Wie bei allen meinen Neuwaffen, führe ich auch hier die Prozedur des „Einschießens“ oder „Glattschießens“ des Laufs durch. Und nein, ich mach´ das nicht, weil ich ganz genau weiss, dass es notwendig ist oder was genau im Laufinneren passiert, sondern einzig und allein zur Gewissensberuhigung und weil es mir damals so von den „alten Hasen“ überliefert wurde. Hier und da hört man von Geschichten, was angeblich passiert, wenn man´s nicht macht. Ob da jetzt was dran ist, kann ich nicht sagen, aber ausprobieren wollte ich´s auch nicht – das Märchen vom bösen Wolf zieht halt auch bei mir…
Jedenfalls sei hier nochmal kurz erwähnt, dass es zum Einschießen bei mir fünf Einzelschüsse sind, wobei nach jedem Schuss der Lauf mit allem Drum und Dran geputzt wird, gefolgt von fünf Doppelschüssen mit je einer Putzroutine, gefolgt von fünf 5er-Serien mit je einer Putzroutine. Danach ist dann auch endlich mal gut.
Zum Zeitpunkt dieses Beitrags habe ich bereits den zweiten Tag mit Einschießen verbracht: 5 Stunden und lächerliche 11 Schuss am ersten Tag, sowie 2,5 Stunden und immerhin 12 Schuss am zweiten Tag. Das einzig Gute am Einschießen ist, dass man durchaus schon mal seine Laborierungen testen kann und davon will ich hier berichten.
Die erste Laborierung war die des erwähnten Schützenkollegen mit Zermatt-System im Kaliber .300 PRC, die ich leichtsinnigerweise ungefragt übernommen habe. Die Laborierung will ich der Ordnung halber hier veröffentlichen, betone aber, dass sie sich an der Grenze zur „Pressladung“ befindet und die Ladeempfehlung von Vithavuori bereits überschritten wird. In seinem Gewehr läuft die Laborierung sehr gut, das mag jetzt aber auch daran liegen, dass es einen Lauf von durchgehend 30mm Durchmesser hat und somit noch unempfindlicher gegen Schwingungen und thermische Belastung ist.
Wie immer gilt:
Es wird keine Garantie für die Richtigkeit von Wiederladedaten übernommen – Wiederlader handeln auf eigene Gefahr!
- Hülse: Lapua Match
- Pulver: 80,5 gr. N570
- Geschoss: Hornady ELD-Match, 225 gr.
- Zünder: RWS 5333, Large Rifle Magnum
- OAL: 94,0mm
- Crimp: keiner
Zur Info:
Die obige Berechnung basiert als einzige auf einem 26“-, statt 30“-Lauf. Nachfolgende Laborierungen basieren dann auf einem 30″-Lauf und es wurden nur noch Pulvermenge und/oder Pulvertyp geändert.
Geschossen habe ich übrigens immer auf eine Distanz von 100m sitzend aufgelegt auf Zweibein mit Sandsack am Hinterschaft. Die obige Laborierung hat bei mir leider überhaupt nicht gut funktioniert. Schützenkollegen haben berichtet, dass der Lauf im Schuss sichtbar geschwungen hat und das Schussbild war entsprechend mäßig. Ich habe es nicht vermessen, aber es dürften so ca. 30mm auf 100m gewesen sein.
Wieder zurück von der Schießbahn habe ich das gemacht, was ich zuerst hätte machen sollen: Ich habe mir die Ladedaten von Vithavuori angeschaut und siehe da, es gab auch eine Ladeempfehlung für das Pulver N160, von dem ich auch noch etwas auf Lager habe.
So habe ich Marvin gebeten, mal die nachfolgenden Laborierungen mit Quickload zu berechnen. Da ich kein Freund von zu eng abgestimmten Ladeleitern bin, habe ich dazu auch immer eine alternative mit nennenswertem Abstand zur maximalen Ladeempfehlung gewählt und teilweise auch getestet.
N570, 78,4gr. (Max-Empfehlung)

Vier Schuss habe ich abgegeben und das Schussbild gibt Rätsel auf: Nur drei sichtbare Treffer inkl. einem Ausreißer. Ist hier wirklich ein Schuss perfekt „Loch in Loch“ gegangen? Haben die restlichen drei Schuss dann tatsächlich ein Lochbild von 9,5mm über Mitte? Hier ist für mich klar, dass ich diese Laborierung ein weiteres Mal testen werde.

