AR-15 Verschlusskammer reinigen

Die Reinigung der Verschlusskammer eines AR15 ist konstruktionsbedingt wegen der hinterschneidenden Geometrie leider eine schwierige Angelegenheit. Ich habe mich schon oft darüber geärgert und etliche abgeknickte Wattestäbchen verwendet, um auch in diesem Bereich Schmauch, Abrieb und Messingspäne entfernen zu können. Wirklich gut hat das nie funktioniert, weil man lediglich durch den Magazinschacht oder das Auswurffenster an den Bereich herankommt und ein genicktes Wattestäbchen ist jetzt auch nicht wirklich ein Werkzeug, mit dem man zuverlässig Druck ausüben kann. Und selbst wenn das einigermaßen gelingt, so kann man es doch nur mit Öl tränken und hoffen, dass möglichst viel Dreck daran haften bleibt, ansonsten schiebt man selbigen auch nur fröhlich im Kreis umher.

Für solch schwierige Stellen gibt es ja Patronenlagerbürsten, aber das ist auch genau das, was ich solchen Bürste vorwerfe: Ihrem Namen werden sie meiner Meinung nach nur im Bereich des Patronenlagers gerecht. Die dort berührenden Borsten können den Dreck mit einer Drehbewegung lösen, sodass man ihn anschließend mit einem Patch auch zur Mündung hin rausschieben kann (wenn man keine Putzstockführung benutzt, die diesen Bereich wieder „überbrückt“).

Eher selten sehe ich Angebote von Patronenlagerbürsten für AR-15 aus Nylon. Hier kann man aufgrund der Flexibilität der Borsten teilweise noch ein ölgetränktes Patch um den „Bereich der Verschlusskammer“ wickeln, das man dann mit mehr Kraftaufwand einführt und umherdreht. Das geht natürlich auch nur mit einem starren Putzstock – in meinem Fall habe ich mir aus einer Alustange mein eigenes Werkzeug gebastelt. Aber ohne derlei improvisierte Hilfsmittel ist und bleibt die Angelegenheit echt schwierig.

Ich habe aus diesem Grund mal einen Versuch mit Knete gestartet: Nicht allzu teuer, gewissermaßen „klebrig“ und nimmt leicht auch die schwierigsten Formen durch simples Anpressen an. Ich habe dazu bewusst nicht die allseits bekannte Knete genommen, die so gerne im TV beworben wird, weil ich diese als sehr weich und ölig in Erinnerung hatte. Ihr wisst, welche ich meine…

Das Vorhaben hat nach einer kurzen Zeit des „Warmknetens“ eigentlich ganz gut funktioniert, aber ich hatte dann doch etwas Sorge, ob sich am Ende wieder alles rückstandsfrei entfernen lässt. Das Problem besteht nämlich darin, die Knete auch wieder rauszubekommen! Der erste reflexartige Gedanke war, das Ganze in üblicher Weise wieder aus dem Lauf zu putzen, aber erstens sollte die Knete eine Arbeitserleichterung sein und zweitens gibt es überhaupt keinen Grund, den ganzen Kram auch noch komplett durch den gesamten Lauf zu drücken! Also habe ich den Putzstock eben von der Laufmündung eingeführt und so die – mittlerweile wieder etwas erkaltete und steifer gewordene Knete – vorsichtig wieder in Richtung Verschluss herausgedrückt. Das ging leider nicht in einem Stück und hilfreich war hier letztendlich abermals mein Dentalwerkzeug, das ich in anderen Artikeln bereits erwähnt habe. Die Schmutzanhaftungen an der Knete waren ordentlich, aber zufrieden war ich wegen der Schrecksekunde, ob ich das Zeugs jemals restlos wieder rausbekomme, nicht wirklich.

Es musste etwas vergleichbar Weiches aber im Endeffekt Zäheres her, das die Aufgabe ebenfalls erfüllen konnte. Ehrlicherweise nicht meiner Idee entsprungen, fiel die Wahl dann schließlich auf einen Gehörschutzstopfen. Den kann man mit einem Stift oder Ähnlichem (ich habe den Holzstab eines Malpinsels verwendet) dann sehr gut in die Kammer pressen. Mit dem Dentalwerkzeug ließ er sich zudem auch noch leicht aufspießen und durch dessen Krümmung dann sehr gut in der zylindrischen Bohrung rundherum schleifen. Wie auf den Bildern zu sehen, hat diese Methode nach der AKtion mit der Knete noch einiges an Dreck herausgeholt. Zu sehen ist ein und derselbe Gehörschutzstopfen von beiden Seiten fotografiert.

Den „Härtetest“ mit ausschließlicher Verwendung von Gehörschutzstopfen ohne Knete vorab habe ich dann mit meinem zweiten Upper, dem „SRB“ von Hera Arms durchgeführt. Das hier sind die beiden Seiten des ersten Stopfens:

Es sind noch ein zweiter und dritter Stopfen verwendet worden. Hierzu noch eine Übersicht mit abnehmendem Verschmutzungsgrad der drei Stopfen und meinem Dentalwerkzeug.

