Bei meiner Suche nach einem geeigneten Spektiv hatte ich – wie bereits im vorigen Artikel (hier nachlesen) erwähnt – damals auch die Marke Swarovski ins Auge gefasst. Als Zubehör habe ich dabei für sehr viel Geld einen Digiscope-Adapter für diese Marke gefunden, der mich dazu inspiriert hat, auch einen für meine Digitalkamera zu konstruieren. Wer meinen mit jenem von Swarovski vergleicht, wird übrigens schnell merken, dass das Teil von Swarovski wesentlich professioneller und zudem für hochpreisige Kameras vorgesehen ist. Mein Adapter ist jedenfalls für eine einfache Digitalkamera – hier die Casio Exilim EX-ZS100 – konzipiert.
Die Installation ist dabei denkbar einfach und bemerkenswert stabil: Der Digiscope-Adapter kann leicht auf das Okular des Spektivs aufgeschoben werden und wird am hinteren Teil desselben mit drei Kugeldruckschrauben ausgerichtet und geklemmt. Die das Spektiv berührenden Teile der Schrauben sind dabei übrigens aus Kunststoff. Die Augenmuschel des Okulars besteht aus einem leicht konischen Gummiring durch den eine Klemmung herbeigeführt werden kann: Der erste Aluring mit größerem Durchmesser wird einfach darüber geschoben, der zweite hingegen ist untermaßig und klemmt beim Aufschieben. Sollte der Adapter nicht ideal koaxial zum Okulartubus liegen, kann nun an den Kugeldruckschrauben vorsichtig nachjustiert werden. Kameraspezifisch ist nur das Bauteil „Aufnahme“, hier finden sich zwei Bohrungen mit Durchmesser 12mm, durch die später eine ¼“-Stativschraube zur Klemmung der Kamera durchgeführt wird. Die Positionen der Bohrungen sind auf die Position des Kamera-Stativgewindes und der Objektivlänge bei minimalem und maximalem Zoom abgestimmt. Die übergroßen Durchmesser von 12mm ermöglichen es später, die Kameralinse korrekt am Okular des Spektivs noch horizontal auszurichten, wenn der Bildausschnitt nicht mittig liegen sollte.
Für den Digiscope-Adapter werden folgende Teile benötigt:
- 1x Klemmring
- 1x Klemmring Okular
- 1x Aufnahme
- 2x Verbindungsbolzen
- 3x Kugeldruckschraube Norelem (Gewinde M6), NLM 07110-70620
- 3x Kugelkopf Norelem (Gewinde M6), NLM 06250-11606
- 3x Sechskantmutter (flach) DIN439 M6-A2
- 4x Senkschraube ISO 10642 M3x10-A2
- 2x Zylinderkopfschraube ISO 4762 M3x12-A2
- 1x Stativschraube ¼“, Gewinde ca. 17mm lang
Der Zusammenbau ist denkbar einfach:
Einfach die beiden Verbindungsbolzen in den Klemmring einschrauben. Ich habe auf gefräste Schlüsselflächen verzichtet, deshalb sollte etwas Schraubensicherung verwendet werden.
Anschließend wird der „Klemmring Okular“ aufgeschoben und mit den beiden Zylinderkopfschrauben befestigt. Auf dem Bild stehen sie noch heraus, beim Einschrauben werden sie aber vollständig versenkt.
Für die Klemmung am Okulartubus sind drei Kugeldruckschrauben notwendig, die ich der besseren Handhabbarkeit wegen mit Kugelköpfen und flachen Sechskantmutter versehen habe. Schraubensicherung sollte hier auch nicht fehlen. Am Schraubenende sind gut die roten Kunststoffeinlagen sichtbar. Sie sind in einer Kugelpfanne gelagert und passen sich auch einem geneigten Untergrund an. Mir ging es hauptsächlich darum, das Spektiv zu schonen.
Die präparierten Stellschrauben werden eingeschraubt und die Aufnahme für die Digitalkamera wird mit den vier Senkschrauben befestigt. Am Prototypen mussten die Aluringe etwas nachgearbeitet werden, das kann man an der fehlenden Eloxalschicht deutlich erkennen. Die hochgeladenen Konstruktionszeichnungen weisen aber schon die korrigierten Maße auf.
Jetzt kann die Konstruktion auf das Okular geschoben und geklemmt werden. Bei einem Spektiv mit Schrägeinblick gibt es keine Kollision mit dem Spektivkörper.
Größten Wert wurde bei der Konstruktion darauf gelegt, dass die Vergrößerung des Okulars weiterhin verstellbar bleibt und zudem noch komfortabel bedient werden kann. Auf dem nächsten Bild kann man deutlich den Spalt zwischen Okular und Verbindungsbolzen erkennen.
Noch einige Ansichten mit eingeschwenktem Laser-Entfernungsmesser:
Als letztes besorgt man sich eine Stativschraube mit ¼“-Gewinde und kürzt sie auf ca. 17mm Länge. Das Längenmass musste ich natürlich an die Kamera anzupassen.
Dann kann man endlich die Kamera montieren:
Das nächste Bild ist in Verbindung mit dem Digiscope-Adapter entstanden. Der Adapter ist so ausgelegt, dass die Vergrößerung am Okular des Spektivs weiterhin problemlos bedient werden kann. Da die Digitalkamera auf dem Okular aufliegt, sollte die Vergrößerung des Spektivs auch so eingestellt werden, dass sich auf dem Kameradisplay der größtmögliche Bildausschnitt ergibt.
Nachtrag vom 27.09.2015:
Habe versucht, den Vollmond zu fotografieren.
Hier könnt Ihr Euch ein Video mit dem Adapter anschauen. Man erkennt deutlich eine Verzerrung des Bildrandes, da natürlich von der Austrittslinse abgefilmt wird. Für mich ist dieser Effekt aber vernachlässigbar. Wer die Lautstärke etwas aufdreht, wird hören, wie die Kamera selbständig nachfokussiert bzw. die Blende nachjustiert – wenn man Ihr Zeit dazu lässt. Klasse Sache, dass man nicht mehr ständig selbst an der Scharfstellung des Spektivs herum fummeln muss.
Ein Kommentar zu “Digiscope-Adapter zum Zeiss Diascope 85”