Das hier ist dann meine zweite Testserie mit fünf Schuss, die Hoffnung auf einen hervorragenden Streukreis ist damit Vergangenheit. Diese Laborierung halte ich nach der zweiten Testserie für zu stark für die Laufgeometrie der Savage, sodass ich sie nicht weiter verfolgen werde.

N570, 75,9gr. (Max-Empfehlung minus 2,5gr.)

Auch hier waren es vier Schuss mit einem Streukreis, der zwar nicht an jenes des Zermatt-Systems (bzw. dessen Schützen) herankommt, aber für mich jetzt schon absolut top ist.

N570, 77,2gr. (Max-Empfehlung minus 1,2gr.)
Hierzu ist kein Diagramm von Quickload verfügbar.

Diese Laborierung habe ich gewählt, weil ich mit 75,9gr. schon einen sehr engen Streukreis geschossen habe und nochmal etwas näher an die maximale Ladeempfehlung von 78,4gr. kommen wollte. Für das Long Range Schießen will man eben auch das Maximum an Geschwindigkeit rausholen, solange die Präzision gut ist.
Das Ergebnis hat mir aber gezeigt, dass diese 1,3gr. mehr an Pulver schon einen Unterschied machen und den Streukreis verdoppeln – ich werde die bisher beste Laborierung mit 75,9gr. N570 also nicht härter laden. Im Gegenteil, ich werde mit wenigen Schüssen mal testen, ob 75,5gr. N570 nicht einen noch besseren Streukreis ergeben.
N165, 70,5gr. (Max-Empfehlung)

Mangels Pulvertyp habe ich diese Laborierung nicht getestet, wollte aber wenigstens das Diagramm dazu liefern.
N160, 63,3gr. (Max-Empfehlung)

Auch hier habe ich vier Schuss abgegeben und sehe nur drei Treffer. Leider ist mir hier beim Test zudem das Schusspflaster als Haltepunkt abgefallen, sodass ich auch hier eine zweite Testserie durchführen wollte.

Das Ergebnis der zweiten Testserie mit dieser Laborierung und fünf Schuss hat mich positiv überrascht, der Streukreis ist genauso gut, wie die bisher beste Laborierung mit 75,9gr. N570: 11mm über Mitte gemessen.
N160, 60,8gr. (Max-Empfehlung minus 2,5gr.)

Das Diagramm wurde zwar berechnet, diese Laborierung habe ich letztendlich aber nicht mehr getestet, weil 63,3gr. Pulver einfach schon hervorragend laufen.
Hier noch ein kleiner Nachtrag: Das von mir konstruierte Gewicht für den Vorderschaft ist mittlerweile verfügbar und wurde auch gleich eingebaut.

Von der Seite betrachtet sieht man das Gewicht durch den Schaft nicht, die Ventilation um den Lauf herum ist nach wie vor möglich. So sieht der Schaft nun von unten aus, die Picatinny-Schiene für das Zweibein ist auf dem Bild noch nicht montiert. Sie kann nun durch die Langlöcher in einem 87mm-Raster entsprechend Ihrem eigenen Lochabstand nach hinten versetzt werden.
Das Gesamtgewicht der Waffe inkl. Zweibein und leerem Magazin beträgt nun 10,4 kg.


Drop-Chart
Für die von mir gewählte Laborierung…
- Hülse: Lapua Match
- Pulver: 75,9 gr. N570
- Geschoss: Hornady ELD-Match, 225 gr.
- Zünder: RWS 5333, Large Rifle Magnum
- OAL: 94,0mm
- Crimp: keiner
… hat mir Marvin freundlicherweise noch eine Drop-Chart mit Quickload erstellt, ich stelle sie hier zur Verfügung.