An der Methode mit den Gehörschutzstopfen werde ich künftig festhalten und an der Knete erfreut sich mittlerweile die kleine Lena, ein Kind aus unserer Nachbarschaft. Die Patronenlagerbürste hat bei mir aber noch nicht ausgedient: Ich werde sie weiterhin in der Nylonausführung verwenden, um den Schmutz mit etwas Öl vorab anzulösen und rauszuholen, was geht.

Tumblergranulat reinigen

Wiederlader haben aktuell eine schwere Zeit, denn die Preise für Komponenten sind bereits ordentlich gestiegen. Wobei man eigentlich schon froh sein kann, wenn die benötigten Komponenten überhaupt noch verfügbar sind. In Anbetracht der aktuellen Munitionspreise lohnt sich das Wiederladen aber immer noch, denn auch im Bereich der Fabrikpatronen sind die Preise erheblich gestiegen.

So, hier geht´s aber um Tumblergranulat mit ziemlich überschaubaren Kosten von 27-35€ für eine Packung von etwas mehr als 4kg und es kommt vor, dass so eine Menge bei mir bis zu anderhalb Jahren hält. Granulat reinigen kann man also machen, muss man aber nicht. Gehen tut´s auf jeden Fall und davon berichte ich in diesem Beitrag.

Der Preis war jetzt also nicht gerade ausschlaggebend für diesen Versuch, sondern eher die Aussage meines Händlers, dass dieses Granulat (Maisgranulat von Lyman) wegen gewisser Zusätze künftig nicht mehr in die EU importiert wird. Da es momentan sowieso vergriffen ist, werde ich also erst noch feststellen, ob an der Aussage was dran war. Als Vorsichtsmassnahme habe ich mir beim gleichen Besuch dann auch etwas Nussschalengranulat mitgenommen, damit scheint es keine Probleme zu geben. Ich muss gestehen, einen Vergleich zwischen beiden Granulaten habe ich bisher noch nicht gemacht. Wer darüber etwas berichten kann, möge gerne die Kommentarfunktion nutzen.

Bei der Onlinesuche habe ich schließlich entdeckt, dass es diverse Granulate aber auch in beschichteten Varianten gibt. Hab´ ich bisher nicht gewusst und aus diesem Grund auch noch nicht ausprobiert – auch hierzu würde ich mich über ein paar Kommentare freuen, wenn damit bereits Erfahrungen gemacht wurden.

Ich komme endlich zur Sache:

Zuerst mal habe ich eine handvoll verdrecktes Granulat ins mit Seifenwasser gefüllte Waschbecken gegeben. Ein Teil der Körner ist abgesunken und der andere Teil schwamm oben auf. Wenn sich wenigstens der Dreck ordentlich gelöst hätte, wäre das kein kompletter Reinfall gewesen, aber so kann man mit dem Granulat nicht wirklich wirtschaftlich umgehen, das Einsammeln hätte Ewigkeiten gedauert.

Für den nächsten Versuch habe ich ein Wäschenetz aus Nylon verwendet (bekommt man in den bekannten Drogerieketten), das lief schon wesentlich besser: Ca. 2kg Granulat habe ich eingefüllt, darauf dann noch einige Hübe aus dem Seifenspender und dann ab ins lauwarme Wasser im Waschbecken.

Dieses „Granulatkissen“ lässt sich sehr einfach handhaben, denn es geht nichts an Granulat verloren und durch die Bewegung innerhalb der Masse löst sich der Dreck auch sehr gut. Diese Spülprozedur habe ich dann für die erwähnte Menge insgesamt vier bis fünf Mal durchgeführt.

Während das erste Abwasser noch braun ist, wechselt die Farbe mit den weiteren Spülvorgängen zu einem dunklen grün. Beim Ablassen des Wassers findet man mit der Zeit auch immer weniger Dreckpartikel am Abfluss…

… so dass man davon ausgehen kann, dass man mit der Zeit eher die grüne Färbung des Maisgranulats komplett auswaschen wird, wenn man kein Ende findet. Ich habe also nach höchstens 5x Auswaschen keinen Mehrnutzen entdecken können und folglich aufgehört.

Zur Trocknung des Granulats habe ich einen großen Plastikbeutel mit ordentlich Materialstärke verwendet, den ich auf dem Boden vor dem Dachfenster ausgebreitet habe.

Das Granulat habe ich dünn darauf verteilt und bei geöffnetem Fenster 2x am Tag durchmischt. Das Ergebnis wird schneller erreicht, wenn die Sonne mithilft, aber eine Trocknung im Bereich Garten/Balkon/Terrasse habe ich mich wegen Wind nicht getraut.

Auf dem oberen Bild ist das Granulat noch nass, ca. 24h später ist es bei schönem Wetter am offenen Fenster dann bereits getrocknet (Bild unten).

Wie auf dem nächsten Bild zu sehen, ist das gewaschene und getrocknete Granulat (links) nicht sehr viel heller, als das noch unbenutze Granulat (rechts). Für mich ein Zeichen, dass ich es mit dem Auswaschen nicht übertrieben habe.

Zum Vergleich auch nochmal mit bereits verschmutzem Granulat.

Das gereinigte Granulat wurde dann auch gleich wieder eingesetzt: Zu der kompletten Menge von knapp über 4kg kamen ca. 350 Hülsen 9mm hinzu, die nach 2 Stunden wieder sehr gut aussahen. Nicht neuwertig, aber doch sehr gut!