensicherung verwendet werden.

Zeiss Digiscope Adapter 1

Anschließend wird der „Klemmring Okular“ aufgeschoben und mit den beiden Zylinderkopfschrauben befestigt. Auf dem Bild stehen sie noch heraus, beim Einschrauben werden sie aber vollständig versenkt.

Zeiss Digiscope Adapter 2

Für die Klemmung am Okulartubus sind drei Kugeldruckschrauben notwendig, die ich der besseren Handhabbarkeit wegen mit Kugelköpfen und flachen Sechskantmutter versehen habe. Schraubensicherung sollte hier auch nicht fehlen. Am Schraubenende sind gut die roten Kunststoffeinlagen sichtbar. Sie sind in einer Kugelpfanne gelagert und passen sich auch einem geneigten Untergrund an. Mir ging es hauptsächlich darum, das Spektiv zu schonen.

Zeiss Digiscope Adapter 3

Die präparierten Stellschrauben werden eingeschraubt und die Aufnahme für die Digitalkamera wird mit den vier Senkschrauben befestigt. Am Prototypen mussten die Aluringe etwas nachgearbeitet werden, das kann man an der fehlenden Eloxalschicht deutlich erkennen. Die hochgeladenen Konstruktionszeichnungen weisen aber schon die korrigierten Maße auf.

Jetzt kann die Konstruktion auf das Okular geschoben und geklemmt werden. Bei einem Spektiv mit Schrägeinblick gibt es keine Kollision mit dem Spektivkörper.

Größten Wert wurde bei der Konstruktion darauf gelegt, dass die Vergrößerung des Okulars weiterhin verstellbar bleibt und zudem noch komfortabel bedient werden kann. Auf dem nächsten Bild kann man deutlich den Spalt zwischen Okular und Verbindungsbolzen erkennen.

Zeiss Digiscope Adapter 10

Noch einige Ansichten mit eingeschwenktem Laser-Entfernungsmesser:

Als letztes besorgt man sich eine Stativschraube mit ¼“-Gewinde und kürzt sie auf ca. 17mm Länge. Das Längenmass musste ich natürlich an die Kamera anzupassen.

Zeiss Digiscope Adapter 14

Dann kann man endlich die Kamera montieren:

Das nächste Bild ist in Verbindung mit dem Digiscope-Adapter entstanden. Der Adapter ist so ausgelegt, dass die Vergrößerung am Okular des Spektivs weiterhin problemlos bedient werden kann. Da die Digitalkamera auf dem Okular aufliegt, sollte die Vergrößerung des Spektivs auch so eingestellt werden, dass sich auf dem Kameradisplay der größtmögliche Bildausschnitt ergibt.

Digiscope Bild 1

Nachtrag vom 27.09.2015:

Habe versucht, den Vollmond zu fotografieren.

Hier könnt Ihr Euch ein Video mit dem Adapter anschauen. Man erkennt deutlich eine Verzerrung des Bildrandes, da natürlich von der Austrittslinse abgefilmt wird. Für mich ist dieser Effekt aber vernachlässigbar. Wer die Lautstärke etwas aufdreht, wird hören, wie die Kamera selbständig nachfokussiert bzw. die Blende nachjustiert – wenn man Ihr Zeit dazu lässt. Klasse Sache, dass man nicht mehr ständig selbst an der Scharfstellung des Spektivs herum fummeln muss.